Plattenepithelkarzinom: Länger leben mit NSAR?

Ulrike Viegener

Beim Plattenepithelkarzinom könnte sich die tägliche Gabe lohnen. Beim Plattenepithelkarzinom könnte sich die tägliche Gabe lohnen. © iStock/cioncabogdana

Betroffene mit Plattenepithelkarzinomen im Kopf-Hals-Bereich, die parallel zu einer Radiochemotherapie nicht-steroidale antiinflammatorische Agenzien einnahmen, wiesen ein längeres Gesamtüberleben auf. Zu dem Ergebnis kamen Forscher nach einer retrospektiven Analyse.

In einer retrospektiven Kohortenstudie prüften Wissenschaftler, ob Patienten mit Plattenepithelkarzinomen im Kopf-Hals-Bereich (Head and Neck Squamous Cell Carcinoma, HNSCC) während der Radiochemotherapie von zusätzlichem NSAR profitieren. Die Auswertung ergab einen signifikanten Überlebensvorteil.

Die Analyse beruht auf Daten von 460 Erkrankten mit HNSCC, die zwischen 2005 und 2017 an einem Krebszentrum in den USA einer Radiochemotherapie unterzogen wurden. Es handelte sich mehrheitlich um Männer (n = 377), das mediane Alter der gesamten Kohorte betrug 60 Jahre. Die Autoren verglichen 201 Betroffene, die während der Behandlung NSAR bekommen hatten, mit „NSAR-negativen“ Patienten. 109 der NSAR-Anwender hatten niedrig dosiertes und 22 hoch dosiertes ASS eingenommen. Die restlichen 70 Personen der NSAR-Kohorte hatten Ibuprofen, Naproxen oder Meloxicam erhalten. Das mittlere Follow-up betrug vier Jahre, schreibt ein Team um den Radio-onkologen Dr. Austin J. Iovoli vom Roswell Park Comprehensive Cancer Center in Buffalo.

Zusätzliches NSAR verlängerte das Gesamtüberleben signifikant (Hazard Ratio [HR] 0,63). Auch nach Anpassung im Hinblick auf mögliche Störfaktoren wie Alter, Raucher- und HPV-Status blieb der Vorteil relevant (HR 0,59). Fünf Jahren später lebten im Prüfarm noch 63,6 % im Vergleich zu 56,1 % in der Kontrolle. Einen Einfluss auf das Ansprechen und das krankheitsspezifische Überleben fanden die Forscher hingegen nicht.

Welcher Mechanismus dahinter steckt, ist unklar

NSAR wirken nicht chemoprotektiv, erklären die Forscher. Vielmehr könnte ihr Vorteil darauf basieren, dass sie die Cyclooxygenase inhibieren. Dadurch wiederum werden lokale Rezidive gehemmt. Zudem haben NSAR einen protektiven Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System, was sich positiv auf Komorbiditäten auswirkt. So nahmen an der Studie mehr Menschen mit Diabetes oder KHK die NSAR ein. Antikoagulanzien erbrachten keinen Benefit für diese Patienten.

Um zu erkennen, wer von NSAR profitiert, könnte sich PI3K als Marker eignen, wie eine andere Untersuchung besagt. Momentan steigt die Zahl der HPV-positiven HNSCC und mit ihnen Mutationen im PI3K-Gen. Doch der PI3K-Status wurde in der aktuellen Studie nicht erfasst. Bis das im Alltag routinemäßig erfolgt, könnte die tägliche NSAR-Gabe das Überleben von HNSCC-Erkrankten unter Radiochemotherapie verlängern, schlussfolgern die Autoren.

Quelle: Iovoli AJ et al. JAMA Network Open 2020; 3: e207199; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2020.7199

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