M. Crohn: Komplikationen bei Kindern lassen sich vorhersagen
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Etwa die Hälfte der Patienten mit einem neu diagnostizierten Morbus Crohn entwickelt innerhalb von fünf Jahren Komplikationen wie Strikturen oder Fisteln. Als Risikofaktoren gelten beispielsweise Krankheitsherde im Ileum, eine intestinale Dysbiose und Reaktionen gegen mikrobielle Antigene. Belastbare Prognosemodelle für den Crohn-Verlauf existierten bisher aber nicht.
Diese Lücke schloss nun eine US-amerikanische Forschergruppe um Dr. Subra Kugathasan von der Abteilung für pädiatrische Gastroenterologie an der Emory University School of Medicine in Atlanta. Und zwar speziell für Kinder und Jugendliche – die am schnellsten wachsende Subgruppe der Crohn-Patienten.
Jeder zehnte unter 18-Jährige litt unter Komplikationen
In den Jahren 2008 bis 2012 nahmen die Wissenschaftler 913 frisch diagnostizierte, unter 18-jährige Crohn-Patienten in eine prospektive Kohortenstudie auf. Bei 9 % der Teilnehmer traten im Verlauf Komplikationen auf. Vor allem bei vergleichsweise höherem Alter zum Diagnosezeitpunkt sowie Antikörpern gegen Saccharomyces cerevisiae und Flagellin traten vermehrt Komplikationen auf.
Mit den Faktoren Alter, ethnische Herkunft, Krankheitslokalisation und antimikrobielle Serologie entwickelten Statistiker ein Prognosemodell, das mit einem sehr hohen negativen prädiktiven Wert von 95 % bestach. Die Sensitivität lag bei 66 % und die Spezifität bei 63 %. Kinder und Jugendliche, die frühzeitig mit einem TNF-α-Blocker behandelt wurden, hatten im Vergleich zu Leidensgenossen ohne diese Therapie ein um 70 % verringertes Fistelrisiko. Auf die Entwicklung von Strikturen hatte der Biologikaeinsatz dagegen keinen Einfluss.
Spezielle Gensignatur warnt vor Strikturen
Auch die Darmflora zeigte sich als prognostisch bedeutend: Eine vermehrte Anzahl von Ruminokokken im Stuhl wies auf spätere Strikturen hin, eine erhöhte Anzahl von Veillonellen hingegen sprach für fistulierende Komplikationen. Butyratbildende Roseburien entfalteten dagegen auch bei dieser jungen Patientenklientel ihren bekannten epithelschützenden Effekt.
Molekularbiologen entdeckten darüber hinaus in Ileumbiopsien eine bisher noch nicht bekannte Gensignatur der extrazellulären Matrix, die auf eine verstärkte Fibrogenese und damit einhergehende Strikturen hinweist. Wurden die Ergebnisse der Genuntersuchungen in das Prognosemodell einbezogen, verbesserte sich dessen Spezifität auf 71 %.
Mit den Befunden ließen sich unter anderem Patienten identifizieren, die ein erhöhtes Fistelrisiko tragen und deshalb bevorzugt mit TNF-α-Blockern behandelt werden sollten, resümieren die Autoren. Für Patienten mit einem hohen Strikturrisiko müssen allerdings noch neue antifibrotische Ansätze entwickelt werden.
Quelle: Kugathasan S et al. Lancet 2017; 389: 1710-1718
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