
Option der Neoadjuvanz im Blick behalten

Eigentlich sollte es eine Pro-und-Kontra-Diskussion werden, doch Referentin und Referent waren sich auf dem EADO Kongress einig: Die Exzision von Plattenepithel- (SCC) und Basalzellkarzinomen (BCC) bietet zahlreiche Vorteile, die in vielen Fällen für die Operation als Standard sprechen. Es gibt aber Ausnahmen.
Nach Ansicht von Prof. Dr. Javier Cañueto, Universitätsklinikum Salamanca, punktet die Exzision in Sachen Sicherheit, Effektivität und Kosteneffizienz nicht nur bei lokal begrenzten Tumoren.1 Zwar erleidet vermutlich die Mehrzahl der Operierten Komplikationen wie Infektionen, Serome und Dehiszenz; doch bei den systemischen Therapien sehe es nicht besser aus. Unter Cemiplimab oder Pembrolizumab entwickelten rund zwei Drittel der Behandelten unerwünschte Nebeneffekte, mit Hedgehog-Inhibitoren liege der Anteil noch höher, so der Experte. Gleichzeitig blieben nach der Exzision eines SCC 59 % bis 83 % der Patient:innen rezidivfrei. Und während der chirurgische Eingriff je nach Aufwand mit 1400–8000 US-Dollar zu Buche schlage, reichten diese Beträge bei den meisten Medikamenten gerade für eine Monatspackung.
Trotzdem gebe es Grenzen für eine Operation. „Amputationen von Fingern oder Ähnlichem mögen machbar sein, sind aber nicht unbedingt die beste Idee“, gab Prof. Cañueto zu bedenken. Mit dem Schweregrad der Erkrankung nähmen die Limitationen des Verfahrens zu. Kleine Tumoren mit niedrigem Risiko würde er operieren. Im Fall von großen Läsionen und hohem Metastasierungsrisiko sollte man zuvor unbedingt eine Beteiligung tieferen Gewebes ausschließen. Ist nur die Haut involviert, rät Prof. Cañueto zur Exzision mit größeren Rändern und engmaschigem Follow-up. Könne man einen Tumor nicht operieren oder lehne der Betroffene das ab, sollte man seiner Ansicht nach neben einer systemischen Behandlung auch über eine neoadjuvante intraläsionale Therapie mit anschließender Salvage-OP nachdenken. Ein Aspekt, den auch Dr. Noemi Eiris, Universitätsklinik Virgen Macarena in Sevilla, betonte.2
Unter den Alternativen zur Chirurgie sei die Radiotherapie für das SCC die erste Wahl. Damit ließen sich Läsionen je nach Größe bei allen oder zumindest 60 % der Behandelten kontrollieren. Im Fall eines BCC beträgt die Wahrscheinlichkeit 92 %. Auch mit der Elektrochemotherapie könnten neun von zehn BCC- und etwas mehr als jeder zweite SCC-Erkrankte ein vollständiges Ansprechen erreichen.
Von den neuen medikamentösen Strategien bezeichnete Dr. Eiris vor allem die Hedgehog-Inhibitoren mit einer Ansprechrate von 70 % und einer Ansprechdauer von ein bis zwei Jahren als Revolution. Bezüglich der PD1-Inhibitoren Cemiplimab und Pembrolizumab zeigte sie sich vom vollständigen Ansprechen eher enttäuscht. Allerdings gelte es noch herauszufinden, welche Kombinationen und Sequenzen am besten sind.
Trotz aller Erfolge belegten bisherige Daten aber klar, dass die Exzision des Tumors das bessere Outcome mit sich bringe als eine alleinige Radio- und/oder Chemotherapie. Darauf wiesen beide Referent:innen hin. „Man sollte eine OP daher an keiner Stelle der Behandlung ausschließen“, mahnte Dr. Eiris. Sie wünschte sich mehr Untersuchungen zu neoadjuvanten Strategien, um Tumoren operabel zu machen.
Auf Exzision vorbereiten
In Studien mit neoadjuvant eingesetztem Vismodegib ließen sich lokal fortgeschrittene BCC nicht nur auf ein Fünftel verkleinern und Defekte um bis zu 35 % reduzieren, sondern die Therapie führte auch seltener zu aggressiven Eingriffen. Und sogar bei Läsionen in Augennähe konnte das Sinnesorgan immer gerettet werden. Auch mit Cemiplimab, Cetuximab oder Nivolumab lassen sich SCC, BCC oder auch Merkelzellkarzinome teilweise noch für eine OP „vorbereiten“. Dr. Eiris appellierte daher, Patient:innen nicht vorschnell als irresektabel einzuordnen, sondern immer wieder die Exzision als Option zu prüfen und darauf hinzuarbeiten.
1. Cañueto J. 18th EADO Congress; Advanced non-melanoma skin cancers and surgery – Yes
2. Eiris N. 18th EADO Congress; Advanced non-melanoma skin cancers and surgery – No
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