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Überlebensvorteil bei nicht-resektablen Kopf-Hals-Tumoren

„Das ist das erste Mal seit bestimmt 30 Jahren, dass in einer Studie für einen Kombinationspartner von einer cisplatinbasierten Radiochemotherapie bei Kopf-Hals-Tumoren ein Überlebensvorteil gezeigt werden konnte“, betonte Professor Dr. Jean Bourhis, Service de radio-oncologie, Centre hospitalier universitaire vaudois, Lausanne. Seine Beschreibung bezog sich auf Xevinapant, einen oralen Inhibitor von Apoptose-Proteinen. Im Tiermodell von Kopf-Hals-Tumoren machte er diese empfindlicher für eine Chemo- und/oder Strahlentherapie. In der von Prof. Bourhis vorgestellten Phase-2-Studie bestätigte sich das auch klinisch.1
An der Untersuchung nahmen 96 Patienten teil, mit einem nicht-resektablen, lokal fortgeschrittenen Plattenepithelkarzinom der Mundhöhle, des Hypopharynx, des Larynx oder des Oropharynx. Randomisiert erhielten sie zusätzlich zur Standard-Strahlenchemotherapie mit Hochdosis-Cisplatin entweder Xevinapant oder Placebo. Aufgrund eines großen Anteils von HPV/p-16-negativen und rauchenden Patienten sowie Stadium-IV-Tumoren handelte es sich um eine Hochrisikopopulation, betonte Prof. Bourhis. Die Adhärenz war in beiden Armen ähnlich gut.
Risiko für Progress und Tod um zwei Drittel verringert
Bereits im letzten Jahr hatte die Studie nach 24 Monaten Beobachtungszeit ihren primären Endpunkt – einen Vorteil im progressionsfreien Überleben (PFS) – erreicht.2 Das konnte Prof. Bourhis nun durch die Analyse nach median 33 Monaten Follow-up bestätigen. Im Prüfarm waren nach drei Jahren noch 72 % der Patienten ohne Progress, in der Kontrolle hingegen 36 %. Damit reduzierte Xevinapant das Risiko für Progress oder Tod signifikant um zwei Drittel (Hazard Ratio [HR] 0,34; 95%-KI 0,17–0,68; p = 0,0023). Das mediane PFS war unter dem Verum noch nicht erreicht und betrug unter Placebo 16,9 Monate.
Die Drei-Jahres-Auswertung ergab zudem einen signifikanten Vorteil im Gesamtüberleben (OS). Das mediane OS war mit dem Apoptose-Protein-Inhibitor ebenfalls noch nicht erreicht und lag in der Kontrolle bei 36,1 Monaten. Xevinapant ging mit einem halbierten Sterberisiko einher (HR 0,49; 95%-KI 0,26–0,92; p = 0,0261).
Häufiger Dysphagien, Mukositiden und Anämien
Dabei war die Toxizität der Behandlung durch zusätzliches Xevinapant nicht wesentlich erhöht. Behandlungsassoziiert kam es nur zu etwas mehr Dysphagien, Mukositiden und Anämien vom Grad 3 als im Standardarm. Langzeitnebenwirkungen von Grad 3/4 ähnelten sich in beiden Gruppen, so der Referent. Zudem fiel die Zahl von Sekundärtumoren oder toxizitätsassoziierten Todesfällen nicht höher aus. Xevinapant beeinträchtigte außerdem nicht die geplante Strahlenchemotherapie, betonte Prof. Bourhis. Eine bestätigende Phase-3-Studie mit dem Akronym TrilynX läuft bereits.3
Quellen:
1. Bourhis JM et al. ESMO Virtual Congress 2020; Abstract LBA39
2. Bourhis JM et al. ESMO Virtual Congress 2019; Abstract LBA65
3. ClinicalTrials.gov; Identifier NCT04459715
Kongressbericht: ESMO Virtual Congress 2020
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