Checkpoint-Blockade auch bei diesen Tumoren im Kommen

Dr. Katharina Arnheim

Die Optionen beim kutanen Angiosarkom sind vielfältig. Sie beinhalten lokale sowie systemische Verfahren. Die Optionen beim kutanen Angiosarkom sind vielfältig. Sie beinhalten lokale sowie systemische Verfahren. © wikimedia/KGH (CC BY-SA 3.0)

Kutane Angiosarkome sind selten, sollten jedoch als Differenzialdiagnose beachtet werden. Die Bestimmung erfolgt über Histopathologie und Immunhistochemie. Welche neuen Therapien neben OP und Radiatio möglich sind, umfasst die aktualisierte S1-Leitlinie.

Mit einer jährlichen Inzidenz von 0,4 pro 1 Mio. Einwohner ist das Angiosarkom hierzulande nicht alltäglich. Doch es nimmt Platz 4 der kutanen Sarkome ein. „Bei einem solch seltenen Tumor ist es schwierig, klare Konzepte zum Vorgehen zu definieren“, konstatierte Professor Dr. Thomas Vogt, Universitätsklinikums des Saarlandes, Homburg/Saar. Angiosarkome treten bevorzugt bei Männern und in zwei Dritteln der Fälle in Hals- und Nackenregion auf.

Diagnose

Prof. Vogt bezeichnete die Klinik dieses Sarkoms als „unspektakulär“, sodass eine verzögerte Detektion und Fehldiagnosen wie Erysipel, atypische Rosazea oder Lymphangiom häufig sind. Mittlerweile liegt ein Update der S1-Leitlinie der AWMF vor.1 Dabei ist die Diagnose relativ einfach über die Histopathologie und Immunhistochemie zu stellen. Die Untersuchung molekuklarer Marker ist nicht erforderlich.

Als typisch für das histologische Bild bezeichnete Prof. ­Vogt die dissezierenden, oft blutleeren pseudovaskulären Räume, die diffus in das umliegende Gewebe infiltrieren. Die proliferierenden, moderat atypischen Endothelien sind lymphatischen Ursprungs und exprimieren typischerweise Podoplanin.

Erstlinie

Hauptsäule in der Behandlung des kutanen Angiosarkoms sind OP plus Bestrahlung, wobei die Prognose von der Ausdehnung des Befalls abhängt: Naturgemäß ist das Überleben bei Patienten in gutem Allgemeinzustand mit lokalisierter, umschriebener singulärer Läsion unter 5 cm deutlich besser als bei Betroffenen mit regional bereits ausgebreitetem oder sogar metastasiertem Tumor.

Im Falle multipler Läsionen von mehr als 5 cm mit multifokalem Wachstum, tiefer Invasion und Nekrosen kommt eine OP nicht mehr infrage. Vielmehr muss bereits initial eine Radiochemotherapie (RCT), Elektrochemotherapie (ECT) oder eine medikamentöse Systemtherapie zum Einsatz kommen.

In den letzten Jahren ist die Datenbasis zur ECT laut Prof. ­Vogt deutlich gewachsen. Diese Therapieform kann nach seinen Worten im Verlauf der Erkrankung immer wieder gewählt werden, etwa im neo­adjuvanten Setting, um den Tumor vor Resektion und Bestrahlung zu verkleinern, oder als adjuvante Maßnahme nach unvollständiger Resektion. Grundsätzlich sollten OP, Radiatio, RCT, ECT und Systemtherapie sowohl bei Behandlungsbeginn als auch im Verlauf in einem interdisziplinären Ansatz integriert werden.

In der Systemtherapie nach Ausschöpfung der lokalen Interventionen dominieren heute die Taxane. Durch die Primärtherapie mit Paclitaxel oder Docetaxel additiv zur Bestrahlung mit 20 Gy wird nach zwei bis acht Monaten eine Gesamtansprechrate von über 90 % erreicht.

Auf Basis japanischer Daten sollte die Behandlung mit einem Taxan in vierwöchigen Zyklen bis zum Progress fortgesetzt werden, da eine solche Erhaltung Progresse verhindert und das Überleben erheblich verbessert. „Die medikamentöse Therapie ist auf Dauer angelegt und der Schlüssel zu einem erfolgreichen Management“, betonte Prof. ­Vogt.

En vogue

Als „neuen Trend“ in der Systemtherapie stellte Prof. Vogt die Checkpoint-Blockade vor. Ähnlich wie das Melanom besitzt das Angiosarkom eine hohe Tumormutationslast und eine starke PD-L1-Expression. In kleinen Fallserien wurden Gesamtansprechraten von bis zu 70 % erreicht, sodass dieser Ansatz momentan die Studienlandschaft dominiert. Der Referent erachtet es als sehr spannend, ob sich die Addition der Checkpoint-Inhibitoren zur Chemotherapie für betroffene Patienten tatsächlich positiv auswirkt.

Zweitlinie

Nach Progress sind Pazopanib und Trabectedin zugelassen. Mit Ersterem lässt sich eine Ansprechrate von etwa 20 % erreichen. Die Zulassung basiert auf einer Multi-Basket-Studie mit rund 370 Sarkompatienten, von denen aber nur neun ein Angio­sarkom aufwiesen. Aktuellen Daten einer Phase-2-Studie zufolge kann Pazopanib auch mit Paclitaxel kombiniert werden. Dieses Regime führt zu einer Sechs-Monats-Rate des PFS von 46 %, so der Referent. Ähnlich wie Pazopanib wurde auch Trabectedin in einer Multi-Basket-Studie mit nur wenigen Angiosarkomen geprüft. Prof. ­Vogt bezeichnete die Effektivität bei Lipo- und Leyosarkomen als sehr gut, während die Wirksamkeit beim Angiosarkom noch offen ist. Als dritte Substanz in der Zweitlinie nannte der Experte den Off-Label-Use von Bevacizumab. In Einzelfällen bildet sich unter der Kombination mit Paclitaxel das Angiosarkom stark zurück. In einer Phase-2-Studie war die Zugabe von Bevacizumab zum Taxan im Vergleich zur Paclitaxel-Monotherapie jedoch ohne großen Benefit.

Quellen:
1. S1-Leitlinie Kutane Angiosarkome – Update 2021, AWMF-Register-Nr. 032-056, www.awmf.org
Vogt T. 31. Deutscher Hautkrebskongress

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Die Optionen beim kutanen Angiosarkom sind vielfältig. Sie beinhalten lokale sowie systemische Verfahren. Die Optionen beim kutanen Angiosarkom sind vielfältig. Sie beinhalten lokale sowie systemische Verfahren. © wikimedia/KGH (CC BY-SA 3.0)