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Lungenentzündung auf Rezept
Nach wie vor verschreiben Ärzte gern Schlaf- und Beruhigungsmittel – fast 30 Mio. Packungen in einem Jahr, wie Professor Dr. Martin Kohlhäufl von der Klinik Schillerhöhe in Stuttgart-Gerlingen berichtete. Benzodiazepine für ein bis zwei Wochen oder bei Bedarf gegen Panikattacken einzusetzen, ist zweifelsohne sinnvoll, langfristiger Gebrauch birgt dagegen vor allem für Ältere ernste Gefahren. Diese reichen von Desorientiertheit, Schwindel und Stürzen bis hin zum erhöhten Risiko für Lungenentzündungen, wie eine aktuelle Studie zeigt.
Begünstigen auch Protonenpumpenhemmer Pneumonien?
Kollegen aus Nottingham prüften anhand der Daten von 4964 Patienten hausärztlichen Patienten den Zusammenhang zwischen der Inzidenz ambulant erworbener Pneumonien (CAP) und dem Benzo-Gebrauch.1 1269 Patienten wurden in den Monaten vor ihrer CAP-Diagnose mit Tranquilizern – meist Diazepam und Temazepam – behandelt.
Die Benzo-Einnahme erhöhte das Pneumonierisiko um ca. 50 %, das CAP-Mortalitätsrisiko stieg ebenfalls signifikant an. Auch Zopliclon war mit einem erhöhten Pneumonierisiko assoziiert, nicht dagegen Clordiazepoxid. Zwar lässt sich aus einer retrospektiven Analyse keine Kausalbeziehung zwischen Benzo-Gebrauch und Lungenerkrankung ableiten, räumte Prof. Kohlhäufl ein. Dennoch rät er, Medikamente mit potenziellem Risiko bei Älteren mit besonderem Bedacht einzusetzen.
Gemeint sind nicht nur Diazepam & Co. Andere Studien hatten Hinweise darauf gebracht, dass auch Opioide, Neuroleptika und Protonenpumpenhemmer das Auftreten von Lungenentzündungen begünstigen.
1. Eneanya Obiora et al., Thorax 2013; 68: 163–170
Quelle: 8. DGIM-Internisten-Update-Seminar, Wiesbaden, 2013
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