Familienplanung bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Dr. Alexandra Bischoff

Offenbar sind Betroffene noch immer sehr verunsichert, was das Thema Familienplanung angeht. (Agenturfoto) Offenbar sind Betroffene noch immer sehr verunsichert, was das Thema Familienplanung angeht. (Agenturfoto) © iStock/AntonioGuillem

Der Beratungsbedarf von CED-Patientinnen mit Kinderwunsch ist groß. Viele sind verunsichert, haben Angst vor Schäden für den Nachwuchs oder Folgen auf die Erkrankung. Nicht wenige Frauen bleiben deshalb freiwillig kinderlos.

Frauen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) bekommen im Vergleich zur Gesamtpopulation seltener Kinder. Meist treffen sie diese Entscheidung ganz bewusst, genauso wie viele Männer mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Offenbar sind Betroffene noch immer sehr verunsichert, was das Thema Familienplanung angeht, schreibt der Gynäkologe Professor Dr. Markus Schmidt von den Sana Kliniken Duisburg.

Seiner Einschätzung nach haben Patientinnen oft Angst, die Krankheit zu vererben, fürchten ein erhöhtes Risiko für fetale Fehlbildungen oder Teratogenität aufgrund der Medikation. Dabei wirkt sich eine stabile Krankheitssituation in Remission im Gegensatz zu einer aktiven Erkrankung vermutlich nicht auf den Schwangerschaftsverlauf aus – oder eine Schwangerschaft auf die Krankheitsaktivität. Zudem sind viele der gängigen CED-Medikamente eingehend untersucht worden. Mit Ausnahme von Methotrexat gilt ihr Einsatz während der Schwangerschaft als sicher (s. Kasten).

Sichere CED-Medikamente für Schwangere

  • orale 5-Aminosalicylate
  • topische 5-Aminosalicylate
  • Sulfasalazin
  • Azathioprin
  • 6-Mercantopurin

Um den Frauen ihre Ängste und Bedenken zu nehmen, kommt der präkonzeptionellen Beratung eine wichtige Rolle zu. Im Gegensatz zur Schwangerschaftsvorsorge ist diese bislang noch nicht etabliert und wird daher nur selten in Anspruch genommen. Prof. Schmidt rät, folgende Punkte zu klären und mit den Patientinnen zu besprechen:
  • medizinische Risiken erkennen und ggf. Gesundheitszustand vor der Schwangerschaft optimieren (cave: aktive Erkrankung ist mit erhöhtem Risiko für Plazentainsuffizienz und Frühgeburt assoziiert!)
  • klinische Remission vor der Schwangerschaft anstreben
  • schub- und/oder remissionserhaltende Therapie kann in der Schwangerschaft fortgeführt werden (Ausnahme: Methotrexat)
  • für Mesalazin und Kortikosteroide besteht während der Stillzeit i.d.R. keine Kontraindikation
Trotzdem gelten CED-Patientinnen als Risikoschwangere und sollten interdisziplinär betreut werden. Neben einem Organscreening gemäß den DEGUM**-II-Kriterien gehören regelmäßige Wachstumskontrollen ab der 24. SSW auf SGA/IUGR* und eine Entbindung nahe des Geburtstermins zum Vorgehen. Die Europäische Crohn- und Colitis-Organisation ECCO empfiehlt allgemein eine vaginale Entbindung bei inaktiver/ milder Erkrankung, bei Colitis ulcerosa und ileoanalen Pouches eine Sectio. Da große Studien fehlen, rät Prof. Schmidt dazu, neben den objektiven Risikofaktoren wie Erkrankungstyp, abdominale Voroperationen und geburtshilfliche Anamnese der werdenden Mutter auch deren Wünsche für die Wahl des Entbindungsmodus einzubeziehen. Viele Patientinnen seien besorgt bzgl. möglicher Wundheilungsstörungen, Fistelbildung oder Beckenbodenschäden. In der Stillzeit ist es noch einmal wichtig, mit den Frauen über ihre Medikation zu sprechen. 60 % setzen diese aus Angst um ihr Kind selbstständig ab, so der Autor, obwohl sie als stillkompatibel gelten.

* small for gestational age / intrauterine Wachstumsretardierung
** Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin

Quelle: Schmidt M. internistische praxis 2020; 62: 31-38

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Offenbar sind Betroffene noch immer sehr verunsichert, was das Thema Familienplanung angeht. (Agenturfoto) Offenbar sind Betroffene noch immer sehr verunsichert, was das Thema Familienplanung angeht. (Agenturfoto) © iStock/AntonioGuillem