Dosisreduktion in der Radiochemotherapie bei Kopf-Hals-Krebs möglich

Dr. Claudia Schöllmann

Die Standardbehandlung bei Kopf-Hals-Krebs ist im Umbruch. Die Standardbehandlung bei Kopf-Hals-Krebs ist im Umbruch. © iStock/Mohammed Haneefa Nizamudeen

Studien untermauern die Wirksamkeit der kombinierten Radiochemotherapie mit Cisplatin bei lokal fortgeschrittenem Kopf-Hals-Krebs. Die Frage der optimalen Dosierung ist jedoch aktuell aufgrund neuer Ergebnisse in der wissenschaftlichen Diskussion.

In einer Metaanalyse von 93 randomisierten Studien wurde der Effekt der Kombination von Cisplatin mit Radiochemotherapie (RCT) – der Standardtherapie – in der Primärtherapie lokal fortgeschrittener Karzinome im Kopf-Hals-Bereich (Stadium III/IV) überprüft. Die Daten von über 17 000 Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren bestätigten den Überlebensvorteil einer RCT unter Beteiligung von 5FU/Platin bei Patienten mit lokal fortgeschrittenen Tumoren gegenüber einer reinen Bestrahlung, erklärte Dr. Philippe Schafhausen vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Fünf Jahre nach Studienbeginn lebten noch 63,2 % der Patienten, die eine RCT erhalten hatten, im Vergleich zu 50,2 % in der Gruppe mit reiner Strahlentherapie. Lediglich ältere Patienten schienen nicht von der RCT zu profitieren.

Die Rolle der Immuntherapie

Kopf-Hals-Tumoren sind mit ihrer hohen Mutationslast prinzipiell gut für eine Immuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren geeignet, erklärte Professor Dr. Peter Brossart, Universitätsklinik Bonn. Die offene, randomisierte Phase-III-Studie Checkmate-141 mit Nivolumab habe bei Patienten mit rezidivierenden oder metastasierenden (r/m) Kopf-Hals-Tumoren nach platinbasierter Therapie gegenüber Standardtherapien (Methotrexat, Docetaxel oder Cetuximab) ein signifikant verlängertes Gesamtüberleben ergeben. Hierbei profitierten jedoch überwiegend jene Patienten von der Behandlung, die eine PD-L1-Expression ≥ 1 % sowie einen positiven HPV-p16-Status aufwiesen. Positive Ergebnisse erbrachte auch die Phase-III-Studie KEYNOTE-040 mit dem Checkpoint-Inhibitor Pembrolizumab bei Patienten mit r/m Kopf-Hals-Tumoren. Nivolumab ist zugelassen als Monotherapie zur Behandlung des r/m Plattenepithelkarzinoms im Kopf-Hals-Bereich bei Erwachsenen mit Progression während oder nach einer platinbasierten Therapie. Bei Pembrolizumab ist die Zulassung beschränkt auf PD-L1 exprimierende Tumoren (TPS ≥ 50 %). Wie Prof. Brossart berichtete, habe der Checkpoint-Inhibitor in der Phase-III-Studie Keynote-048 auch in der Erstlinienbehandlung von Patienten mit r/m Kopf-Hals-Tumoren mit PD-L1-Expression (CPS ≥ 20) den primären Endpunkt, eine Verbesserung des Gesamtüberlebens, erreicht.

Reduzierung der renalen Toxizität möglich

Dr. Schafhausen zufolge weisen allerdings aktuelle Daten darauf hin, dass Cisplatin in einer wöchentlichen Dosierung von 100 mg/m2 oder 40 mg/m2 vergleichbar wirksam ist – mit möglicherweise verminderter renaler Toxizität unter 40 mg/m2 wöchentlich. Entscheidender als die wöchentliche Platin-Dosis scheint es laut Referent zu sein, „eine Cisplatin-Kumulativ-Dosis von mindestens 200 mg/m2 zu erreichen.” Die kumulative Cisplatindosis korreliere nachweislich mit dem Gesamtüberleben. Seit Jahren sei bekannt, dass sich der monoklonale Antikörper Cetuximab als Ergänzung zu einer reinen Strahlentherapie eigne, so der Experte. „Die Hinzunahme von Cetuximab zur Betrahlung verbessert das Gesamtüberleben.” Hierbei sei allerdings zu berücksichtigen, dass ältere Patienten sowie Patienten in schlechtem Allgemeinzustand nicht von Cetuximab profitieren. Die optimale Patientengruppe für den Einsatz von Cetuximab müsse noch genauer definiert werden; möglicherweise seien HPV-positive Oropharyngealkarzinome besonders sensibel. Eine Triple-Therapie mit Cetuximab plus Cisplatin plus Radiotherapie sollte vermieden werden, so Dr. Schafhausen. 

Quellen:
Schafhausen P. Oncol Res Treat 2018; 41 (suppl 4): V58
DGHO-Jahrestagung 2018

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Die Standardbehandlung bei Kopf-Hals-Krebs ist im Umbruch. Die Standardbehandlung bei Kopf-Hals-Krebs ist im Umbruch. © iStock/Mohammed Haneefa Nizamudeen