Sarkome genauer erkennen und behandeln

DGHO 2021 Dr. Daniela Erhard

Vier der acht Patienten, die das Team auswertete, wiesen eine stabile Krebserkrankung auf. Vier der acht Patienten, die das Team auswertete, wiesen eine stabile Krebserkrankung auf. © iStock/vitanovski

Unter den soliden Tumoren produzieren Sarkome relativ viel Fibroblasten-Aktivierungs-Protein α. Das lässt sich sowohl diagnostisch als auch therapeutisch nutzen.

Diagnostik und Therapie mit dem gleichen Verfahren zu bewältigen – solch ein theranostisches Vorgehen nutzen Kollegen zum Beispiel schon für Patienten mit Prostatakarzinom. Über einen Liganden, der an das prostataspezifische Membranantigen bindet und mit einem geeigneten Radionuklid verknüpft ist, lassen sich Tumoren und Metastasen aufspüren oder gezielt bestrahlen.

Dr. Rainer­ ­Hamacher vom Westdeutschen Tumorzentrum Essen stellte nun einen Marker vor, der dies auch bei Sarkomen möglich macht: den FAP*-Inhibitor-46. Er bindet an FAPα, das normalerweise nur auf der Zelloberfläche krebsassoziierter Fibroblasten exprimiert wird, nicht aber in gesundem Gewebe.

Aus bislang unveröffentlichten Daten der DKTK-MASTER-Kohorte geht hervor, dass alle Sarkome FAPα exprimieren, wenn auch in unterschiedlichem Maße. So finde sich in solitären fibrösen Tumoren (SFT) sowie in Chondro- und Fibrosarkomen eine höhere Expression, während diese in Synovial- und myxoiden Liposarkomen oder in gastrointestinalen Stromatumoren geringer ausfällt.

Das Besondere sei, dass FAPα sowohl im Stroma als auch in den Tumorzellen exprimiert wird, betonte der Referent. Es ließen sich über den Inhibitor aber nicht immer alle Kompartimente markieren. In Ewing-Sarkomen sei beispielsweise nur das Stroma positiv, im Fall von Osteosarkomen hänge es teilweise auch vom Subtyp und der Lokalisation ab, erklärte Dr. Hamacher.

Ähnliche Detektionseffizienz zwischen FAPI und FDG-PET

Zur Diagnostik markieren die Forscher den Inhibitor mit 68Ga. Damit detektierten sie in einem prospektiven Vergleich Sarkome ähnlich effektiv wie im klassischen FDG-PET. Mit dem FAPI erkannten sie 42 von 43 Tumorerkrankungen, mit dem herkömmlichen Verfahren eine weniger. Die Effizienz sei sowohl auf Per-Patient- als auch auf Per-Region-Basis ähnlich gewesen. Der FAPI führte zudem dazu, dass das Tumorstadium gegenüber der FDG-PET in fast jedem fünften Fall hochgestuft wurde – nämlich von lokoregional zu metastasiert oder von „no evidence of disease“ zu lokoregional bzw. metastasiert.

Gerade bei Betroffenen mit SFT oder Chordom konnten die Forscher mit der Methode auch Metastasen sichtbar machen, die in der FDG-PET schlechter oder gar nicht zu erkennen waren. Die Aufnahme des Markers korreliere dabei mit dem Immunhistochemie-Score, nicht aber mit dem Tumorgrad.

Effektive Bestrahlung des Tumors ist möglich

Zeigt der Befund eine deutliche FAP-Expression, so kommt der Marker auch therapeutisch infrage, wenn die Patienten dafür geeignet sind. Getestet haben die Onkologen dies bisher zwar nur selten, die Ergebnisse der ersten neun Erkrankten demonstrieren aber: Versehen mit dem Beta-Strahler 90Y lässt sich über FAPI eine signifikante Strahlendosis von etwa 1,3 Gy in den Tumor hineinbringen. „In anderen Organen wie Niere, Leber oder Knochenmark erreichen wir keine kritische Strahlendosis“, sagte Dr. Hamacher. Dort lag sie zwischen 0,04 Gy und 0,52 Gy. Auch die Toxizitäten seien gering ausgefallen, so der Experte. Als häufigste Nebenwirkung vom Grad 3/4 nannte er die Thrombozytopenie, wie man sie im Zuge anderer Radioligandentherapien auch häufiger beobachte.

Vier der acht Patienten, die das Team auswertete, wiesen eine stabile Krebserkrankung auf. Als Beispiel für den möglichen Erfolg einer solchen Strategie präsentierte Dr. Hamacher die Aufnahmen einer 54-jährigen Frau mit Fibrosarkom, die bereits sechs Chemotherapien hinter sich hatte. Im Follow-up nach der 90Y-FAPI-Behandlung beobachteten die Forscher ein metabolisches Ansprechen. Außerdem hatte sich der Tumor um ca. 28 % verkleinert. Natürlich seien dies noch sehr frühe Daten und auch nur Einzelfälle, schränkte der Referent ein. Aber sie seien sehr vielversprechend. 

* Fibroblasten-Aktivierungs-Protein α

Quellen:
Kessler L et al. DGHO-Jahrestagung 2021; Abstract V338 und freier Vortrag Sarkome/Seltene Tumore
DGHO Jahrestagung 2021

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Vier der acht Patienten, die das Team auswertete, wiesen eine stabile Krebserkrankung auf. Vier der acht Patienten, die das Team auswertete, wiesen eine stabile Krebserkrankung auf. © iStock/vitanovski