Ulzerierte Karzinome auch bei Hochbetagten operieren

Dr. Dorothea Ranft

Eine Operation kann die Lebensqualität der Patienten deutlich verbessern. Eine Operation kann die Lebensqualität der Patienten deutlich verbessern. © Boroumand MR, Masomi-Bornwasser, J, Krishnan KG. Hessisches Ärzteblatt 2021; 82: 108-112 © Deutscher Ärzteverlag, Köln © Bilder: „Alle Abbildungen: Rechte bei den Autoren“

Ein übel riechendes, exulzeriertes Plattenepithelkarzinom am Kopf zwingt betagte Patienten in die soziale Isolation. Trotzdem werden sie oft nicht operiert – wegen des angeblich zu hohen Risikos. Dabei kann ein palliativer Eingriff ihnen wertvolle Lebensjahre schenken.

Auch im hohen Alter ist die Resektion eines fortgeschrittenen Plattenepithelkarzinoms in vielen Fällen noch die Therapie der ersten Wahl, betonen M. Reza Boroumand, Dr. Julia Masomi-Bornwasser und Professor Dr. Kartik Krishnan von der Neurochirurgie an den Kliniken Frankfurt-Main-Taunus in Bad Soden am Taunus. Eine altersbedingte Selektion lehnen die Autoren strikt ab. Die Entscheidung für oder gegen einen Eingriff sollte sich an den Vorerkrankungen und der Konstitution des Betroffenen orientieren – und natürlich an seinen Präferenzen. Für betagte Patienten ist eine gute Lebensqualität oft viel wichtiger als eine maximale Lebenserwartung.

Den Nutzen eines palliativen Eingriffs demonstrieren die Verfasser am Beispiel zweier Patienten: Der erste, ein 84-jähriger Mann mit ulzeriertem, übel riechendem Spinaliom in der Scheitelregion, weiß genau, dass eine kurative Therapie in seinem Fall nicht mehr möglich ist. Er wünscht sich aber eine palliative Lösung, die es ihm erlaubt, wieder unter Menschen zu kommen.

Er hat Glück im Unglück: Seine Neoplasie hat den Schädelknochen noch nicht infiltriert.

Senior lebt seit fünf Jahren rezidivfrei

Um dem internistisch multipel vor­erkrankten Mann die riskante Operationsdauer zu verkürzen, entscheiden sich die Chirurgen für eine Resektion ohne Sicherheitsabstand. Das bereits befallene Galea-Periost entfernen sie dabei gleich mit. Zum Verschluss des immerhin 6 cm breiten Defekts dient ein Verschiebe-Schwenk-Lappen aus der Frontalregion.

Ein Spalthauttransplantat würde direkt auf dem Knochen nicht einheilen. Die verbliebene Lücke über gut durchblutetem Periost decken die Operateure erfolgreich mit gemeshter Spalthaut. Der Senior darf schon am fünften postoperativen Tag nach Hause gehen und ist inzwischen seit fünf Jahren rezidivfrei.

Der zweite Patient, ein 89-Jähriger unter Dialysebehandlung, erhält gegen sein exulzierendes Plattenepithelkarzinom auf dem Kopf wegen seines Alters und der vermehrten OP-Risiken nur eine palliative Strahlentherapie. Als er sich wegen hohen Leidensdrucks zur Operation vorstellt, hat der Tumor bereits den Schädelknochen destruiert, aber noch nicht die Dura mater infiltriert. Deshalb entscheiden sich die Chirurgen für eine osteoklastische Kraniotomie mit Entfernung des befallenen Areals.

Zementiert, verschoben und mit einem Netz abgedeckt

Den ossären Defekt rekonstruieren sie mit Knochenzement, den an der Haut wie im ersten Fall mit einer Verschiebeplastik und Meshgraft. Auch hier verläuft die Wundheilung unkompliziert und der Patient darf nach einer Woche das Krankenhaus verlassen. Bei der Kontrolle nach drei Monaten fallen zwei punktförmige Rezidive am Exzisionsrand auf, die ohne Intubationsnarkose entfernt werden können. Der Patient lebt noch weitere drei Jahre ohne Ulzera an der Kopfhaut.

Quelle Text und Abb.: Boroumand MR, Masomi-Bornwasser, J, Krishnan KG. Hessisches Ärzteblatt 2021; 82: 108-112 © Deutscher Ärzteverlag, Köln © Bilder: „Alle Abbildungen: Rechte bei den Autoren“

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Eine Operation kann die Lebensqualität der Patienten deutlich verbessern. Eine Operation kann die Lebensqualität der Patienten deutlich verbessern. © Boroumand MR, Masomi-Bornwasser, J, Krishnan KG. Hessisches Ärzteblatt 2021; 82: 108-112 © Deutscher Ärzteverlag, Köln © Bilder: „Alle Abbildungen: Rechte bei den Autoren“
Fall 1: Eine große OP kam bei dem 84-Jährigen wegen des ausgedehnten Befundes und multipler Komorbiditäten nicht mehr infrage. Stattdessen erfolgte die Tumorexzision ohne Einhaltung des Sicherheitsabstandes (C). Der Defekt wurde mit einer einfachen Verschiebeschwenklappenplastik plus Meshgraft gedeckt (D). Fünf Jahre danach zeigte sich immer noch kein Tumorrezidiv (F). Fall 1: Eine große OP kam bei dem 84-Jährigen wegen des ausgedehnten Befundes und multipler Komorbiditäten nicht mehr infrage. Stattdessen erfolgte die Tumorexzision ohne Einhaltung des Sicherheitsabstandes (C). Der Defekt wurde mit einer einfachen Verschiebeschwenklappenplastik plus Meshgraft gedeckt (D). Fünf Jahre danach zeigte sich immer noch kein Tumorrezidiv (F). © Boroumand MR, Masomi-Bornwasser, J, Krishnan KG. Hessisches Ärzteblatt 2021; 82: 108-112 © Deutscher Ärzteverlag, Köln © Bilder: „Alle Abbildungen: Rechte bei den Autoren“
Fall 2: Bei diesem 89-Jährigen ­entfernten die Chirurgen den Tumor ebenfalls ohne Sicherheitsabstand und mitsamt des zerstörten Knochens (B). Den Verschluss führten sie mit Knochenzement und wiederum einer einfachen ­Verschiebeschwenklappenplastik sowie Meshgraft durch (C, D). Fall 2: Bei diesem 89-Jährigen ­entfernten die Chirurgen den Tumor ebenfalls ohne Sicherheitsabstand und mitsamt des zerstörten Knochens (B). Den Verschluss führten sie mit Knochenzement und wiederum einer einfachen ­Verschiebeschwenklappenplastik sowie Meshgraft durch (C, D). © Ulzerierte Karzinome auch bei Hochbetagten operieren Boroumand MR, Masomi-Bornwasser, J, Krishnan KG. Hessisches Ärzteblatt 2021; 82: 108-112 © Deutscher Ärzteverlag, Köln © Bilder: „Alle Abbildungen: Rechte bei den Autoren“