Kutanes Plattenepithelkarzinom: Neu zugelassene Systemtherapie verpasst Leitlinie

Birgit-Kristin Pohlmann

Der Einsatz bei immunsupprimierten Patienten wird noch diskutiert. Der Einsatz bei immunsupprimierten Patienten wird noch diskutiert. © iStock/isayildiz

Seit Kurzem gibt es für das fortgeschrittene kutane Plattenepithelkarzinom (cSCC) eine zugelassene Systemtherapie. Die Krux: Die Zulassung erfolgte nach Fertigstellung der aktuellen S3-Leitlinie zur Behandlung des cSCC. Damit ist die Option in den Therapieempfehlungen derzeit nicht adäquat berücksichtigt.

Die S3-Leitlinie für die Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem kutanem Plattenepithelkarzinom (cSCC) empfiehlt bzw. favorisiert die Teilnahme an klinischen Studien. Hintergrund ist, dass die bis dato verfügbaren Systemtherapien – Chemo und EGFR-Inhibition – für das cSCC nicht zugelassen sind. Diese wurden in Ermangelung anderer systemischer Optionen eingesetzt, wenn lokale Maßnahmen nicht mehr zielführend waren, erläuterte Professor Dr. Ulrike Leiter-­Stöppke, Universitäts-Hautklinik Tübingen.

Etwa ein Drittel der Patienten spricht zwar auf diese Optionen an, die Ansprechdauer ist jedoch in der Regel kurz, so die Referentin. Zudem seien die Nebenwirkungen nicht unerheblich, sodass in vielen Fällen unklar bleibt, ob sie letztlich überhaupt von der Therapie profitiert haben. Mit dem ersten zugelassenen PD1-Hemmer Cemiplimab liegen die Ansprechraten mit fast 50 % deutlich höher. Hinzu kommen Betroffene, bei denen sich die Erkrankung stabilisiert.

„Der eigentliche Fortschritt ist jedoch die lange Ansprechdauer“, betonte Prof. Leiter-Stöppke. In der Zulassungsstudie blieben die bereits metastasierten Patienten mit cSCC im Median 18,4 Monate progressionsfrei. Nach einem Jahr befanden sich noch über 60 % der Teilnehmer in anhaltender Krankheitskontrolle. Die mediane Überlebenszeit der Teilnehmer ist bislang nicht erreicht; die geschätzte Zwei-Jahres-Überlebensrate wird mit 70,6 % angegeben. Das sind laut der Expertin Werte, die es so bislang in der metastasierten Situation nicht gegeben hat.

Sie wies darauf hin, dass es eine zweite Studienkohorte gab. In diese waren Patienten eingeschlossen, die ein lokal fortgeschrittenes cSCC hatten und für eine kurative lokale Maßnahme nicht mehr geeignet waren. Diese Subgruppe profitierte in vergleichbarem Ausmaß von dem Antikörper: 43,6 % erreichten eine objektive Tumorrückbildung, darunter 12,8 % komplette Remissionen. Auch in dieser Kohorte zeigten über 60 % der Patienten nach 12 Monaten eine anhaltende Krankheitskontrolle.

In der Regel sind die Patienten bereits alt

Bemerkenswert sei auch das gute Nutzen-Risiko-Verhältnis aufgrund des insgesamt gut vertretbaren Nebenwirkungsspektrums, betonte Prof. Leiter-Stöppke. Wichtig sei dies auch, weil der Altersdurchschnitt bei Patienten mit cSCC deutlich höher liegt als beim Melanom. In der Regel sind die Patienten über 70 Jahre alt, viele über 80 bzw. 85. „Auch diese Patienten lassen sich mit der PD1-Blockade gut und sicher behandeln“, so die Expertin.

PD-L1-Testung ist keine Voraussetzung

Eine PD-L1-Testung ist für die Therapieentscheidung nicht notwendig, da die PD-L1-Expression kein Prädiktor für das Therapieansprechen ist, so Prof Leiter-Stöppke. Das werde auch durch Studiendaten des (noch) nicht zugelassenen PD1-Hemmers Pembrolizumab untermauert, der sich derzeit in der klinischen Prüfung beim fortgeschrittenen cSCC befindet.

Inwieweit eine PD1-Blockade auch für immunsupprimierte Patienten mit cSCC eine Option ist, wird noch diskutiert. Hierzu liegen nur wenige Daten vor. Die Referentin verwies auf eine Fallbeobachtung bei organtransplantierten Patienten mit ambivalentem Ergebnis: Von 13 Personen hatten sechs gut auf die PD1-Hemmung mit Pembrolizumab bzw. Nivolumab angesprochen. Bei sieben weiteren gab es eine Abstoßungsreaktion. Möglicherweise macht es Sinn, die Immunsuppression bei organtransplantierten Patienten auf Prednison und Sirolimus umzustellen, um eine Abstoßungsreaktion zu verhindern und die Situation auszubalancieren, so Prof. Leiter-Stöppke. Das sei allerdings eher eine Option bei nierentransplantierten Patienten, die ein geringeres Risiko haben als herz- oder lungentransplantierte Patienten. Insgesamt könne man jedoch aufgrund der kleinen Fallzahlen noch keine definitiven Schlussfolgerungen ziehen.

Quelle: 29. Deutscher Hautkrebskongress

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Der Einsatz bei immunsupprimierten Patienten wird noch diskutiert. Der Einsatz bei immunsupprimierten Patienten wird noch diskutiert. © iStock/isayildiz