Online-Eigenrecherche der Patienten bleibt für viele Ärzt:innen ein Problem

Im Jahr behandeln die 98 befragten niedergelassenen Hautärzte aus Bayern median 300 Menschen mit atopischer Dermatitis (AD). Das entspricht etwa 8 % ihres gesamten Patientenguts, berichten Dr. Linda Tizek und Kollegen von der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der Technischen Universität München. Bei jedem Zehnten war die Krankheit schwer ausgeprägt. Zwei Drittel der Ärzte wurden von diesen Patienten mindestens sechsmal im Jahr aufgesucht. 

Die Dermatologen verordneten am häufigsten topische Kortikosteroide (55 %), Biologika erhielten median jeweils nur 2 % der Patienten. Diese modernen Therapeutika werden in den Leitlinien für Personen mit mäßiger bis schwerer AD empfohlen. Dennoch waren topische Steroide laut mehrheitlicher Meinung der Teilnehmer (74 %) die effektivste Therapie bei mäßiger Krankheitsaktivität. Nur 13 % sahen für moderate Krankheitsschwere die höchste Effektivität bei Systemtherapien, für schwere Ausprägungen lag die Rate dagegen bei 98 %. Insgesamt zeigte sich die Mehrzahl der Umfrageteilnehmer mit den Outcomes der verfügbaren Therapeutika zufrieden. Etwa zwei Drittel der Dermatologen sahen allerdings die Therapiekosten kritisch. 

Von den Patienten machten rund 92 % mit leichter und 79 % der Personen mit mäßiger Krankheitsschwere für die Ärzte den Eindruck, mit der Therapie zufrieden zu sein. Bei Patienten mit schwerer AD lag die Rate allerdings nur bei 65 %, so die Einschätzung der Ärzte.

Von Interesse war für die Forschenden zudem die Haltung der Dermatologen gegenüber der Internetnutzung durch die Patienten: Drei Viertel der Befragten befürworteten das Internet zwar als Wissens- und Informationsquelle, nahezu die Hälfte empfand Online-Recherchen allerdings als hinderlich im Hinblick auf Therapieentscheidungen. Und nahezu 40 % sahen dadurch sogar die Arzt-Patienten-Beziehung gefährdet.

Quelle: Tizek L et al. JEADV Clinical Pract 2022; DOI: 10.1002/jvc2.84