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Langfristige Besserung beruht wohl auf physiologischen Heilungsvorgängen
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Bislang ging man deshalb davon aus, dass Schmerzen und Einlagerungen zusammenhängen, beispielsweise weil die Kristalle Entzündungen auslösen.
Bei der therapierefraktären Kalkschulter erfolgt seit einigen Jahren zunehmend die Entfernung der Kristalle mittels Lavage. Ein Team um Dr. Stefan Moosmayer von der Abteilung für Orthopädie des Martina Hansens Hospital im norwegischen Gjettum hat in einer placebokontrollierten, verblindeten und randomisierten Studie untersucht, ob es für dieses Vorgehen tatsächlich eine wissenschaftliche Grundlage gibt.
Für die Studien waren 220 Erwachsene mit seit mindestens drei Monaten bestehender Kalkschulter und radiologisch nachweisbaren Kristallablagerungen in drei Gruppen aufgeteilt worden. Die einen erhielten eine ultraschallgesteuerte Lavage und eine subakromiale Injektion von 20 mg Triamcinolonacetonid plus 9 ml 1%igem Lidocainhydrochlorid. Gruppe zwei bekam die Spülung nur zum Schein und dazu die Medikamente, Gruppe drei erhielt die Scheinlavage plus Lidocain. Allen Patienten wurde zudem ein tägliches krankengymnastisches Übungsprogramm verschrieben. Mit dem Oxford Shoulder Score (OSS) maßen die Wissenschaftler dann wiederholt über 24 Monate die verbliebenen Beschwerden.
Unterschiede im Behandlungserfolg zeigten sich nur in den Wochen zwei und vier, berichten Dr. Moosmayer und Kollegen. Den Patienten, die ausschließlich mit Lidocain behandelt worden waren, ging es zu diesen Zeitpunkten etwas schlechter als den Studienteilnehmern der beiden anderen Gruppen. Vier Monate bzw. zwei Jahre nach Therapiebeginn gab es keinerlei signifikante Unterschiede zwischen den drei Gruppen.
Die frühen Verbesserungen sind wohl den Kortikosteroiden zuzuschreiben, die langfristigen Effekte beruhen wahrscheinlich auf dem Placeboeffekt und der in der Regel ohnehin günstigen Prognose der Erkrankung, vermuten die Wissenschaftler. Bemerkenswert sei, dass es ohne jeden Einfluss auf die Symptome blieb, wenn von den Kalkeinlagerungen mehr, weniger oder fast gar nichts entfernt wurde. Dies spreche dafür, dass die Beschwerden durch andere zelluläre und molekulare Mechanismen verursacht werden. Die derzeitigen Behandlungskonzepte sollten daher überdacht werden, fordern die Studienautoren abschließend.
Quelle: Moosmayer S et al. BMJ 2023; 383: e076447; DOI: 10.1136/bmj-2023-076447
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