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Hypoxie-Status und HPV-gerichtete Substanzen könnten die Behandlung vorantreiben
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Die Bestimmung des PD-L1-Status stellt bisher die einzige Möglichkeit dar, um die Therapie des metastasierten/rezidivierten Plattenepithelkarzinoms der Kopf-Hals-Region (HNSCC) zu stratifizieren, konstatierte PD Dr. Konrad Klinghammer, Charité – Universitätsmedizin Berlin. Eine Sequenzierung der Tumoren ergebe nur bedingt Sinn, denn mutierte Gene, die sich potenziell mit gezielten Substanzen adressieren lassen, sind selten.
Möglicherweise eignet sich in Zukunft eine andere Strategie, um die Therapie zu stratifizieren. HNSCC seien durch eine Hypoxie charakterisiert, die eine Radioresistenz vermittelt, und diese gehe mit einer schlechten Prognose einher, erläuterte der Referent. Das gelte insbesondere für HPV-positive Tumoren. Mit einer PET, die 18F-FMISO* als Radionuklid nutzt, könne man Hypoxie messen.
Neues zu HPV-negativen Tumoren
Auch für HPV-negative Karzinome gebe es neue Daten, so Dr. Klinghammer. Zum Beispiel zur Kombination aus BCA101, einem bifunktionalen Fusionsantikörper, der sich gegen EGFR und TGF-β richtet, und Pembrolizumab, auf die 15 von 31 Patient:innen ansprachen. Insbesondere die HPV-negativen Erkrankten profitierten.
Deeskalation in der Strahlentherapie
Das Vorgehen wurde bereits in einer Studie geprüft: Die Patient:innen erhielten zunächst einen Zyklus Cisplatin plus 20 Gy Bestrahlung. War die FMISO-PET negativ, so wurde eine Radiochemotherapie mit 30 Gy plus zwei Zyklen Cisplatin gegeben. „Das ist wirklich eine substanzielle Reduktion der Strahlentherapie“, betonte der Kollege. Bei einer positiven PET, d. h. Anzeichen für eine Hypoxie, erfolgte eine Standardbehandlung mit 70 Gy und drei Zyklen Cisplatin. Nach zwei Jahren lagen die Kurven beider Gruppen bezüglich lokalem Therapieversagen und Fernmetastasen übereinander. Mit dem weniger intensiven Vorgehen fielen die Toxizitäten entsprechend niedriger aus. Eine Phase-3-Studie ist bereits angelaufen, um die Deeskalationsstrategie zu überprüfen.
Der HPV-Status spiele für die Behandlungsselektion noch keine Rolle, so Dr. Klinghammer. Das könne sich aber ändern, wie der Experte anhand von vier neuen Substanzen verdeutlichte:
- ISA 101b (peltopepimut-S) ist eine therapeutische Vakzine, die sich gegen die HPV-16-Proteine E6 und E7 richtet. Sie wird in Kombination mit Cemiplimab in der palliativen Zweitlinie geprüft. In einer Studie mit 26 PD1-Inhibitor-vorbehandelten Patient:innen sprachen 15,4 % auf die Therapie an, die Krankheitskontrollrate betrug 61,5 %.
- Bei BNT113 handelt es sich um eine therapeutische mRNA-Vakzine; sie ist Gegenstand der Phase-2-Studie BNT113 AHEAD MERIT. Im randomisierten Teil erhalten die Patient:innen mit fortgeschrittenem, nicht-resezierbarem, rezidiviertem oder metastasiertem HPV-16-positivem HNSCC entweder die Impfung plus Pembrolizumab oder alleiniges Pembrolizumab. Bis auf Impfreaktionen am Tag der Vakzinierung gab es bisher keine relevanten Toxizitäten.
- PDS0101 ist eine Immuntherapie, die eine gezielte T-Zell-Antwort gegen HPV16-positive Krebsarten stimuliert. In der Studie VERSATILE-002 wird diese in Kombination mit Pembrolizumab geprüft; 26,5 % erzielten ein partielles oder komplettes Ansprechen. Relevante bzw. neue Toxizitäten gab es nicht. Eine Phase-3-Studie ist angelaufen.
- Gegenstand einer Phase-1-Studie ist das Fusionsprotein CUE101, das sowohl als Monotherapie als auch in Kombination mit Pembrolizumab bei 16 Patient:innen geprüft wurde. 36 % sprachen an, die Krankheitskontrollrate betrug 57 %.
*Fluoromisonidazol
Quelle:
Klinghammer K. DGHO-Jahrestagung 2024; Vortrag V250
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