Rauchen bei Diabetes führt zu Fehlgeburten
Die Ergebnisse einer populationsbasierten Studie der Universität Modena stellte der Diabetologe Dr. Helmut Josef Kleinwechter, Kiel, vor. Für ihre Arbeit hatten die italienischen Wissenschaftler die Krankenhausentlassungs-Statistiken der Region Emilia-Romagna genutzt und 992 Frauen mit präkonzeptionellem Diabetes ermittelt, die dort in den Jahren 2007 bis 2010 ein Kind geboren hatten. Knapp 11 % waren Raucherinnen. Ihnen wurden 4788 frischgebackene Mütter ohne Diabetes gegenübergestellt. In dieser Gruppe lag der Anteil der Tabakkonsumentinnen bei 12 %.
Von den rauchenden Diabetikerinnen erlitten 28 % eine Frühgeburt. Mit präkonzeptionellem Diabetes ohne Nikotinabusus war das nur bei 17 % der Frauen der Fall. Fehlbildungen fanden sich in dieser Gruppe bei 5 % vs. 3 % der Neugeborenen. Von den nicht-diabetischen Frauen hingegen bekamen rund 7 % bzw. 8 % ihr Baby zu früh, Fehlbildungen wurden in dieser Gruppe je nach mütterlichem Raucherstatus bei 1,8 % bzw. 1,9 % der Kinder gesehen.
Die Studienautoren errechneten anhand dieser Daten ein relatives Exzessrisiko durch Interaktion von 2,39 für Frühgeburten und 1,33 für Fehlbildungen. Im Vergleich zur Summe der jeweils separaten Effekte war die Interaktion von Diabetes und Rauchen für elf zusätzliche Frühgeburten pro 100 Neugeborene und zwei zusätzliche Fehlbildungen verantwortlich.
Das spricht für eine kausale Beziehung, erklärte Dr. Kleinwechter. 51 % der Frühgeburten und 49 % der Fehlbildungen gehen demnach auf die Interaktion der beiden Variablen zurück, gab der Diabetologe zu bedenken. Diese deutliche Risikoerhöhung müsse man den Diabetikerinnen mit Kinderwunsch bereits präkonzeptionell deutlich machen.
Den deletären Effekt des Rauchens spiegelt auch eine Querschnittstudie aus Bayern wider, die 1,7 Millionen Geburten in dortigen Kliniken analysierte. Bei rauchenden Diabetikerinnen war die perinatale Mortalität demzufolge fast vierfach erhöht (OR 3,82), die Fehlbildungsrate nahezu dreifach (OR 2,90), beschrieb der Referent. Offenbar seien hierzulande in den vergangenen zehn Jahren bei Schwangeren mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes keinerlei Verbesserungen hinsichtlich der neonatalen Endpunkte erzielt worden. An diesem Stillstand, so konstatierte der Kollege, dürfte die mangelnde Nikotinkarenz wesentlichen Anteil haben.
Quelle: 14. Diabetologie-Update-Seminar der Deutschen Diabetes Gesellschaft