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Frozen Shoulder mit Antiphlogistika, Physiotherapie und vor allem Geduld angehen

Bevor man eine primäre Schultersteife diagnostiziert, sollten sekundäre intra- und extraartikuläre, kapsuläre oder neurologische Ursachen des steifen Schultergelenks ausgeschlossen sein, sagte Dr. Felix Porschke von der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Ludwigshafen. An einer „Frozen Shoulder“ leiden etwa 2–5 % der Bevölkerung. Meist spielt sich die entzündliche Veränderung zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr ab.
Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer. Weitere Risikogruppen sind Diabetiker – sie erkranken zehnmal häufiger –, Schilddrüsenkranke (vor allem bei Hypothyreose), Menschen mit niedrigem BMI oder einer positiven Familienanamnese. Das Röntgenbild ist typischerweise unauffällig, im MRT lässt sich eine verdickte ventrale Kapsel erkennen.
Der typische Krankheitsverlauf besteht aus drei Phasen:
- „freezing“: In den ersten 10 bis 36 Wochen klagen die Patienten vor allem über starke, oft nächtliche Schmerzen. Die Beweglichkeit kann initial noch vorhanden sein, dann beginnt langsam die Steifigkeit.
- „frozen“: In den folgenden 4 bis 36 Monaten nehmen die Schmerzen ab, aber die Gelenksteife zu. Am stärksten ist die Außenrotation betroffen, gefolgt von Abduktion und Innenrotation. Die Patienten entwickeln Muskelatrophien sowie Schulter- und Nackenverspannungen.
- „thawing“: Über fünf Monate bis zwei Jahre „taut“ die Schulter langsam wieder auf bis die vollständige Beweglichkeit wiederhergestellt ist.
Was kann man in diesen Fällen therapeutisch anbieten? An erster Stelle müssen die Patienten über die Gutartigkeit der Krankheit aufgeklärt werden.
Orales Prednisolon als temporäre Therapieoption
In schmerzhaften Phasen verschaffen orale Antiphlogistika Linderung. Alternativ sei auch der zeitlich begrenzte Einsatz oraler Kortikosteroide möglich. Dr. Porschke verwendet dazu bei seinen Patienten gerne ein Stufenschema. Er beginnt mit 40 mg Prednisolon und reduziert die Dosis in 10-mg-Schritten jeweils im Abstand von fünf Tagen. Prinzipiell lässt sich das Kortison auch intraartikulär injizieren, der Orthopäde greift darauf aber nur ungern zurück.
In der ersten Woche dürfen die Patienten ihrer Schulter noch Ruhe gönnen. Danach sollte aber eine Physiotherapie mit zusätzlichen Eigenübungen (mehrfach täglich 5–10 Minuten) bis an die Schmerzgrenze beginnen, je nachdem begleitet von Wärmeanwendungen. Hierbei soll das Gelenk vor allem passiv gedehnt und assistiert aktiv mobilisiert werden. Bei Therapieresistenz über mehr als sechs Monate kann man dem Patienten auch eine arthroskopische Arthrolyse anbieten.
Motorisierte Schiene nach der Arthrolyse
Bei dieser muss aber unbedingt an eine ausreichende postoperative Schmerzbehandlung (Schmerzkatheter) gedacht und dem Operierten eine motorisierte Bewegungsschiene zur Verfügung gestellt werden, betonte der Orthopäde. Nur wer sich ausreichend bewegt, könne postoperativ die erreichte Beweglichkeit aufrechthalten. Eine Alternative böte die Manipulation unter Anästhesie, bei der die Kapsel aufgerissen wird. Dr. Porschke zieht aber das kontrollierte Vorgehen im Rahmen der Arthroskopie vor.
Quelle: DKOU* 2019
* Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie
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