Eisenmangel: Erzfeind von Herzschwachen und CED-Patienten

Eisenmangel ist zwar die häufigste Ursache für eine Eisenmangelanämie, jedoch sollte er von der Anämie als eigenständige Entität abgegrenzt werden, schreiben Dr. Andera Salama-Müller, Oberschwabenklinik Ravensburg, und Kollegen. Insbesondere Patienten mit chronischen Grunderkrankungen haben häufig einen Eisenmangel – unter den Patienten mit Herzinsuffizienz betrifft er bis zu jeden zweiten. Genauso wie die Mangelanämie beeinflusst er Lebensqualität, Leistungsfähigkeit sowie Morbidität und Mortalität.
Galenik der parenteralen Präparate beachten
Der Mangel wird mit oralen oder – vor allem bei Nebenwirkungen oder verminderter Resorptionsfähigkeit – parenteralen Eisenpräparaten korrigiert. Bei den i.v.-Präparaten sind in den letzten Jahren einige galenische Herausforderungen gemeistert worden, weshalb heute eine differenziertere Nutzen-Risiko-Abwägung der Fe-i.v.-Infusionslösungen nötig ist, erklären die Internisten.
Zur Verfügung stehen Zubereitungen mit Eisen(III)-haltigen Nanopartikeln, entweder klassisch als dextranbasierte oder modern als dextranfreie Eisen(III)-Kohlenhydrate, die sich u.a. in Halbwertszeit, Verträglichkeit und in der adäquaten Anwendung bei den jeweiligen Indikationen unterscheiden.
Den Mangel ausgleichen, wenn keine Anämie vorliegt
Eine wichtige Indikation für eine Fe-Substitution bei Eisenmangel besteht bei der chronischen Herzinsuffizienz. Bei diesen Patienten ist die verminderte systemische Fe-Verfügbarkeit ein unabhängiger Risikofaktor für eine erhöhte Morbidität und Mortalität. In der aktuellen Leitlinie der European Society of Cardiology wird deshalb bei chronischer Herzschwäche mit eingeschränkter Ejektionsfraktion und nachgewiesenem Eisenmangel (s. Tabelle) i.v.-Eisencarboxymaltose empfohlen.
Labordiagnostik des Eisenmangels | ||
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Erkrankung | Transferrinsättigung [%] | Serum-Ferritin [μg/l] |
ohne Grunderkrankung | <20 | < 30 |
chronische Herzinsuffizienz | – | <100 |
< 20 | 100–299 | |
chronisch-entzündliche Darmerkrankung | ||
- ohne erhöhte Krankheitsaktivität | < 20 | < 30 |
- mit erhöhter Krankheitsaktivität | < 100 |
Tabletten genügen bei zwei von drei CED-Patienten nicht
Hilft eine orale Eisensubstitution nicht hinreichend – was immerhin bei rund zwei Dritteln der CED-Patienten der Fall ist –, empfiehlt die European Crohn’s and Colitis Organization bei aktiver CED eine i.v.-Eisentherapie bei Hb-Werten von < 10 g/dl sowie bei der Behandlung mit Erythropoese-stimulierenden Agenzien. Auch bei Unverträglichkeiten unter oralen Eisenpräparaten sollte die i.v.-Substitution erwogen werden. Wie bei der Herzschwäche lässt sich auch bei der CED ein Eisenmangel bereits allein anhand einer Transferrinsättigung von < 20 % diagnostizieren. Wird dieser Wert unterschritten, sollte auch ohne Vorliegen einer Anämie interveniert werden, so die Autoren: „Bei CED keine Hämoglobin-Laborkosmetik betreiben, sondern die Eisenverfügbarkeit verbessern.“Auch postoperativ ist die i.v.-Gabe zu bevorzugen
Relevant ist der Eisenmangel auch in anderen Fachdisziplinen wie Nephrologie und Onkologie, erläutern die Experten. Das gilt ebenso für das präoperative Management. Eine präoperative i.v.-Fe-Substitution ist vor allem für Patienten mit einer Transfusionswahrscheinlichkeit von mehr als 10 % oder einem erwarteten Blutverlust von über 500 ml sinnvoll, eine postoperative i.v.-Fe-Substitution lässt im Vergleich zur oralen Fe-Gabe Eisen und Hb schneller wieder ansteigen.Quelle: Salama-Müller A et al. Klinikarzt 2018; 47: 12-20
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