Müde vom Crohn

Dr. Dorothea Ranft

Nur CED-Patienten ohne aktive Erkrankung nahmen an der Studie teil, obwohl ein Effekt eher bei fortbestehender Inflammation zu erwarten ist. Nur CED-Patienten ohne aktive Erkrankung nahmen an der Studie teil, obwohl ein Effekt eher bei fortbestehender Inflammation zu erwarten ist. © selvanegra/gettyimages

Für CED-Patienten mit Fatigue ist weiterhin keine Therapie in Sicht. Ein hoffnungsvoller Kandidat aus dem Aminosäurestoffwechsel erfüllte die Erwartungen der Studienautoren nicht.

Ungefähr die Hälfte aller Patienten mit CED leidet an einer anhaltenden Erschöpfung, die so schwer sein kann, dass sie die Lebensqualität empfindlich beeinträchtigt. Therapiemöglichkeiten sind rar. Hoffnung ruhte jedoch auf Tryptophan, denn niedrige Serumspiegel dieser Aminosäure werden mit dem vermehrten Auftreten einer Fatigue in Verbindung gebracht.

166 Studienteilnehmer mit persistierender Fatigue

In einer randomisierten Doppelblindstudie wurde der Stellenwert des Metaboliten 5-Hydroxytryptophan (5-HTP) genauer untersucht. Es nahmen 166 CED-Patienten teil, die trotz Remission weiter über Fatigue klagten (≥ 5 in einer fatiguespezifischen visuellen Analogskala, fVAS). Die Patienten erhielten im Cross-over-Design jeweils acht Wochen lang zweimal täglich 100 mg 5-HTP oder Placebo.
Unter Verum kam es zwar zu einem signifikanten Anstieg der Serumspiegel von 5-HTP (und auch Serotonin). Hinsichtlich der klinischen Wirksamkeit (definiert als ≥ 20 % Reduktion auf der fVAS) ließ sich jedoch kein Unterschied erkennen: In der Placebophase erreichten 37,6 % diesen primären Endpunkt, mit 5-HPT waren es 35,6 %. Auch in Bezug auf Angst, Depression und Stress war keine Differenz auszumachen. Daraus schließen die Studienautoren um Marie Truyens von der Universität Gent, dass 5-HTP trotz des günstigen Einflusses auf die Serumspiegel die CED-bedingte Erschöpfung nicht verringert.

Prof. Dr. Joel Pekow von der Universität Chicago hält eine Wirkung dennoch für möglich. Er gibt in seinem Kommentar zu bedenken, dass nur CED-Patienten ohne aktive Erkrankung an der Studie teilnahmen, obwohl ein Effekt eher bei fortbestehender Inflammation zu erwarten ist.

Quelle:
1. Truyens M et al. Gastroenterology 2022; DOI: 10.1053/j.gastro.2022.07.052
2. Pekow J. Gastroenterology 2022; DOI: 10.1053/j.gastro.2022.08.050

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Nur CED-Patienten ohne aktive Erkrankung nahmen an der Studie teil, obwohl ein Effekt eher bei fortbestehender Inflammation zu erwarten ist. Nur CED-Patienten ohne aktive Erkrankung nahmen an der Studie teil, obwohl ein Effekt eher bei fortbestehender Inflammation zu erwarten ist. © selvanegra/gettyimages