Rhabdomyosarkom: Neuer Standard für Hochrisiko-Patienten

Birgit-Kristin Pohlmann

Rhabdomyosarkome treten mehrheitlich bei Kindern auf – gibt es bald einen neuen Standard in der Therapie? Rhabdomyosarkome treten mehrheitlich bei Kindern auf – gibt es bald einen neuen Standard in der Therapie? © iStock/Sasiistock

Die niedrig dosierte Erhaltungstherapie könnte ein neuer Standard für die zumeist pädiatrischen Patienten mit Rhabdomyosarkom und hohem Rezidivrisiko werden. Die Therapie nach intensiver Erstlinienbehandlung wurde gut vertragen und reduzierte das Sterberisiko signifikant.

Das Rhabdomyosarkom ist ein zwar seltener, aber sehr bösartiger Weichteiltumor, der mehrheitlich bei Kindern auftritt und aus entarteten, unreifen mesenchymalen Zellen entsteht. Mit intensiver Chemotherapie plus Operation und Bestrahlung erreichen 60–70 % der nicht fernmetastasierten Patienten ein Langzeitüberleben – vorausgesetzt, der Tumor ist nach der intensiven Behandlung radiologisch nicht mehr nachweisbar, erläuterte Professor Dr. Gianni Bisogno, Universität Padua. Bei 30–40 % dieser Patienten komme es jedoch innerhalb des ersten Jahres zum Rezidiv, berichtete der Referent weiter. Speziell Hochrisiko-Patienten – jene mit Lymphknotenbefall, ungünstiger Tumorlokalisation und/oder ungünstiger Tumorhistologie – hätten ein erhöhtes Rezidivrisiko.

Vor diesem Hintergrund startete die EpSSG (European pediatric Soft tissue sarcoma Study Group) eine randomisierte Studie mit 371 Kindern bzw. jugendlichen Patienten (0–21 Jahre) mit pathologisch bestätigtem, nicht fernmetastasiertem Rhabdomyosarkom, aber erhöhtem Rezidivrisiko.1 Alle Patienten hatten nach intensivierter Erstlinientherapie eine radiologische Komplettremission erreicht. Im experimentellen Arm folgte zur Konsolidierung des Therapieerfolges eine niedrig dosierte Chemotherapie mit sechs Zyklen Vinorelbin und täglicher oraler Cyclophosphamidgabe im Sinne einer Erhaltungstherapie. Rationale dieses Vorgehens ist es, potenziell noch vorhandene Tumorzellen zu eliminieren. Im Kontrollarm erfolgte keine weitere Behandlung.

Sterberisiko um die Hälfte reduziert

Beim primären Studienendpunkt, dem krankheitsfreien Überleben (DFS), zeigte sich ein Vorteil zugunsten der Patienten mit Erhaltungstherapie, der die statistische Signifikanz jedoch knapp verfehlte. Das relative Rezidivrisiko konnte um 32 % reduziert werden (HR 0,68; p = 0,0613). Nach fünf Jahren waren noch 77,6 % der Patienten mit Erhaltungstherapie ohne Rezidiv vs. 69,8 % im Kontrollarm. Der DFS-Vorteil führte zu einer Halbierung des relativen Sterberisikos (HR 0,52; p = 0,0111). Nach fünf Jahren waren noch 86,5 % der Patienten mit Erhaltungstherapie am Leben, im Kontrollarm lediglich 73,7 %. Auch die Subgruppenanalysen ergaben laut Prof. Bisogno konsistente Ergebnisse.

Entscheidend, so seine Beurteilung, sei darüber hinaus die gute Verträglichkeit der niedrig dosierten Erhaltungstherapie. Die Myelotoxizität der Therapie mit Vinorelbin/Cyclophosphamid war laut Prof. Bisogno gering – auch deutlich geringer als erwartet. Speziell Anämien und Thrombozytopenien traten selten auf. Kein einziger Patient hatte laut dem Experten eine schwere Infektion und es wurden keine kar­dialen, hepatischen oder renalen Toxizitäten beobachtet.

Damit sei die niedrig dosierte Erhaltungstherapie mit Vinorelbin/Cyclophosphamid eine neue, effektive und gut verträgliche Strategie für Patienten mit Rhabdomyosarkom und erhöhtem Rezidivrisiko. Prof. Bisogno sprach von einem neuen Standard und regte an, das Konzept der niedrig dosierten zytostatischen Erhaltungstherapie auch bei anderen kindlichen Tumoren zu prüfen.

Quellen:
1. Bisogno G et al. J Clin Oncol 2018; 36 (suppl; abstr LBA2)
ASCO Jahrestagung 2018

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Rhabdomyosarkome treten mehrheitlich bei Kindern auf – gibt es bald einen neuen Standard in der Therapie? Rhabdomyosarkome treten mehrheitlich bei Kindern auf – gibt es bald einen neuen Standard in der Therapie? © iStock/Sasiistock