Drei sind besser als zwei

Josef Gulden

Tumoren des Nasopharynx werden unterteilt in Plattenepithel-, nicht-keratinisierende und undifferenzierte Karzinome. Tumoren des Nasopharynx werden unterteilt in Plattenepithel-, nicht-keratinisierende und undifferenzierte Karzinome. © iStock/Md Saiful Islam Khan

Die gängigen Leitlinien empfehlen für das lokal fortgeschrittene, nicht-meta­stasierte Nasopharynxkarzinom derzeit eine Chemoradiotherapie mit vorheriger Induktion, letztere bestehend aus zwei Zytostatika. Ein Triplet unter Einschluss eines Taxans könnte für die Induktion noch größeren Nutzen bringen.

Beim Nasopharynxkarzinom hat sich die Induktion im Vorlauf der definitiven Chemoradiotherapie mittlerweile auch in einschlägigen Leitlinien – etwa des National Comprehensive Cancer Network oder der American Society of Clinical Oncology – etabliert. Es gibt Hinweise, dass die Zugabe eines Taxans zu Cisplatin und Fluoro­uracil einen Vorteil bringt. Zusätzlich könnte der Ersatz des infundierten Fluoropyrimidins durch orales Capecitabin die Anwendung bequemer machen, die Compliance verbessern und die Toxizität verringern. Dr. Wang-Zhong Li, Sun Yat-Sen University Cancer Center, Guang­zhou, und Kolleg:innen wählten deshalb für ihre Studie das Triplet Paclitaxel, Cisplatin und Capecitabin.

Rezidivrisiko im Prüfarm mehr als halbiert

Insgesamt schlossen sie 238 Teilnehmende (mehr als drei Viertel Männer) aus vier chinesischen Kliniken ein. Da die Fünf-Jahres-Raten des Überlebens ohne Therapieversagen (FFS) im Stadium III bereits über 80 % liegen, wurde die Rekrutierung auf Personen mit Stadium IVA–B beschränkt. Die Patient:innen im experimentellen Arm erhielten zwei dreiwöchige Zyklen aus Paclitaxel i.v. (150 mg/m2 an Tag 1), Cisplatin i.v. (60 mg/m2 an Tag 1) und Capecitabin oral (1.000 mg/m2 zweimal täglich für jeweils 14 Tage). Betroffene der Kontrollgruppe wurden mit zwei Zyklen Cisplatin (100 mg/m2) und Fluoro­uracil (je 800 mg/m2 an den Tagen 1–5) behandelt. Darauf folgte jeweils eine Standard-Chemoradio­therapie. Primärer Endpunkt war das FFS in der Intention-to-Treat-Population, als sekundäre Endpunkte definierten die Autor:innen fernmetastasenfreies und lokoregionäres rezidivfreies Überleben  sowie OS, Ansprechen und Sicherheit.

Nach einem medianen Follow-up von rund vier Jahren betrug die Drei-Jahres-FFS-Rate im Prüfarm 83,5 % vs. 68,9 % in der Kontrolle, was etwa einer Halbierung des Risikos für Rezidive oder Tod entsprach (HR 0,47; 95%-KI 0,28–0,79; p = 0,004). Ganz Ähnliches galt für fernmetastasenfreies (HR 0,49; 95%-KI 0,24–0,98; p = 0,04) und lokoregionär rezidivfreies Überleben (HR 0,40; 95%-KI 0,18–0,93; p = 0,03). Hinsichtlich des OS gab es mit einer HR von 0,45 keinen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen (p = 0,10).

Akute Grad-3/4-Nebenwirkungen erlitten 57,6 % der Patient:innen im Verum- und 65,8 % im Kontrollarm, Langzeit-Toxizitäten dieser Schweregrade entwickelten 13,6 % vs. 17,9 %. Ein behandlungsbedingter Todesfall war unter der Chemotherapie-Doublette zu beklagen.

Das Fazit des Teams: Im Stadium IVA–B des Nasopharynxkarzinoms sind zwei Triplet-Zyklen dem herkömmlichen Schema überlegen ohne die Toxizität zu erhöhen – mit einigen Einschränkungen. Denn eingeschlossen waren nur jüngere Erwachsene aus Endemie-Gebieten Chinas, in denen mehr als 95 % aller Nasopharynxkarzinome nicht-keratinisierend sind. Ob das OS verlängert wird, bedarf einer längeren Nachbeob­achtung. Auch sei zu klären, ob drei Zyklen besser wären als zwei. In China läuft dazu seit 2018 eine Phase-3-Studie mit Nicht-Unterlegenheitsdesign.

Quelle: Li WZ et al. JAMA Oncol 2022; DOI: 10.1001/jamaoncol.2022.0122

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Tumoren des Nasopharynx werden unterteilt in Plattenepithel-, nicht-keratinisierende und undifferenzierte Karzinome. Tumoren des Nasopharynx werden unterteilt in Plattenepithel-, nicht-keratinisierende und undifferenzierte Karzinome. © iStock/Md Saiful Islam Khan