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Langzeitdaten von ABCSG18 bestätigen nicht nur Frakturprotektion

Die adjuvante endokrine Behandlung mit einem nicht-steroidalen Aromatasehemmer gilt als Standardoption für postmenopausale Patientinnen mit frühem HR+ Mammakarzinom, erläuterte Prof. Dr. Michael Gnant, Privatklinik Goldenes Kreuz, Wien. Um das mit dem Aromatasehemmer einhergehende erhöhte Frakturrisiko zu senken, wurde im experimentellen Arm der ABCSG18-Studie zusätzlich adjuvant Denosumab eingesetzt. Alle sechs Monate wurden dabei 60 mg des RANK-Ligand-Antikörpers verabreicht.
Insgesamt wurden 3.425 postmenopausale Patientinnen (ypT0/ypTis/pT1 oder pT2-4), mehrheitlich ohne Lymphknotenbefall, eingeschlossen. Die Auswertung zum primären Studienendpunkt hatte nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von seinerzeit 72 Monaten ein signifikant halbiertes Frakturrisiko im Denosumabarm ergeben (92 vs. 176 Frakturen; HR 0,50; p < 0,0001).
Die aktuelle präspezifizierte, aber deskriptive Langzeitauswertung zeigt nach median acht Jahren Follow-up auch bei den sekundären Studienendpunkten, krankheitsfreies, knochenmetastasenfreies und Gesamtüberleben, signifikante Vorteile. Gleichzeitig traten keine neuen Sicherheitssignale auf und kein Fall einer Kieferosteonekrose, wie Prof. Gnant betonte.
Eher eine Alternative zu Bisphosphonat?
Laut Dr. Nancy E. Davidson, Fred Hutchinson Cancer Center, Seattle, ist die Interpretation der deskriptiven Langzeitergebnisse durch Cross-over-Patientinnen und immerhin 554 Frauen, die einer Entblindung nicht zugestimmt hatten, limitiert. Auch wenn versucht wurde, dies durch ein statistisches Modell auszugleichen. Sie verwies darauf, dass in den kürzlich aktualisierten Therapieempfehlungen der ASCO-Ontario Health (Cancer Care Ontario) der adjuvante Einsatz von Denosumab nicht empfohlen wird. Der Empfehlung liege ein systematischer Review des Expertengremiums zugrunde. Zudem habe adjuvantes Denosumab in der Phase-3-Studie D-CARE keinen Wirksamkeitsvorteil ergeben. Allerdings war es hier zusätzlich zur adjuvanten Chemotherapie bei Hochrisiko-Patientinnen eingesetzt worden. Das Kollektiv sei nicht vergleichbar mit dem der ABCSG18-Studie. Dr. Davidson sieht in Denosumab eine Alternative zur adjuvanten Bisphosphonat-Gabe bei Frauen, die den Einschlusskriterien der ABCSG18-Studie entsprechen.
Denosumab verbesserte das DFS um 17 % (HR 0,83; p = 0,02) mit einer prognostizierten Rate ereignisfreier Frauen nach 132 Monaten von 74,4 % im Verum- versus 69,0 % im Placeboarm. Vergleichbare Vorteile für Denosumab ergab die Auswertung beim knochenmetastasenfreien (HR 0,81; p = 0,05) und beim Gesamtüberleben (HR 0,80; p = 0,06) mit einer prognostizierten Überlebensrate nach 132 Monaten von 88,8 % der Denosumab-Patientinnen versus 83,6 % der Kontrollen. Zudem bestätigten aktuelle Messungen der Knochendichte einen weiterhin anhaltenden knochenprotektiven Effekt, erklärte der Kollege.
Prof. Gnant bezeichnete die zusätzliche adjuvante Gabe von Denosumab während der Behandlung mit einem nicht-steroidalen Aromatasehemmer als sicher und effektiv. Denosumab sollte routinemäßig bei postmenopausalen Patientinnen mit frühem HR+ Mammakarzinom ergänzend erwogen werden.
Kongressbericht: 2022 ASCO Annual Meeting
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