Morbus Bowen: Patienten nicht unbedingt zum Dermatologen schicken

Dr. Angelika Bischoff

Typisch M. Bowen: ein erythematöser Fleck von 10–15 mm Durchmesser im sonnenexponierten Areal. Typisch M. Bowen: ein erythematöser Fleck von 10–15 mm Durchmesser im sonnenexponierten Areal. © Science Photo Library/Marazzi, Dr. P.

Der Morbus Bowen ist ein langsam wachsender, meist asymptomatischer Vorläufer des Plattenepithelkarzinoms. Die Therapiemöglichkeiten variieren je nach Zahl, Größe und Lage der Läsionen. Infrage kommen Kälte, Hitze, Zytostatika-Salbe oder das Skalpell.

Histologisch ist beim Morbus Bowen die Epidermis in ihrer ganzen Dicke dysplastisch verändert. Von einem Plattenepithelkarzinom spricht man allerdings erst, wenn die atypischen Keratinozyten auch die Basalmembran durchbrochen haben. Früher wurde angenommen, dass 3–5 % der Läsionen zum Spinaliom fortschreiten. Heute gibt es Hinweise darauf, dass die Progressionsrate viel höher liegt. Immerhin entpuppten sich in einer Studie 16,3 % der bioptisch als Morbus Bowen klassifizierten Läsionen nach der chirurgischen Resektion als Plattenepithelkarzinom, schreiben Dr. Padma Mohandas, Nottingham University Hospitals NHS Trust und Kollegen.

Klassischerweise betrifft der Morbus Bowen Menschen über 60 Jahre mit hellem Hauttyp. Er präsentiert sich als umschriebener, solitärer, erythematöser Fleck von 10–15 mm Durchmesser in einer sonnenexponierten Hautregion. Die Läsion wächst sehr langsam über Monate bis Jahre. Ihre Oberfläche kann trocken, schuppig, hyperkeratotisch oder von Fissuren durchsetzt sein.

Die Bowen-Läsion verursacht keine Beschwerden. Ein dauernder Juckreiz spricht z.B. eher für einen entzündlichen Prozess wie Ekzem oder Psoriasis. Um solche Differenzialdiagnosen abzugrenzen, sollte man den Patienten auch nach Veränderungen an Kopfhaut und Nägeln oder früheren Hautveränderungen fragen.

Neoplasien am Unterschenkel nicht vereisen

Generell empfehlen die Autoren nicht nur die Läsion selbst, sondern zumindest auch die sonnenexponierte Haut des Patienten komplett zu inspizieren. Bei klassischer Präsentation lässt sich dann die Diagnose Morbus Bowen klinisch einfach stellen. Bestehen Zweifel, kann ein Fachkollege z.B. per Telekonsil weiterhelfen.

Wann der Fachkollege gefragt ist

Patienten mit Läsionen in Hochrisikoregionen wie Kopf, Hals, Genitalien oder Nägeln, mit Immunschwäche oder multiplen Läsionen, schlechtem Therapie­ansprechen oder mit unklarer Diagnose sind beim Spezialisten besser aufgehoben. Ist man sich bei den Dermatoskopiebildern unsicher, hilft gegebenenfalls auch ein Telekonsil vom Fachkollegen.

Übrigens: Bei schnellem Wachstum, Ulzerationen, Blutungen, Schmerzen oder Knötchenbildung, sollte gehandelt werden, da dies Zeichen einer malignen Transformation sind. Langsam wachsende Bowen-Läsionen bei gebrechlichen multimorbiden Patienten kann man zunächst beobachten und mit Emollienzien behandeln, vor allem wenn sie in Regionen mit schlechter Wundheilung sitzen wie den distalen Unterschenkeln. Einfach, schnell und kostengüns­tig ist die Kryotherapie, am besten in zwei Gefrier-Tau-Zyklen (mit je 10–15 s) angewendet. Diese Methode eignet sich für Niedrigrisiko-Patienten mit solitären Läsionen. Befinden sich die Läsionen am Unterschenkel raten die Experten aufgrund des Ulzerationsrisikos von der Vereisung ab. Drei bis vier Wochen dauert die Therapie mit 5%iger 5-Fluorouracilcreme, standardmäßig zweimal täglich. Den Patienten muss man klar machen, dass Rötung und Schmerzen auftreten werden, die v.a. im Kopf-Nackenbereich unangenehm sein können. Bei Läsionen am dis­talen Unterschenkel, Gebrechlichkeit oder auf dünner Haut sollte man lieber langsam anfangen mit einer zweimal wöchentlichen Applikation und die Intervalle dann verkürzen. Generell wird bei einer topischen oder Kryotherapie ein Nachbeobachtungszeitraum von vier bis sechs Monaten empfohlen. Curettage oder Kauterisieren sind ebenfalls einfach und sicher und gehören zu den effektivsten Methoden. Nach drei Monaten frei von Läsionen waren in einer Vergleichsstudie mehr als 90 % der Patienten, 5-Fluor­ouracil blieb etwas unter 90 % und Kryo­therapie bei knapp 60 %.

Einzelne Läsionen kann man auch herausschneiden

Solitäre Plaques ≤ 15 mm kann man auch exzidieren, wenn dies unter kosmetischen und Wundheilungsaspekten opportun erscheint. Der große Vorteil ist, dass man das entnommene Gewebe direkt histologisch untersuchen lassen kann.

Quelle: Mohandas P et al. BMJ 2020; 368: m813; DOI: 10.1136/bmj.m813

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Typisch M. Bowen: ein erythematöser Fleck von 10–15 mm Durchmesser im sonnenexponierten Areal. Typisch M. Bowen: ein erythematöser Fleck von 10–15 mm Durchmesser im sonnenexponierten Areal. © Science Photo Library/Marazzi, Dr. P.