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Aktive Darmentzündung erhöht das Risiko für Frühgeburt und Abort

Die hohe Zahl kinderloser Patientinnen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) spricht für Dr. Jens Walldorf von der Universitätsklinik für Innere Medizin I in Halle für eine „uninformierte Kinderlosigkeit“. Drei Fragen treiben die Frauen besonders um:
- Wird die CED auf den Nachwuchs vererbt?
- Gefährden die Medikamente Fertilität und das Ungeborene?
- Führen CED selbst zu mehr Fehlgeburten?
Insgesamt ist die Fertilität von Patientinnen mit CED zwar nicht beeinträchtigt, die biologische Uhr tickt bei ihnen aber schneller. Zudem sollte auch die chirurgische Therapie mit Blick auf den Kinderwunsch gestaltet werden. Ein Stoma z.B. stellt kein Risiko dar, erklärte Dr. Walldorf.
Doch wie groß sind die Gefahren für den ersehnten Nachwuchs wirklich? Das lebenslange Risiko für erstgradige Verwandte eines Patienten mit Colitis ulcerosa beträgt etwa 5 %. „Das heißt, dass 95 % der Kinder nicht erkranken“, betonte der Referent und empfahl, das so auch den Patientinnen zu vermitteln. Bei Morbus Crohn liege das Risiko der Erkrankung für erstgradige Verwandte mit 7–10 % nur wenig höher.
Schwangere mit TNF-α-Blockern behandeln
Wichtig ist, eine Remission zu erreichen und zu halten, denn eine aktive Erkrankung erhöht das Risiko für Frühgeburt und Abort. Die Strategie lautet daher: „Remission vor Konzeption“. Die remissionserhaltende Therapie sollte auch bei eingetretener Schwangerschaft weitergeführt werden, inklusive der Anti-TNF*-α-Therapie, allerdings nicht mit dem teratogenen Methotrexat.
Für Dr. Walldorf hat sich in der Situation der Familienplanung insbesondere die Anti-TNF-α-Therapie bewährt. Die aktuellen Fachinformationen zu Adalimumab und Infliximab empfehlen zwar Frauen im gebärfähigen Alter, zur Vermeidung einer Schwangerschaft eine geeignete Empfängnisverhütung in Erwägung zu ziehen. Damit sind sie aber inzwischen deutlich liberaler formuliert als vor wenigen Jahren, als die Kontrazeption noch nachdrücklich empfohlen wurde.
Dr. Walldorf findet: „Wir müssen da aktiver werden.“ Es sollte sich auch in den gynäkologischen Praxen niederschlagen, dass sich Patientinnen mit Remission unter CED-Therapien ihren Kinderwunsch erfüllen können. Adalimumab lässt sich nach aktueller Fachinformation sogar in der Stillzeit anwenden. Für die neueren Antikörpertherapien ist die Datenlage noch begrenzt.
Ustekinumab und Tofacitinib wohl unbedenklich fürs Baby
In Schwangerschaften unter Ustekinumab traten bei Patientinnen mit Psoriasis oder Morbus Crohn Fehlbildungen, Spontanaborte oder Abbrüche nicht gehäuft auf. Fast zwei von drei Patientinnen brachten ein gesundes Kind zur Welt – genauso viele wie im US-amerikanischen Durchschnitt, sagte Dr. Walldorf. Auch mit Tofacitinib fanden sich bislang keine Signale für ein erhöhtes Fehlbildungs- oder Abortrisiko, hier wurden aber bislang erst 71 Schwangerschaften ausgewertet. Bei Vedolizumab lässt sich die Sicherheit in der Schwangerschaft aufgrund noch geringerer Fallzahlen noch nicht gut beurteilen.
* Tumornekrosefaktor
Quelle: Viszeralmedizin 2018
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