FLT3-Inhibitoren plus alloHSCT verlängern Überleben von FLT3+ AML-Erkrankten

EBMT 2023 Josef Gulden

Für AML Patient:innen gibt es mehrere Inhibitoren, die die Überlebenschancen verbessern können. Für AML Patient:innen gibt es mehrere Inhibitoren, die die Überlebenschancen verbessern können. © Ekahardiwito – stock.adobe.com

Für Patient:innen mit AML und FLT3-Mutationen gibt es mehrere Inhibitoren, die die Tyrosinkinase des FLT3-Rezeptors gezielt hemmen und die Überlebenschancen verbessern. Wie diese mit einer allogenen Stammzelltransplantation zusammenwirken, war Gegenstand von zwei aktuellen Studien.

Der Inhibitor Gilteritinib ist als Monotherapie zur Behandlung erwachsener Personen mit rezidivierter oder refraktärer AML mit FLT3-Mutationen zugelassen. Real-World-Daten zur Anwendung im Kontext einer allogenen hämatopoetischen Stammzelltransplantation (alloHSCT) sind jedoch rar. 

Dr. ­Desiree ­Kunadt, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden, präsentierte eine retrospektive Real-World-Studie, die 156 Patient:innen mit rezidivierter (n = 87) oder refraktärer (n = 69) FLT3+ AML umfasste, die eine Salvagetherapie mit Gilteritinib erhalten hatten.1 Etwa jede:r Fünfte wies zu Beginn einen güns­tigen Genotyp entsprechend der ELN-Klassifikation auf, knapp die Hälfte einen intermediären, und ein gutes Drittel einen ungünstigen. 88,5 % hatten eine intensive Induktion erhalten und fast jede zweite Person war vor Gilteritinib mit wenigstens einem weiteren FLT3-Inhibitor behandelt worden.

Gilteritinib-Erhaltung ingesamt vielversprechend

116 Patient:innen bekamen die Substanz als Monotherapie, 23 in Kombination mit einer alloHSCT und 17 nach der alloHSCT eine Gilteritinib-Erhaltung. Mit Letzterer fiel die Prognose im Vergleich zu den beiden anderen Gruppen am besten (s. Kasten) aus. Insgesamt erwies sich die Gilteritinib-Erhaltung als sehr vielversprechend: So betrug das Zwei-Jahres-OS 91 % und das Zwei-Jahres-EFS 77 %.

Detaillierte Real-World-Daten zu Gilteritinib

Die von Dr. Kunadt vorgestellten Ergebnisse waren im Einzelnen: 

  • Gilteritinib-Monotherapie
  • medianes OS: 5,19 Monate; medianes EFS: 3,83 Monate; komplette Remission (CR)/CR mit unvollständiger Erholung (CRi): 37,1 %.
  • Gilteritinib + alloHSCT
  • medianes OS und EFS: jeweils 10,35 Monate; CR/CRi: 34,8 %
  • alloHSCT+ Gilteritinib-Erhaltung
  • medianes OS: 16,79 Monate; medianes EFS: 14,85 Monate; CR/CRi: 70,6 %

Eine Kombination des Inhibitors als Bridging und alloHSCT scheint die Prognose einer FLT3+ AML deutlich zu verbessern, insbesondere wenn sich daran noch eine Gilteritinib-Erhaltung anschließt. Allerdings, so Dr. ­Kunadt, sollte u.a. die Effektivität verschiedener Erhaltungsstrategien geprüft werden.

Ein weiterer, bislang in Europa noch nicht zugelassener, hochwirksamer und selektiver Typ-2-FLT3-Hemmer ist Quizartinib. Die Substanz wurde in der globalen Phase-3-Studie QuANTUM-First bei Patient:innen mit neu diagnostizierter AML und FLT3-Mutationen untersucht. Wie Prof. Dr. ­Radovan ­Vrhovac, University Hospital Centre Zagreb, berichtete, hatten die 539 Teilnehmenden zusätzlich zu einer Standardchemotherapie Quizartinib oder Placebo erhalten.2 Erreichten sie eine komplette Remission (CR) mit oder ohne vollständige hämatologische Erholung (CRi) wurden zur Konsolidierung bis zu vier Zyklen hoch dosiertes Cytarabin mit oder ohne Quizartinib gegeben und/oder eine alloHSCT durchgeführt. Anschließend erfolgte eine weiterführende Therapie bis zu drei Jahre mit Quizartinib oder Placebo. 

147 Patient:innen im Prüfarm und 150  Personen der Kontrolle erzielten nach der Induktion eine CR. Insgesamt unterzogen sich 157 Erkrankte (84 unter Quizartinib und 73 unter Placebo) einer Transplantation. In einer multivariaten Analyse stellten sich Quizartinib und die alloHSCT als unabhängige positive Einflussfaktoren für das OS heraus:

Der FLT3-Inhibitor reduzierte das Mortalitätsrisiko um 23 % (HR 0,770; 95%-KI 0,609–0,973; p = 0,0284), die Transplantation um mehr als die Hälfte (HR 0,424; 95%-KI 0,301–0,597; p < 0,0001). Eine separate Analyse ergab, dass Quizartinib das Überleben auch unabhängig von der Transplantation positiv beeinflusste. Die Patient:innen schienen von der Substanz vor allem dann zu profitieren, wenn bei ihnen vor der Transplantation noch eine minimale Resterkrankung nachweisbar gewesen war.

Quellen
1.    Kunadt D. 49th Annual Meeting of the EBMT; Abstract OS01-01
2.    Vrhovac R. 49th Annual Meeting of the EBMT; Abstract OS01-04

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Für AML Patient:innen gibt es mehrere Inhibitoren, die die Überlebenschancen verbessern können. Für AML Patient:innen gibt es mehrere Inhibitoren, die die Überlebenschancen verbessern können. © Ekahardiwito – stock.adobe.com