Nach früher Fehlgeburt: Abwarten, Medikamente geben oder operieren?

Dr. Andrea Wülker

Nicht verzweifeln: Trotz Frühaborts können die meisten Frauen später ein gesundes Kind 
gebären. Nicht verzweifeln: Trotz Frühaborts können die meisten Frauen später ein gesundes Kind gebären. © motortion – stock.adobe.com

Etwa jede vierte Schwangerschaft endet mit einer frühen Fehlgeburt – für viele Frauen ein traumatisches Ereignis. Welches Prozedere dann das richtige ist, hängt von der klinischen Situation und von den Wünschen der Patientin ab.

Früher wurde eine Fehlgeburt üblicherweise chirurgisch in Vollnarkose angegangen. In den letzten Jahren jedoch setzte sich die individualisierte Betreuung der betroffenen Frauen immer mehr durch, schreiben Dr. Justin Chu von der Universität Birmingham und Kollegen. Manche Patientinnen möchten möglichst rasch behandelt werden, andere schrecken vor einem chirurgischen Eingriff zurück und sorgen sich um ihre zukünftige Fertilität.

Misoprostol beschleunigt die Placentaausscheidung

Eine Untersuchung ergab, dass bis zu 70 % der Betroffenen abwarten möchten, ob die Fruchtanlage spontan ausgestoßen wird. Doch wie lange darf und wie lange sollte man warten? Sofern keine Komplikationen vorliegen, empfiehlt die Leitlinie des National Institute for Health and Care Excellence (NICE), 7–14 Tage nach der Diagnose eines Frühaborts abzuwarten. Dies gilt nicht für Frauen mit starker Blutung: Bei ihnen kann eine Notoperation erforderlich sein.

Das Ausstoßen des Schwangerschaftsgewebes kann mit Misoprostol beschleunigt werden. Ob die orale oder die vaginale Applikation des Medikaments zu besseren Ergebnissen führt, ist unklar. Eine Studie ergab, dass die Vorbehandlung mit Mifepriston (200 mg oral) die Wahrscheinlichkeit einer Ausstoßung des Fruchtsacks durch Misoprostol (800 µg vaginal) gegenüber der Behandlung mit Misoprostol alleine erhöhte.

Abort ist nicht gleich Abort

Eine frühe Fehlgeburt liegt vor, wenn die Schwangerschaft bis zur 13. Gestationswoche als Abort endet. Bei manchen Frühaborten wird das Schwangerschaftsgewebe komplett ausgestoßen und die betroffenen Frauen werden konservativ ohne weitere Intervention behandelt. Bei der „Missed Abortion“ liegt der gesamte Gestationssack noch im Uterus, eine fetale Herzaktivität ist jedoch nicht nachweisbar. Die Patientin kann leichte Symptome aufweisen. Ein inkompletter Abort liegt vor, wenn nur ein Teil des Schwangerschaftsgewebes ausgestoßen wurde und die Sonographie zeigt, dass noch Gewebe­anteile im Uterus verblieben sind.

Postoperative Komplikationen sind selten, aber teils schwer

Als chirurgische Behandlungsmethoden kommen die Saugkürettage in Allgemeinanästhesie oder die manuelle Vakuumaspiration unter Lokalanästhesie in Betracht. Komplikationen sind selten, können aber gravierend sein (Blutung, Infektion, Uterusperforation). Vorteil der operativen Verfahren ist die rasche und komplette Uterusentleerung. Bei sehr starker Blutung oder bei hämodynamischer Instabilität gilt die Saugkürettage als Methode der Wahl. Patientinnen mit einem Frühabort sollten darüber informiert werden, dass die meisten Frauen nach einer Fehlgeburt eine normal verlaufende Schwangerschaft haben können, betonen die Autoren.

Quelle: Chu J et al. BMJ 2020; 368: l6438; DOI: 10.1136/bmj.l6438

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