Lymphozytopenie bei Morbus Crohn ist nicht immer Folge der Therapie

Dr. Dorothea Ranft

Herrscht ein Lymphozytmangel, muss das nicht zwingend an der Behandlungsmethode liegen. Herrscht ein Lymphozytmangel, muss das nicht zwingend an der Behandlungsmethode liegen. © fotolia/fotomek; wikimedia/Dr. Triche, National Cancer Institute

Im Verlauf mangelt es Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen häufig an Lymphozyten. Wer die Ursache jedoch stets in Nebenwirkungen der Therapie vermutet, kommt nicht in jedem Fall weiter.

Oft kann man eine Lymphozytopenie bei Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa auf eine immunsuppressive Behandlung mit Glukokortikoiden oder Thiopurinen zurückführen. So kommt es bei rund einem Viertel der mit Azathioprin Behandelten zu einer schweren Form des Mangels (< 500 Zellen/µl). In solchen Fällen empfiehlt es sich primär, das Thiopurin abzusetzen, schreiben­ Dr. Carmen Monasterio­, Klinik für Innere Medizin II, und Kollegen der Universitätsklinik Freiburg. Was aber, wenn die Lymphozyten trotzdem nicht ansteigen?

Unter einer immunsuppressiven Therapie muss man differenzialdia­gnostisch immer ein Lymphom im Hinterkopf behalten. Außerdem gilt es, virale Ursachen wie Zytomegalie­virus-Infektionen auszuschließen. Und wäre das nicht genug, kann der Lymphozytenmangel auch Folge einer vermehrten Aktivität der Darmerkrankung selbst sein – wie im Fall einer 25-jährigen Patienten.

Diese hatte unter Steroiden und Azathioprin eine ausgeprägte Lymphozytopenie entwickelt. Wie empfohlen, setzten die Autoren zuerst das Thiopurin ab, was am Lymphozytenmangel jedoch nichts änderte. Auch eine CMV-Kolitis konnten sie ausschließen. Das nährte den Verdacht, dass es sich womöglich um eine extraintestinale Manifestation des Morbus Crohn handelte.

Eine Intensivierung der immunsuppressiven Therapie z.B. mit einem TNF-α-Blocker hätte dann zur Folge, dass sich auch die Lymphozytenzahl normalisiert. Im Fallbeispiel führte die Behandlung mit Adalimumab zum Erfolg. Die Indikation sollte jedoch kritisch gestellt werden, mahnen die Autoren. Zuvor gilt es, opportunistische Infektionen auszuschließen und die Patienten über das erhöhte Infektionsrisiko bei präexistenter Lymphozytopenie aufzuklären. Die Antikörpertherapie selbst kann zu Änderungen im Blutbild führen, allen voran Thrombozytopenien und Neutropenien.

Differenzialblutbild regelmäßig anfordern

Die Autoren raten dazu, bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen regelmäßig ein Differenzialblutbild anzufordern. Liegen die CD4-Zellen < 200/µl, ist neben einer medikamentösen Prophylaxe opportunistischer Infektionen auch eine Ergänzung des Impfschutzes (nur Totvakzine) indiziert.

Quelle: Monasterio C et al. Internist 2018; 59: 857-860

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