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Kopf-Hals-Tumoren ohne Chemotherapie behandeln

Möglicherweise kann man für gewisse Patienten mit fortgeschrittenen Kopf-Hals-Tumoren auf eine Chemotherapie parallel zur Radiotherapie verzichten. Das legt die Phase-2-Studie CheckRad-CD8 nahe, an der 79 Patienten mit lokal fortgeschrittenen Kopf-Hals-Tumoren teilnahmen.
Die Patienten erhielten eine Induktion aus Chemoimmuntherapie mit Docetaxel/Cisplatin kombiniert mit Durvalumab und Tremelimumab. Vor und nach dieser Behandlung wurde in den Tumorbiopsien die Dichte der tumorinfiltrierenden CD8+ T-Zellen bestimmt, erklärte Privatdozent Dr. Markus Hecht, Universitätsklinikum Erlangen. Bei einem Anstieg der T-Lymphozyten um mindestens 20 % oder einer pathologischen Komplettremission (pCR) wurde eine Radioimmuntherapie mit den oben genannten Checkpoint-Inhibitoren fortgeführt. Die anderen Patienten erhielten eine Standard-Radiochemotherapie außerhalb der Studie.
52 % der Patienten entwickelten auf die Induktion eine pCR, 39 % hatten einen Anstieg der CD8+ Zellen im Resttumor. Nur bei 5 % verringerten sich die tumorinfiltrierenden CD8+ T-Lymphozyten. Dr. Hecht bewertete das Schema als „sehr effektiv“. 59 Patienten erhielten eine suffiziente Strahlentherapie und bekamen drei Monate vierwöchentlich 1500 mg Durvalumab und 75 mg Tremelimumab. Dem folgte eine Erhaltung mit acht Dosen Durvalumab, sodass die Therapiedauer insgesamt etwa ein Jahr betrug.
Primärer Endpunkt der Studie war die Feasability-Rate von mind. 80 % bis Zyklus 6 der Radioimmuntherapie. Das bedeutete, dass eine dosislimitierende Toxizität bei weniger als 20 % der Patienten auftreten durfte. Der primäre Endpunkt wurde mit 82 % erreicht. Verschiedene immunassoziierte unerwünschte Ereignisse limitierten die Dosis, primär Hepatitiden. Der Referent riet, insbesondere Patienten mit Hepatitis engmaschig zu überwachen.
In der Radioimmuntherapie-Kohorte betrug das progressionsfreie Überleben (PFS) nach einem Jahr 79 %, nach zwei Jahren 73 %. „Dies ist eine sehr hohe Rate in einem Patientenkollektiv mit inoperablen Kopf-Hals-Tumoren“, betonte Dr. Hecht. Das Gesamtüberleben (OS) nach einem Jahr erreichten 89 %, nach zwei Jahren 86 %. Für das Gesamtkollektiv beliefen sich die Raten auf 75 % bzw. 68 %. Insbesondere aufgrund der negativen Phase-3-Studie Javelin Head und der Neck-100-Studie mit Radiochemo-Immuntherapie sollte das Konzept der chemotherapiefreien Radioimmuntherapie in einer Phase-3-Studie weiter untersucht werden, forderte Dr. Hecht.
Quelle: Hecht M. 27. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (virtuell); Best Abstract Session
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