Brennen und Schmerzen im Mund – Was hilft?

Dr. Angelika Bischoff

Die Behandlungsoptionen bei intra­oralem Brennen sind bisher unbefriedigend. Die Behandlungsoptionen bei intra­oralem Brennen sind bisher unbefriedigend. © iStock/sdominick

Weder Antidepressiva noch Antipsychotika können das chronische Mundbrennen Ihrer älteren Patientin lindern? Ausweg könnte laut einer kleinen Studie eine Kombination aus Venlafaxin und Clonazepam bieten.

Die Internationale Kopfschmerzklassifikation führt das intra­orale Brennen auf als chronisches Schmerzsyndrom, das seit mehr als drei Monaten jeden Tag für mindes­tens zwei Stunden anhält und nicht auf pathologische klinische Befunde zurückzuführen ist.

Therapieoptionen bisher unbefriedigend

Es handelt sich um ein seltenes Schmerzsyndrom, das insgesamt weniger als 0,1 % der Menschen betrifft, bei älteren Frauen aber häufiger vorkommt. Zur Ätiologie gibt es nur Vermutungen, schreiben Professor Dr. Dimos­ D. Mitsikostas­, Aeginition Hospital, Universität Athen, und Kollegen. So besteht eine gewisse Beziehung zur sensorischen oder autonomen Small-fiber-Neuropathie und zu einem gestörten endogenen Dopaminsystem im Putamen. Therapierefraktäre Patienten leiden auch häufig unter affektiven Störungen.

Die Behandlungsoptionen sind bisher unbefriedigend. Sie schließen trizyklische Antidepressiva, Benzodiazepine, Antipsychotika und Serotonin-Wiederaufnahmehemmer ein. Die beste Evidenz liegt bisher vor für Capsaicin, Alphaliponsäure und Clonazepam. Insgesamt sprachen in einer Studie auf Clonazepam etwa 40 % der Patienten ausreichend an. Wenn zusätzlich Psychotherapie zum Einsatz kam, stieg die Rate auf 60 %.

In einer kleinen prospektiven Studie mit acht älteren Frauen, bei denen Antikonvulsiva oder Antidepressiva nicht das gewünschte Ergebnis erzielten, setzten die Autoren für durchschnittlich etwa drei Jahre hochdosiertes Venlafaxin (300 mg/Tag) in Kombination mit Clonazepam (5 mg/Tag) ein. Clonazepam erhielten die Patienten als Mundspüllösung, die sie zunächst für fünf Minuten im Mund behalten und dann schlucken sollten.

Viele reduzieren das Essen, weil es Beschwerden verstärkt

Die Teilnehmerinnen hatten zu Beginn im Mittel seit mehr als vier Jahren unter chronischen brennenden Schmerzen an Zunge und Mundschleimhaut mit einer Intensität von durchschnittlich 8,6 auf einer visuellen Analogskala (VAS) mit zehn Punkten gelitten. Die Schmerzen wurden getriggert durch verschiedene Stimuli wie Kauen, Zungenbewegungen oder Temperaturunterschiede von Essen. Nachts waren die Beschwerden besonders ausgeprägt. Sechs Frauen hatten erheblich an Gewicht abgenommen, um Stimuli zu vermeiden.

Zusätzlich klagten die Patientinnen über orale und faziale Dys­ästhesien. Der Geschmackssinn war meist nicht beeinträchtigt. Aber die Testung empfanden alle als unangenehm, weil sie die Schmerzen triggerte. Alle Frauen waren anamnestisch von einem primären Kopfschmerzsyndrom betroffen. Auf der Hamilton-Skala für Angst und Depression brachten sie durchschnittlich eine Punktzahl im mittelschweren Bereich von 21 bzw. 26,1 zusammen.

Halbierung der Schmerzen ohne relevante Nebeneffekte

Auf die Gabe von Venlafaxin und Clonazepam sprachen innerhalb von drei Monaten alle an, d.h. die Schmerzintensität auf der VAS-Skala nahm um mindestens 50 % ab, ohne dass relevante Nebeneffekte auftraten. Drei Frauen erlangten sogar Schmerzfreiheit. Rezidive, die in fast allen Fällen auftraten, konnten mit einer um 1,25–2,5 mg/Tag gesteigerten Clonazepamdosis erfolgreich behandelt werden.

Quelle: Mitsikostas DD et al. J Headache Pain 2017; 18: 40

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Die Behandlungsoptionen bei intra­oralem Brennen sind bisher unbefriedigend. Die Behandlungsoptionen bei intra­oralem Brennen sind bisher unbefriedigend. © iStock/sdominick