Diagnostik von Morbus Crohn im Überblick

Dr. Angelika Bischoff

Wandverdicktes Ileum bei akutem Schub eines M. Crohn mit verstärkter Durchblutung der Darmwand. Wandverdicktes Ileum bei akutem Schub eines M. Crohn mit verstärkter Durchblutung der Darmwand. © wikipedia/Joachim Guntau, Sonographiebilder.de, CC-by-sa 2.0/de

Anamnese, Blutbild, Stuhltest und Darmspiegelung – eine Vielzahl verschiedener Untersuchungen und diagnostischer Marker sichert die Diagnose Morbus Crohn. Doch was ist bei den einzelnen Punkten zu beachten? Ein aktuelles Konsensuspapier klärt auf.

Häufige Beschwerden bei Patienten mit Morbus Crohn sind Bauchschmerzen, Gewichtsverlust und chronische Diarrhö. Vor allem wenn diese Symptome bei jungen Menschen auftreten, sollten sie beim Arzt den Verdacht auf die Enteritis regionalis wecken. Bestätigt wird die Diagnose durch Anamnese und klinische Untersuchung sowie eine Kombination aus endoskopischen, histologischen, radiologischen und/oder biochemischen Verfahren, erklärt die Expertengruppe der European Crohn’s and Colitis Organisation (ECCO).

Nach kürzlicher Fernreise sind Stuhlproben ratsam

Zur Anamnese gehört eine eingehende Befragung zu den Beschwerden, insbesondere auch zu nächtlichen Symptomen. Zusätzlich interessieren kürzliche Reisen, Nahrungsmittelintoleranzen, die Einnahme von NSAR oder Antibio­tika sowie Risikofaktoren für das Auftreten eines Morbus Crohn. Zu diesen zählen Rauchen, kürzliche infektiöse Gastroenteritis, positive Familienanamnese und eine zurückliegende Appendektomie.

Bei der Untersuchung des Abdomens ist auf potenzielle Bauchdeckenspannung, Blähungen, palpable Massen, perianale Abszesse oder Analfissuren zu achten. Auch extraintestinale Symptome sind relevant. Sie können Mund, Haut, Augen oder Gelenke betreffen. Die Laboranalyse umfasst das C-reaktive Protein (CRP) und ein großes Blutbild, um u.a. potenziell auftretende Anämie, Thrombozytose oder Mangelernährung zu überprüfen. Auch weitere Inflammationsmarker wie die Blutsenkungsgeschwindigkeit oder fäkales Calprotectin können verwendet werden. Letzteres trägt dazu bei, M. Crohn von einem Reizdarmsyndrom zu unterscheiden.

Diskussionsbedarf in Sachen Klassifikation

Internationaler Standard ist aktuell die Montreal-Klassifikation nach Phänotyp. Sie unterscheidet zwischen Alter, Manifestationsorten sowie deren Merkmalen (mit oder ohne Strikturen, penetrierend oder nicht penetrierend). Mit der Zeit verändert sich die Erkrankung und es treten bei vielen Patienten Strikturen oder Penetrationen auf. Die European Crohn‘s and Colitis Organisation bewerten die Montreal-Skala deshalb als zu starr und vermuten, dass künftig die Leman-Damage-Scale genutzt wird. Genetische Tests oder serologische Marker besitzen im Praxisalltag derzeit keine Bedeutung.
Weiterhin empfiehlt die Autorengruppe um Professor Dr. Fernando Gomollón­ von der Universitätsklinik in Zaragoza aus differenzialdiagnostischen Gründen einen mikrobiologischen Test, der Clostridium difficile einschließt. Bei Patienten, die Fernreisen hinter sich haben, sind Stuhltests ebenfalls ratsam. Standard, um die Diagnose eines Morbus Crohn abzusichern, ist eine Ileokolonoskopie. Währenddessen entnimmt der Gastroenterologe Biopsien vom terminalen Ileum und jedem Kolonsegment, am besten mindestens je zwei Biopsien von fünf verschiedenen Stellen im Ileum und Kolon. Proben von „gesunden“ Stellen sollten zum Vergleich dabei sein, rät die ECCO. Kontrovers diskutiert wird, ob bei asymptomatischen Patienten routinemäßig eine obere gastrointestinale Endoskopie durchgeführt werden sollte. Bei schwerem, aktivem Morbus Crohn ist der Nutzen der Koloskopie gegen das Perforationsrisiko des Darms abzuwägen. Eine Alternative kann die Untersuchung mit dem flexiblen Sigmoidoskop bieten. Ergänzend kommen bildgebende Verfahren wie MRI, CT und transabdominaler Ultraschall zum Einsatz, um das Ausmaß von Entzündung, Obstruktion und Fis­telbildung festzustellen und den Schweregrad der Erkrankung einzustufen.

Charakter der Striktur beeinflusst die Therapie

Vor allem Stenosen im Dünndarm oder penetrierende Komplikationen wie Abszesse oder Fisteln lassen sich mit diesen Verfahren mit hoher Genauig­keit darstellen. Außerdem erlaubt die Bildgebung, vorwiegend entzündliche von fibrotischen Strikturen abzugrenzen. Dies kann für die Therapiewahl ausschlaggebend sein (Teil 2 dieser Serie in der nächsten Ausgabe). Die Kapselendoskopie bleibt Patienten vorbehalten, die klinisch hochverdächtig auf Morbus Crohn sind, ohne dass dieser endoskopisch oder radiologisch bestätigt werden konnte. Sie ist beim Dünndarm jedoch nur eingeschränkt spezifisch. Bei Darmverschluss, Stenose oder Erkrankungen, die mit Schluckbeschwerden einhergehen, darf die Kapselendoskopie nicht angewendet werden, warnen Prof. Gomollón und Kollegen.

Gomollón F et al. Journal of Crohn‘s and Colitis 2017; 3-25

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Wandverdicktes Ileum bei akutem Schub eines M. Crohn mit verstärkter Durchblutung der Darmwand. Wandverdicktes Ileum bei akutem Schub eines M. Crohn mit verstärkter Durchblutung der Darmwand. © wikipedia/Joachim Guntau, Sonographiebilder.de, CC-by-sa 2.0/de