Mit Nanopartikeln und Bestrahlung gegen Weichteilsarkome

Dr. Miriam Sonnet

Das aus Hafniumoxid gewonnene Nanopartikel wirkt als Radioenhancer. Das aus Hafniumoxid gewonnene Nanopartikel wirkt als Radioenhancer. © iStock/gstraub

Mit einer Bestrahlung wird beim Weichteilsarkom nur selten ein pathologisches Komplettansprechen erreicht. Eine aktuelle Studie legt nahe: Kombiniert mit einem Nanopartikel könnte der Anteil steigen.

Nanopartikel, die den Effekt einer Bestrahlung unterstützen sollen, werden direkt in den Tumor injiziert. So beschädigen sie kein angrenzendes gesundes Gewebe. Es wurde bereits demonstriert, dass sich das aus Hafniumoxid gewonnene Nanopartikel NBTXR3 homogen verteilt und mit der anschließenden Bestrahlung eine vielversprechende Anti-Tumor-Aktivität erreicht wird. Die Phase-II/III-Studie Act.In.Sarc knüpft an diese Ergebnisse an. Verglichen wurde die Kombination aus Nanopartikeln und Bestrahlung mit der alleinigen Radiatio bei Patienten mit Weichteilsarkomen.

R0-Resektionen werden mit Nanopartikel wahrscheinlicher

Das Ergebnis: Im NBTXR3-Arm erreichten signifikant mehr Teilnehmer ein pathologisch komplettes Ansprechen (16 % vs. 8 %, p = 0,044). Die Unterschiede waren für Patienten im Stadium II/III höher als für solche im Stadium I. Zudem waren in der NBTXR3-Gruppe mehr R0-Resektionen möglich (77 % vs. 64 %; p = 0,042). Bezüglich der Rate des objektiven Ansprechens gab es keine Unterschiede, berichteten die Studienautoren um Dr. Sylvie Bonvalot, Institut Curie, Paris.

Das Studiendesign

An der Studie nahmen Patienten mit lokal fortgeschrittenen Weichteilsarkomen an Extremitäten oder Rumpf teil. Teilnehmer der NBTXR3- Gruppe erhielten die Nanopartikel als einmalige intratumorale Injektion. Insgesamt starteten 179 Patienten die Therapie; davon waren 89 in der NBTXR3-Gruppe und 90 im Bestrahlungsarm. 176 Teilnehmer konnten in die Effizienzanalyse eingeschlossen werden.

39 % der Patienten im NBTXR3-Arm und 30 % der Bestrahlungsgruppe entwickelten schwere Nebenwirkungen. Bei neun der 89 Teilnehmer führten die Autoren diese auf die NBTXR3-Therapie zurück; die häufigste schwerwiegende Nebenwirkung war ein zu niedriger Blutdruck (3 %). In beiden Gruppen traten postoperative Komplikationen an der Wunde auf. In der NBTXR3-Gruppe litten die Patienten unter zusätzlichen Infektionen. Nebenwirkungen vom Schweregrad 3/4, die auf NBTXR3 zurückgeführt werden konnten, umfassten Schmerzen an der Einstichstelle (4 %) und einen zu niedrigen Blutdruck (4 %). Bei 8 % der Patienten kam es aufgrund der NBTXR3-Injektion zu akuten Immunreaktionen vom Schweregrad 3/4, die von kurzer Dauer und gut behandelbar waren.

Wundkomplikationen sind ungefähr gleich häufig

Die häufigsten Nebenwirkungen, die aufgrund der Bestrahlung entstanden, waren Hautschäden, Wundkomplikationen, u.a. ein Nässen der Wunde und Infektionen, sowie Ödeme. Unter Hautschäden litten 57 % der Teilnehmer in der NBTXR3-Gruppe und 69 % im Bestrahlungsarm. Wundkomplikationen traten bei 9 bzw. 8 % auf. Zum Zeitpunkt der Datenanalyse waren 10 Patienten unter NBTXR3 und 8 unter alleiniger Bestrahlung verstorben; davon acht bzw. sechs aufgrund einer Progression. Die Studie hat ihren primären Endpunkt erreicht, resümieren die Forscher. Da mehr Patienten mit der Nanopartikeltherapie ein pathologisch komplettes Ansprechen aufwiesen, konnte der verstärkende Effekt von NBTXR3 auf die Radiatio bestätigt werden. Die Nanopartikel könnten somit eine neue Option für Patienten mit lokal fortgeschrittenen Weichteilsarkomen darstellen. Zurzeit wird NBTXR3 auch bei Kopf-Hals-Tumoren, Prostata-, Leberkrebs u.a. getestet. 

Quelle: Bonvalot S et al. Lancet Oncol 2019; 20: 1148-1159; DOI: doi.org/10.1016/S1470-2045(19)30326-2

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).