Trabectedin plus Bestrahlung geprüft

Kathrin von Kieseritzky

Zwei aktuelle Publikationen nehmen Weichteilsarkome unter die Lupe. Es wird geprüft, ob sich eine pathologische komplette Response (pCR) dabei als prognostischer Faktor eignet. Zwei aktuelle Publikationen nehmen Weichteilsarkome unter die Lupe. Es wird geprüft, ob sich eine pathologische komplette Response (pCR) dabei als prognostischer Faktor eignet. © MQ-Illustrations – stock.adobe.com

Gleich zwei aktuelle Publikationen nehmen Weichteilsarkome unter die Lupe. In der einen erwies sich die pathologische komplette Response nach neoadjuvanter Behandlung als prognostischer Faktor. In der anderen profitierten Patient:innen mit myxoidem Liposarkom eher von zusätzlichem neoadjuvantem Trabectedin zur Radiotherapie.

Erkrankte mit Weichteilsarkomen der Extremitäten und des Rumpfs erhalten häufig eine neo­adjuvante Therapie. Ob sich eine pathologische komplette Response (pCR) dabei als prognostischer Faktor eignet, war bislang unklar. Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, werteten Kolleg:innen um Prof. Dr. Dr. ­Dian ­Wang vom Rush University Medical Center in Chicago nachträglich Daten aus den zwei nicht-randomisierten Phase-2-Studien ­RTOG 0630 und ­RTOG 9514 aus.1 In Erstere waren 79 Patient:innen eingeschlossen, die präoperativ bildgesteuert bestrahlt wurden. Die Zweite umfasste 64 Personen, die neoadjuvant eine Chemo­radiotherapie erhalten hatten. Für RTOG 0630 lagen die Langzeit­ergebnisse vor.

14 von 51 Erkrankten (27,5 %) aus RTOG 9514 und 14 von 72 Teilnehmenden (19,4 %) aus RTOG 0630 erreichten eine pCR. In dieser Gruppe betrug das Fünf-Jahres-OS 100 %; bei Patient:innen ohne pCR beliefen sich die Raten auf 76,5 % in RTOG 9514 und 56,4 % in RTOG 0630. Die pCR war mit einem längeren OS (p = 0,01) und verbessertem krankheitsfreiem Überleben (HR 4,91; 95%-KI 1,51–15,93; p = 0,008) assoziiert. 

Die Fünf-Jahres-Rate des lokalen Versagens betrug in der Gruppe von Personen mit pCR 0 %. Unter den Erkrankten ohne pCR erreichte sie 11,7 % in RTOG 9514 bzw. 9,1 % in RTOG 0630. Andere histologische Typen als Leiomyosarkome, Lipo­sarkome und Myxofibrosarkome waren mit einem schlechteren OS assoziiert (HR 2,24).

„pCR in künftigen Studien als Marker erwägen“

Das Fazit der Autor:innen: Die pCR stellte sich in der vorliegenden Analyse als ein prognostischer Faktor bei Weichteilsarkomen heraus, weshalb sie in künftigen klinischen Studien als entsprechender Marker in Betracht gezogen werden sollte. In RTOG 0630 bestätigte sich zudem, dass sich die verwendeten Zielvolumina für eine präoperative bild­gesteuerte Bestrahlung eigneten.

Neue Studienergebnisse liegen auch zur Behandlung einer Gruppe der Weichteilsarkomen vor: den myxoiden Liposarkomen. Im Gegensatz zu anderen Liposarkomen reagieren sie auf eine Erstlinienchemotherapie mit Anthrazyklinen empfindlich und sie sind strahlensensibel. Erste Studiendaten deuten zudem auf eine Sensitivität gegenüber Trabectedin, einem Wirkstoff aus der Gruppe der Tetrahydro­isochinolin-Alkaloide. 

