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Obstruktive Schlafapnoe: Wann CPAP, wann Schnarchprothese?
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obstruktiven Schlafapnoe."
Die kontinuierliche Überdruckbeatmung mit der CPAP-Maske bleibt Standardtherapie der obstruktiven Schlafapnoe (OSA), erinnerte Professor Dr. Wolfgang Galetke von der Helios-Klinik Hagen-Ambrock. Ihre Effektivität ist wesentlich höher zu beurteilen als die der Unterkieferprotrusionsschiene, im Volksmund Schnarchprothese genannt. Dafür schneidet die Schiene in Sachen Adhärenz besser ab, sodass sich die Ergebnisse im klinischen Alltag vermutlich wenig nehmen.
Unverzichtbar bei der CPAP sind Schulung und Behandlung von Nebenwirkungen, damit die Compliance steigt. „Bitte nicht einfach aufgeben und auf die Schiene umsteigen, wenn der Patient im Schlaflabor die Maske ausprobiert hat und das Gesicht verzieht“, betonte Prof. Galetke. Bei Patienten mit einem Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) über 30 fällt die Schiene ohnehin als Option für die Initialtherapie aus. Sie kann versucht werden, wenn die Maske nicht funktioniert.
Gewichtsreduktion nennt die Leitlinie als unterstützende Maßnahme, und sie ist zweifellos effektiv. Bei moderat übergewichtigen Männern halbierte ein Gewichtsverlust um 10–15 % den AHI.
Jedem Schlafapnoe-Patienten in den Mund schauen
„Aber wir wissen alle, dass Gewichtsreduktion a) schwierig ist und b) meist nicht von Dauer“, meinte Prof. Galetke. Bariatrische Operationen bei hochgradig adipösen Patienten schaffen sogar eine AHI-Reduktion um 80–100 % je nach Art des Eingriffs. Jedem Schlafapnoe-Patienten sollte der Arzt in den Mund schauen. Es kommt zwar nicht so häufig vor, aber wenn die Rachenmandeln so groß sind, dass sie sich quasi berühren, ist auch bei Erwachsenen mit OSA eine Tonsillektomie indiziert. Weitere Maßnahmen wie die Raffung und Stutzung störender Weichteile (Uvulopalatopharyngoplastik) oder die Stimulation des N. hypoglossus kommen nur für einzelne Patienten infrage, bei denen weder CPAP noch Protrusionsschiene funktionieren.
Vier pathophysiologische Aspekte gilt es bei der Therapieplanung zu berücksichtigen: der kritische Verschlussdruck, unterhalb dessen die oberen Atemwege kollabieren, die Loop Gain als Maß für den Atemantrieb, die Arousalschwelle und der Upper-Airway-Reflex als Maß für den Stimulus, der nötig ist, damit die Muskulatur der oberen Atemwege aktiv wird und das Lumen erweitert.
Nicht immer führt eine einzige Strategie zum Ziel
Je nach Störung können unterschiedliche Therapieoptionen in Betracht gezogen werden (s. Tabelle). Momentan bewegt sich das aber noch im experimentellen Bereich.
Vier relevante Aspekte für die Therapieplanung | |
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Kritischer Verschlussdruck |
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Loop Gain |
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Arousalschwelle |
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Upper-Airway-Reflex |
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Prof. Galetke erinnerte daran, dass nicht immer eine einzige Strategie zum Ziel führt. Gerade wenn CPAP nicht möglich ist oder ohne Erfolg bleibt, sollte man Kombinationstherapien in Erwägung ziehen. Maske und Schiene lassen sich kombinieren, aber auch medikamentöse Strategien wie Eszopiclon oder Trazodon, die die Arousalschwelle anheben.
Quelle: 8. Kongress der WDGP* und der NRW-GSM**
* Westdeutsche Gesellschaft für Pneumologie
** Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Schlafmedizin
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