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Nasopharynxkarzinom: Ergänzende Radiotherapie verbessert Prognose

Bereits in retrospektiven Studien hatte sich ein Zusatznutzen der lokoregionalen Strahlentherapie beim metastasierten Nasopharynxkarzinom (mNPC) abgezeichnet.1 So hatte die Analyse von insgesamt 718 in der National Cancer Database erfassten mNPC-Patienten ein Fünf-Jahres-Überleben von 28 % ergeben, wenn zusätzlich zur Chemo- eine Radiotherapie erfolgte, im Vergleich zu 10 % bei alleiniger Chemo. Eine chinesische Arbeitsgruppe um Riu You, Department of Nasopharyngeal Carcinoma, Sun Yat-sen University Cancer Center, Guangzhou, hat den Benefit einer Strahlentherapie bei mNPC-Patienten jetzt in einer prospektiven, randomisierten Studie überprüft.2
An der Multicenterstudie nahmen 126 Personen mit bioptisch gesichertem, de novo metastasiertem Nasopharynxkarzinom teil. Sie hatten auf die Chemotherapie mit Cisplatin und Fluorouracil (FU) eine komplette bzw. partielle Remission entwickelt. 83,3 % waren Männer, das mittlere Alter betrug 46 Jahre. Während der Studie erhielten die Patienten in dreiwöchigen Abständen weitere sechs Zyklen einer kombinierten Cisplatin/FU-Chemotherapie. 5-FU wurde als i.v.-Infusion mit 5 g/m2 über 120 Stunden verabreicht, Cisplatin i.v. in einer Dosis von 100 mg/m2. Im Prüfarm folgte 21 Tage nach der letzten Chemotherapie eine intensitätsmodulierte Radiatio, während die Kontrollgruppe ausschließlich systemisch behandelt wurde.
Die Nachbeobachtungszeit belief sich im Mittel auf 26,7 Monate. Für die Phase ergab sich ein deutlicher Zusatznutzen der Bestrahlung. Nach 24 Monaten erreichte das Gesamtüberleben im Prüfarm 76,4 % versus 54,5 % in der Kontrollgruppe (Hazard Radio 0,42; 95%-KI 0,23–0,77; p = 0,004). Auch das progressionsfreie Überleben war bei den Radiatio-Patienten gegenüber denen mit alleiniger Chemotherapie verlängert. Die Hazard Ratio lag bei 0,36 (95%-KI 0,23–0,57; p = 0,001).
Studie könnte das aktuelle Standardvorgehen verändern
Hämatologische und gastrointestinale Nebenwirkungen seien in beiden Studienarmen ähnlich häufig aufgetreten. Als akute toxische Nebenwirkungen von mindestens Grad 3 entwickelten 33,9 % der kombiniert Behandelten eine Mukositis, eine Dermatitis 8,1 % und eine Xerostomie 6,5 %. Als toxische Spätreaktionen von Grad 3 und höher traten Hörverluste in 5,2 % und Trismus in 3,4 % der Fälle auf.
In ihrem Editorial bewerten die Autoren um Dr. Nadeem Riaz, Department of Radiation Oncology, Memorial Sloane Kettering Cancer Center, New York, die Ergebnisse der Studie als „bemerkenswert.“1 Das betreffe vor allem das Ausmaß des Zusatznutzens, der für die Strahlenbehandlung dokumentiert wurde. Sie halten die Studie mit „Level-I- Evidenz“ für so wichtig, dass sie die Standardversorgung von Patienten mit metastasiertem Nasopharynxkarzinom verändern könnte. Allerdings seien noch einige Fragen zu klären, bevor das Konzept einer zusätzlichen Strahlentherapie Eingang in die klinische Praxis finden könne, betonen die Editorialisten.
Ein Schwachpunkt der vorgelegten Daten sei die „veraltete“ Chemotherapie. Es würde inzwischen andere Regimes mit Gemcitabin und Cisplatin geben, mit besserer Wirksamkeit beim metastasierten Nasopharynxkarzinom. Zwar sei nicht zu erwarten, dass dieser Umstand den Zusatznutzen der Radiatio zunichte mache, aber man brauche weitere Daten, um ein nach aktuellem Kenntnisstand optimales Konzept für eine kombinierte Chemo-/Radiotherapie bei dieser Krebsentität zu entwickeln.
Quellen:
1. Riaz N et al. JAMA Oncology 2020; 6: 1353-1354; DOI: 10.1001/jamaoncol.2020.1793
2. You R et al. A.o.O.: 1345-1352; DOI: 10.1001/jamaoncol.2020.1808
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