Dr. ­Roberta ­Sanfilippo, Fondazione IRCCS Istituto Nazionale dei Tumori, Mailand, und ihr Team prüften nun die Kombination von Trabectedin und Bestrahlung in einer offenen Phase-2-Studie.2 Daran nahmen 46 Patient:innen im medianen Alter von 43 Jahren mit operablem­ myxoidem Liposarkom der Extremitäten oder des Rumpfes teil. Die mediane Tumorgröße betrug 11 cm. Trabectedin wurde in einer Dosis von 1,5 mg/m2 i.v. alle 21 Tage in drei Zyklen verab­reicht. Die Bestrahlung begann nach Abschluss der ersten Trabectedin-­Infusion (Tag 2 in Zyklus 1) und erfolgte in 25 Fraktionen mit insgesamt 45 Gy. Die Operation sollte drei bis vier Wochen nach dem letzten Zyklus und frühestens vier Wochen nach dem Ende der Radiatio stattfinden.

Alle Erkrankten nach vier Jahren am Leben

Nach einem medianen Follow-up von 37 Monaten war keine Person gestorben; sieben von 42 hatten jedoch ein Rezidiv erlitten, das median nach 15 Monaten auftrat. In einem Fall handelte es sich um ein Lokalrezidiv, bei den übrigen sechs um Fernmetastasen. Nach vier Jahren waren noch alle Patient:innen am Leben. Das krankheitsfreie Überleben betrug 84 %.

Insgesamt erzielten 8 von 42 auswertbaren Patient:innen (19 %) durch die neoadjuvante Behandlung ein partielles Ansprechen. Bei 34 (81 %) war die Krankheit stabil. Die zentralisierte Überprüfung durch RECIST ergab eine partielle Response in 22 % der Fälle. Fünf von 39 Personen (13 %) sprachen pathologisch komplett an. 51 % wiesen noch maximal 10 % Resttumor auf. Ein partielles Ansprechen gemäß den Choi-Kriterien erzielten 24 von 29 evaluierbaren Teilnehmenden (83 %). Keine:r entwickelte eine Progression.

Die Behandlung erwies sich laut den Autor:innen als gut verträglich. Die häufigsten Nebenwirkungen vom Schweregrad 3/4 umfassten Neutropenien (26,1 %), Leukopenien (4,3 %), Anämien (2,2 %) sowie Erhöhungen der Alanin-Aminotransferase (21,7 %), Aspartat-Aminotransferase (13,1 %) und Gamma-­Glutamyltransferase (10,9 %). Therapiebedingte Todesfälle gab es nicht.

Womöglich höhere Zyklenzahl nötig für optimale Wirkung

Der primäre Endpunkt der Studie – ein RECIST-Ansprechen bei 70 % der Patient:innen – wurde damit verfehlt. Die Schwelle von 70 % war gewählt worden, um eine verstärkte Wirksamkeit der Kombination von Trabectedin und Bestrahlung gegenüber der alleinigen Radiotherapie aus präklinischen Studien zu bestätigen. Eventuell, so die Interpretation der Studienautor:innen, könne es nach drei Zyklen Trabec­tedin für eine Beurteilung der Tumorschrumpfung noch zu früh gewesen sein. Womöglich würde eine höhere Zyklenzahl für eine optimale Wirkung benö­tigt. Darüber hinaus könne es, wie bei gastrointestinalen Stromatumoren auch, zuerst zu einer Größenzunahme des Tumors mit anschließender Schrumpfung kommen. Deshalb beurteilten die Forschenden Trabectedin plus Radio­therapie in puncto patho­logischer Response doch als effizient. Zumindest wenn es Bedenken wegen der Verträglichkeit gibt, könne sie als Option in Betracht kommen. Weitere Evidenz müsse den Forschenden zufolge allerdings generiert werden.

Quellen:
1.    Wang D et al. JAMA Oncol 2023; DOI: 10.1001/jamaoncol.2023.0042
2.    Sanfilippo R et al. JAMA Oncol 2023; DOI: 10.1001/jamaoncol.2023.0056

 

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Zwei aktuelle Publikationen nehmen Weichteilsarkome unter die Lupe. Es wird geprüft, ob sich eine pathologische komplette Response (pCR) dabei als prognostischer Faktor eignet. Zwei aktuelle Publikationen nehmen Weichteilsarkome unter die Lupe. Es wird geprüft, ob sich eine pathologische komplette Response (pCR) dabei als prognostischer Faktor eignet. © MQ-Illustrations – stock.adobe.com