Tot- und Fehlgeburten Neuer Risikofaktor für ischämische und nicht-ischämische Schlaganfälle bei Frauen

Autor: Annette Kanis/Stephanie Käufl

Auch wenn ein großer zeitlicher Abstand zwischen den Fehl- und Totgeburten und dem Auftreten der Schlaganfälle liegt, hat die Studie Zusammenhänge deutlich gemacht. Auch wenn ein großer zeitlicher Abstand zwischen den Fehl- und Totgeburten und dem Auftreten der Schlaganfälle liegt, hat die Studie Zusammenhänge deutlich gemacht. © peterschreiber.media – stock.adobe.com

Für die Entwicklung eines Schlaganfalls gibt es einige Risikofaktoren. Neuen Untersuchungen zufolge gehören bei Frauen offenbar auch auch Fehl- und Totgeburten dazu. geburten dazu. Sie erhöhen das Apoplexrisiko betroffener Frauen um bis zu 30%.

Unfruchtbarkeit, Fehl- und Totgeburten belasten betroffene Frauen physisch und psychisch auf vielerlei Arten. Jetzt wurden in einer aktuellen Studie auch Zusammenhänge zu einem später erhöhten Schlaganfallrisiko herausgearbeitet. Die Forscher um Chen Liang von der University of Queensland stützten ihre Analyse auf Daten von 618.851 Frauen (Alter 32 bis 73 Jahre zu Studienbeginn) aus acht Kohortenstudien. Diese waren in sieben Ländern durchgeführt worden – Australien, China, Japan, Niederlande, Schweden, Vereinigtes Königreich und Vereinigte Staaten. 275.863 der Teilnehmerinnen waren von Schlaganfällen betroffen. Dabei handelte es sich um 54.716 nicht-tödliche und 288.272 tödliche Schlaganfälle.

Die Forscher stellten die Apoplexdaten den Angaben zu Unfruchtbarkeit, Fehl- und Totgeburten gegenüber. Nach Berücksichtigung anderer Risikofaktoren wie Hypertonie, BMI, Alter und Raucherstatus stellte sich heraus, dass alle drei Parameter die Entwicklung eines Schlaganfalls begünstigten.

Bei Unfruchtbarkeit war das Risiko für nicht-tödliche Schlaganfälle erhöht (Hazard Ratio, HR, 1,14). Der Zusammenhang betraf hauptsächlich den ischämischen Subtyp. Die Forscher vermuten als Hintergrund eine Eierstockerkrankung mit systemischer Auswirkung. So ist z.B. das polyzystische Ovarialsyndrom mit einem erhöhten Thromboembolierisiko verbunden.

Mehrmalige Fehlgeburten – mindestens drei – waren mit einem höheren Risiko für nicht-tödliche (HR 1,35) sowie tödliche (HR 1,82) Schlaganfälle assoziiert. Aber auch bereits eine Fehlgeburt lässt die Wahrscheinlichkeit für einen späteren Schlaganfall um 11 % ansteigen gegenüber Frauen ohne Fehlgeburt.

Endotheliale Dysfunktion bedroht Gehirn und Plazenta

Frauen mit Totgeburten in der Anamnese hatten das höchste Apoplexrisiko. Das Risiko für einen nicht-tödlichen Schlaganfall war um 31 % erhöht, das Risiko für einen tödlichen Schlaganfall nach mehreren Totgeburten um 26 %.

Als Ursache für den Zusammenhang zwischen Schlaganfall und wiederkehrenden Fehl- oder Totgeburten vermuten die Autoren eine endotheliale Dysfunktion. Dadurch kann es einerseits zu Störungen in der Plazenta und damit zu einem Schwangerschaftsverlust kommen. Andererseits fördern endotheliale Dysfunktionen die Thromboseneigung und begünstigen damit Schlaganfälle.

Auch wenn ein großer zeitlicher Abstand zwischen den Fehl- und Totgeburten und dem Auftreten der Schlaganfälle liegt, hat die Studie Zusammenhänge deutlich gemacht. Die Autoren sprechen sich dafür aus, dass die Erkenntnisse über diesen geschlechtsspezifischen Risikofaktor in die Schlaganfallprävention einfließen sollten.

Quelle: Liang C et al. BMJ 2022; 377: e070603; DOI: 10.1136/bmj-2022-070603