
Mit Geduld und nicht-steroidalen Antirheumatika taut die Frozen Shoulder wieder auf

Von einer Schultersteife oder Frozen Shoulder spricht man, wenn eine Bewegungseinschränkung im Glenohumeralgelenk besteht. Dabei unterscheidet man zwischen einer primären und einer sekundären Form. Die primäre oder idiopathische Schultersteife tritt meist im Alter zwischen 40 und 60 Jahren auf, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Die Ursache ist unbekannt, dennoch gibt es eine Reihe von prädisponierenden Faktoren wie Diabetes, Hypothyreose, KHK und Lungenerkrankungen.
Typisch für die idiopathische Form ist ein spontaner Beginn der Schulterschmerzen („freezing phase“). Die Beschwerden treten vor allem nachts, in Seitenlage und bei raschen Bewegungen auf. Typischerweise haben sie einen einschießenden Charakter, schreiben Dr. Philipp Bissig und Privatdozent Dr. Richard W. Nyffeler von der Orthopädie Sonnenhof, Bern. In 20–40 % der Fälle sind beide Schultern betroffen.
Meist kommt die Bewegungseinschränkung erst später hinzu („frozen phase“). Teilweise sind die Betroffenen im Alltag so stark beeinträchtigt, dass selbst einfachste Dinge wie Haare kämmen, den BH schließen oder den Po abwischen fast nicht mehr möglich sind. Diese Phase dauert in der Regel vier bis zwölf Monate. Danach bessert sich der Bewegungsumfang meist wieder und die Patienten sind überwiegend schmerzfrei („thawing phase“). Die Prognose ist günstig – etwa die Hälfte der Patienten hat nach Ausheilung der Erkrankung keinerlei Beschwerden oder Einschränkungen.
Die sekundäre Schultersteife entsteht meist infolge einer längeren Ruhigstellung des Gelenks nach einem Trauma (posttraumatische Schultersteife) oder nach einer Operation (postoperative Schultersteife). Oftmals erinnern sich die Patienten auf Nachfrage an einen Sturz oder eine Distorsion der betroffenen Schulter. Bei der postoperativen Schultersteife beklagen die Patienten entweder nur eine schmerzarme Bewegungseinschränkung oder berichten von einem ähnlichen Verlauf wie bei der primären Form.
Hinter dem Rücken Außen- und Innenrotation messen
Die Diagnose einer Schultersteife kann anhand der Anamnese und der klinischen Untersuchung gestellt werden. Der wichtigste klinische Test ist die Bestimmung des passiven glenohumeralen Bewegungsumfangs der Schulter. Dazu stellt sich der Untersucher hinter den Patienten und abduziert dessen Arm aus der Ruhestellung bis zur Horizontalen bei gleichzeitig fixierter Scapula.
Bei einer normal beweglichen Schulter kann der leicht abgespreizte Arm etwa 90° nach oben (Außenrotation) und etwa 60° nach unten (Innenrotation) gedreht werden. Dabei dient der Unterarm als Zeiger für die Winkelmessung (horizontale Lage = Neutralstellung). Diese Werte sind bei einer steifen Schulter viel kleiner.
Röntgenaufnahme in zwei Ebenen empfohlen
Tritt in der Bewegungsendstellung zudem ein Kapseldehnungsschmerz auf, deutet das auf eine entzündliche Komponente hin. Darüber hinaus sollten die Halswirbelsäule, das AC-Gelenk, die Kraft sowie die Sensibilität untersucht werden. Zum Ausschluss einer Rotatorenmanschettenruptur oder einer anderen relevanten Pathologie (Tendinitis calcarea, knöcherne Veränderungen) empfehlen die Autoren eine Röntgenaufnahme in zwei Ebenen. Eine Ultraschall- oder Magnetresonanzuntersuchung ist hingegen nur in Einzelfällen, z.B. bei Verdacht auf eine Läsion der langen Bizepssehne, erforderlich.
Die Behandlung erfolgt konservativ. Im Entzündungsstadium besteht die Basistherapie aus nicht-steroidalen Antirheumatika. Diese kann durch die zusätzliche Gabe von Steroiden (oral oder als Gelenkinfiltration) unterstützt werden. Erst wenn die Patienten auf die Schmerztherapie ansprechen, können sie mit regelmäßigen Dehnungsübungen beginnen. Davor sind Übungen zur Gelenkmobilisation oft schmerzhaft und kontraproduktiv.
Narkosemobilisation und Kapsulotomie als zweite Wahl
Falls die konservativen Maßnahmen erfolglos bleiben, kann über eine Narkosemobilisation oder arthroskopische Kapsulotomie nachgedacht werden. Im Fall von Vernarbungen oder Implantaten kann eine operative Adhäsiolyse und Metallentfernung kombiniert mit der Entnahme mehrerer Biopsien zum Nachweis oder Ausschluss einer Low-Grade-Infektion sinnvoll sein.
Quelle: Bissig P, Nyffeler RW. Schweiz Med Forum 2018; 18: 377-382
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).