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Medikamente statt Maske

Die obstruktive Schlafapnoe betrifft weltweit Millionen von Menschen. Unbehandelt kann sie schwerwiegende Konsequenzen haben. Die aktuelle Standardtherapie mit CPAP*-Atemmaske ist zwar effektiv, aber für die Hälfte der Patienten unpraktikabel. Nun scheint die Kombination altbekannter Wirkstoffe erstmals medikamentöse Perspektiven zu eröffnen.
Bei Menschen mit obstruktiver Schlafapnoe erschlafft nachts die Rachenmuskulatur, wodurch sich die oberen Atemwege verengen oder verschließen und es zu Atempausen kommt. Daraus resultiert eine Sauerstoffunterversorgung, die Betroffene im Minutentakt aus dem Schlaf hochschrecken lässt. Die Folge der unruhigen Nächte ist ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen, Demenz und Depressionen. Tagsüber steigt zudem die Unfallgefahr im Straßenverkehr auf das Zwei- bis Vierfache.
Richard Lim von der Medizinischen Fakultät der University of New South Wales und Kollegen rekrutierten für eine randomisierte, doppelblinde Cross-over-Studie 12 Patienten. Diese verbrachten sieben Nächte in einem Schlaflabor und erhielten vor dem Zubettgehen entweder den selektiven Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer Reboxetin plus Butylscopolamin, einen Muskarinrezeptorantagonisten, oder Placebo. Bereits in früheren Studien mit gesunden Probanden hatten die beiden Wirkstoffe Hinweise darauf gegeben, dass die nächtliche Kontrolle der Rachenmuskulatur offenbar einer muskarinergen und noradrenergen Steuerung unterliegt.
Die polysomnographischen Messungen sprachen deutlich für die Doppelmedikation: Die Anzahl der nächtlichen Ereignisse sank um ein Drittel von durchschnittlich 51 auf 33 pro Stunde, was mit einer Zunahme der Sauerstoffsättigung um 6 % einherging.
Obere Atemwege werden stabiler
Darüber hinaus zeigte sich ein positiver Einfluss auf den Tonus der Kinn-Zungen-Muskeln und die Stabilität der oberen Atemwege insgesamt, ohne jedoch die Atemreizschwelle zu verändern.
Quasi bei allen Patienten habe sich die Schlafapnoe in irgendeiner Weise verbessert, zitiert die begleitende Pressemitteilung Professor Dr. Danny Eckert, Direktor des Adelaide Institut for Sleep Health an der Flinders University. Zukünftig werde man im Rahmen von Langzeitstudien diese und ähnliche Wirkstoffe weiter erproben.
* Continuous Positive Airway Pressure
Quellen:
1. Lim R et al. J Physiol 2021; 599: 4183-4195; DOI: 10.1113/JP281912
2. Pressemitteilung der Flinders University Adelaide
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