Bei Schmerzen und Schwäche der Schulter auch die Weichteile berücksichtigen

Dr. Judith Lorenz

Weggegangen, Platz vergangen: Die Supraspinatus-, Infraspinatus- und Subscapularissehne haben sich aufgrund einer kompletten Ruptur zurückgezogen. An ihrer Stelle findet sich ein z.T. organisierter Erguss. Weggegangen, Platz vergangen: Die Supraspinatus-, Infraspinatus- und Subscapularissehne haben sich aufgrund einer kompletten Ruptur zurückgezogen. An ihrer Stelle findet sich ein z.T. organisierter Erguss. © wikimedia/Mme Mim

Die akute Rotatorenmanschettenruptur wird häufig übersehen. Verzögert sich die chirurgische Versorgung, drohen langfristige Bewegungseinschränkungen und ein beschleunigter Gelenkverschleiß.

Vier Muskeln, der Supra- und In­fraspinatus, der Teres minor sowie der Subscapularis, bilden die Rotatorenmanschette, erklären Richard­ Craig­ und seine Kollegen von der University of Oxford. Bei einer akuten Verletzung des stabilisierenden Muskelmantels sollte rasch eine Überweisung zum Chirurgen erfolgen, um die Notwendigkeit eines Eingriffs zu beurteilen, um irreversible Schäden zu vermeiden. Ein konservativer Behandlungsversuch ist nur bei einer partiellen Ruptur gerechtfertigt oder wenn eine operative Intervention nicht infrage kommt.

Häufig wird eine akute Rotatorenmanschettenruptur allerdings nicht erkannt. Manchmal dauert es Monate oder sogar Jahre, bis die korrekte Diagnose gestellt wird. Für eine erfolgreiche Therapie ist es dann oft zu spät: Nach so einem langen Zeitraum gestaltet sich die chirurgische Rekonstruktion schwierig oder sogar unmöglich. Diese Patienten müssen dann auf Dauer mit deutlichen Bewegungseinschränkungen leben und haben ein hohes Risiko für Gelenkbeschwerden.

Über 40-Jährige mit Luxation sofort schallen oder ins MRT

Verletzungen der Rotatorenmanschette erleiden typischerweise Personen ab dem mittleren Lebensalter. Bestehen Warnzeichen, die auf eine akute Ruptur hindeuten (s. Kasten), sollte dringlich eine Röntgendiagnostik des Glenohumeralgelenks in zwei Ebenen erfolgen, um Frakturen und Dislokationen, die einer sofortigen Therapie bedürfen, auszuschließen. Bei unauffälligem Röntgenbefund und anhaltenden Beschwerden ist spätestens nach zwei Wochen eine Weichteilbildgebung indiziert.

Das spricht für eine akute Ruptur

  • kürzliches Trauma
  • Schmerzen in der Schulter und/oder dem lateralen Arm
  • Unfähigkeit, den Arm über Schulterhöhe zu abduzieren

Mittels Ultraschall oder MRT lässt sich eine komplette Rotatorenmanschettenruptur mit hoher Sensitivität und Spezifität diagnostizieren. Personen im Alter über 40 Jahre, die eine Schulterluxation erlitten haben, sollten allerdings unverzüglich sonographisch oder mittels MRT untersucht werden, da bei diesem Trauma sehr häufig mit begleitenden Muskelverletzungen gerechnet werden muss. Warum werden Verletzungen der Rotatorenmanschette so oft übersehen? Die Wissenschaftler vermuten: im Gegensatz zu Frakturen und Gelenkdislokationen wird an Sehnenverletzungen häufig einfach nicht gedacht. Ist nach dem Wiedereinrenken des Schultergelenks die Röntgenkontrolle unauffällig, wird nicht nach Muskelschäden gesucht. Hinzu kommt die begrenzte Aussagekraft der klinischen Untersuchung, insbesondere bei schmerzhaft eingeschränkter Beweglichkeit des Gelenks. Ihre Empfehlung: Bei typischer Anamnese und Klinik an eine Rotatorenmanschettenruptur denken und zeitnah eine gezielte bildgebende Diagnostik und Therapie einleiten.

Quelle: Craig R et al. BMJ 2017; 359: j5366

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Weggegangen, Platz vergangen: Die Supraspinatus-, Infraspinatus- und Subscapularissehne haben sich aufgrund einer kompletten Ruptur zurückgezogen. An ihrer Stelle findet sich ein z.T. organisierter Erguss. Weggegangen, Platz vergangen: Die Supraspinatus-, Infraspinatus- und Subscapularissehne haben sich aufgrund einer kompletten Ruptur zurückgezogen. An ihrer Stelle findet sich ein z.T. organisierter Erguss. © wikimedia/Mme Mim