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Im Kopf-Hals-Bereich ist Cetuximab weder verträglicher noch effektiver als Cisplatin

Ein international akzeptierter Standard bei Kopf-Hals-Tumoren ist die simultane Radiochemotherapie mit Cisplatin, die die Überlebensrate im Vergleich zur alleinigen Bestrahlung um absolut 6,5 % verbessert. Die gesteigerte Effektivität muss allerdings mit einer doppelt so hohen Toxizitätsrate bezahlt werden, erinnerte Professor Dr. Hisham Mehanna, Universität Birmingham. Zudem sind bei zwei Drittel der überlebenden Patienten schwere Spättoxizitäten einzukalkulieren. „Es besteht daher der einhellige Wunsch nach einer Deeskalation der Therapie“, erklärte Prof. Mehanna. Eine Option ist die Gabe des EGFR-Hemmers Cetuximab zusätzlich zur Bestrahlung.
In der De-ESCALaTE-HPV-Studie wurde die Kombination aus Bestrahlung (70 Gy in 35 Fraktionen über sieben Wochen) mit Cisplatin bzw. Cetuximab daher im randomisierten Design bei 334 Niedrigrisiko-Patienten mit HPV-positiven Oropharynxkarzinomen im Stadium III bis IVa verglichen. Die Studie sollte klären, ob die Radiotherapie mit Cetuximab von weniger akuten und Spättoxizitäten und einer besseren Lebensqualität begleitet ist, aber dennoch eine vergleichbare Effektivität in puncto Gesamtüberleben (OS) und lokoregionärer Kontrolle besitzt.
Beim primären Endpunkt akute und späte Toxizität erwies sich die Radiotherapie mit Cetuximab als nicht überlegen: Die Raten an Toxizitäten insgesamt (30,1 vs. 29,2 %; p = 0,49) und an Toxizitäten vom Grad 3–5 (beide 4,8 %; p = 0,98) waren ähnlich wie unter Radiochemotherapie. Auch bei der Lebensqualität und bei Schluckbeschwerden ergab sich kein Vorteil. Doch führte Cisplatin zu signifikant mehr schweren Nebenwirkungen als Cetuximab.
Prof. Mehanna wies darauf hin, dass die Studie nicht primär auf den Nachweis eines OS-Unterschieds angelegt war. Umso überraschender war es, dass das OS unter Cetuximab signifikant schlechter ausfiel: Die Zwei-Jahres-Rate betrug nur 89,4 %, im Cisplatin-Arm dagegen 97,5 % (HR 5,94; p = 0,001). Entsprechend war auch die Rezidivrate nach zwei Jahren im Cetuximab-Arm mit 16,1 % signifikant höher (vs 6,0 %; HR 3,39; p = 0,0007). Sowohl lokoregionäre Rezidive (12 vs. 3 %) als auch Fernmetastasen (9 vs. 3 %) waren unter dem Antikörper häufiger.
Die Radiochemotherapie mit Cisplatin bleibt bei HPV-positiven Oropharynxkarzinomen weiterhin Therapiestandard, resümierte Prof. Mehanna. Die Studie verdeutliche, dass Deeskalationsstrategien mit Reduktion der Chemotherapie nur vorsichtig anzuwenden sind.
Quellen:
Mehanna H et al. ESMO 2018; Abstract LBA9_PR
ESMO-Jahrestagung 2018
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