Lässt sich bei OSA die chronische Inflammation therapeutisch nutzen?

Dr. Susanne Meinrenken

Mit der CPAP-Therapie lassen sich u. a. die für die OSA typischen nächtlichen Hypoxien vermeiden. Mit der CPAP-Therapie lassen sich u. a. die für die OSA typischen nächtlichen Hypoxien vermeiden. © Hope – stock.adobe.com

Schlafapnoe wurde als Risiko für Herz, Gehirn und Stoffwechsel entlarvt. Eine chronische Entzündung steht im Verdacht, die gefährlichen Folgen zu vermitteln. Neue Therapieansätze könnten an diesem Mechanismus ansetzen – doch die Studienlage bleibt uneinheitlich.

Eine obstruktive Schlafapnoe erhöht das Risiko für kardiovaskuläre und metabolische Erkrankungen sowie neurokognitive Dysfunktion. Pathogenetisch wird hinter diesen Zusammenhängen eine chronische Entzündungsreaktion vermutet. Sie könnte ihrerseits Ansatzpunkt für neue Therapieoptionen sein.

Als wichtigster Trigger für die bekannten Folgeerkrankungen einer obstruktiven Schlafapnoe (OSA) gilt die durch die nächtlichen Atempausen verursachte intermittierende Hypoxie, schreiben Prof. Dr. Richard Schulz und Edyta Schulz, Praxis für Pneumologie im Helios MVZ Bad Schwalbach. Hypertonie, Myokardinfarkt oder Schlaganfall sind wahrscheinlich v. a. das Resultat einer chronischen Inflammation. Diese führt über die verstärkte Freisetzung bestimmter Mediatoren zu einem Remodelling von Gefäßen, zu Atherosklerose und zu eingeschränkter Vasodilatation. Tatsächlich lassen sich bei unbehandelter OSA erhöhte Blutspiegel von Interleukin(IL)-6, TNF-alpha und anderen proinflammatorischen Biomarkern sowie löslichen Adhäsionsmolekülen feststellen.

Intima-Media-Dicke zeigt Endothelschädigung an

Zudem korrelierten in Studien die Plasmakonzentrationen von CRP, IL-6 und IL-18 und das Ausmaß der nächtlichen Hypoxien mit der Intima-Media-Dicke der A. carotis. Letzteres betrachtet das Autorenteam als Beleg dafür, dass bei OSA die Aktivierung der inflammatorischen Kaskade über die vermehrte Freisetzung von Adhäsionsmolekülen zur Endothelschädigung führt.

Auch das zentrale Nervensystem reagiert auf die wiederkehrenden Hypoxien. So setzen Astrozyten und Mikroglia verstärkt inflammatorische Botenstoffe frei. Die dadurch entstehenden neuronalen Schädigungen werden als mögliche Ursache für die oft beobachteten Gedächtnis-, Aufmerksamkeits- und Vigilanzstörungen angesehen. Im viszeralen Fettgewebe sezernieren Adipozyten – zumindest laut mancher Studien – vermehrt spezifische Zytokine wie Leptin, Resistin und Ghrelin. Diese Botenstoffe stehen wiederum in Zusammenhang mit der Entstehung eines Diabetes mellitus. Histologisch und per PET-Scan ließen sich bei OSA-Patientinnen und -Patienten zudem inflammatorische Veränderungen der oberen Atemwege nachweisen. Inwieweit das funktionell Folgen hat, ist allerdings bislang unklar. Für den Bereich der unteren Atemwege gibt es hingegen Hinweise darauf, dass Betroffene mit unbehandelter OSA ein höheres Pneumonierisiko haben. Zudem wird ein Asthma/OSA-Overlap-Syndrom diskutiert.

Kaum Einfluss der CPAP auf kardiovaskuläre Endpunkte

Angesichts der chronischen Inflammation in verschiedenen Organen ist eine adäquate Therapie der OSA entscheidend. Einigen Studien zufolge sinken erhöhte Entzündungsmarker im Blut, sobald von OSA Betroffene mittels CPAP (continuous positive airway pressure) behandelt werden. Die Studienlage insgesamt ist allerdings eher als heterogen zu bezeichnen. Kardiovaskuläre und andere Endpunkte wurden unter der Maskentherapie nicht relevant beeinflusst. Mögliche Gründe hierfür sieht das Autorenduo in fortbestehenden Risikofaktoren (z. B. Adipositas), irreversiblen Endorganschäden und mangelnder Adhärenz.

Therapeutische Alternativen wären deshalb wünschenswert. Infrage kommen antiinflammatorisch wirkende Medikamente wie Statine oder GLP-1-Agonisten. Zwei randomisierte Studien zur Wirkung von Atorvastatin bei OSA konnten jedoch nicht eindeutig positive Effekte nachweisen. Unter dem GLP-1-Agonisten Tirzepatid verlieren adipöse Betroffene an Gewicht, woraufhin sich in Studien ihr Apnoe-Hypopnoe-Index verbesserte. Zudem wirken GLP-1-Agonisten antientzündlich. Allerdings ließ sich in einer Studie zu Liraglutid kein günstiger Effekt auf die Inflammation des Aortenendothels von OSA-Patientinnen und -Patienten zeigen. Inwieweit antiinflammatorische Wirkstoffe anstelle von oder zusätzlich zu einer CPAP-Therapie eine Option bei OSA darstellen, muss in randomisierten Studien genauer untersucht werden, so das Autorenteam.

Quelle: Schulz R, Schulz E. Somnologie 2025; doi: 10.1007/s11818-025-00493-8

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