Morbus Crohn Risiko individuell bestimmen
Eine chirurgische Therapie ist bei Morbus Crohn vor allem dann indiziert, wenn Komplikationen wie Stenosen, Abszesse, Perforationen oder Fisteln aufgetreten sind. Den möglichen Folgen der OP gingen Forscher in Essen auf den Grund. Dr. Robert Hägele, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Alfried-Krupp-Krankenhaus, berichtete über die retrospektive Auswertung von 137 offenen und laparoskopischen Crohn-chirurgischen Eingriffen (Resektionen von Dünndarm, Kolon oder Rektum), die in den Jahren 2013 bis 2020 an der Klinik durchgeführt worden waren. Die Gesamtmortalität betrug 0,7 %, die Insuffizienzrate 2,7 %. Bei 26 Patienten (18,7 %) traten postoperative Komplikationen auf.
Diabetes erhöht die postoperative Gefahr
Signifikant mit Komplikationen assoziiert war ein hohes perioperatives Risiko nach der ASA*-Klassifikation (Odds Ratio, OR, 3,8 bei ASA ≥ 3). Noch deutlicher steigerte ein Diabetes mellitus das Risiko für unerwünschte Ereignisse im Verlauf (OR 4,5). Erhöhte Entzündungswerte (CRP > 5 mg/dl) vor der OP resultierten in einer 3,4-fach erhöhten Wahrscheinlichkeit für Komplikationen, bei einer Behandlung mit Kortikosteroiden betrug die Odds Ratio 4,1. Nicht statistisch signifikant, aber als Risikofaktor für Komplikationen bereits etabliert, war ein niedriger Albuminwert (< 36 g/l) als Ausdruck einer Mangelernährung.
Dr. Hägele hob hervor, dass es wichtig ist, frühzeitig diejenigen Patienten zu identifizieren, die von einer chirurgischen Therapie profitieren können. Das müsse interdisziplinär geschehen. Vor elektiven Eingriffen kann eine präoperative Reha erfolgen, um den Ernährungs- und Allgemeinzustand zu verbessern. Steroide sollten präoperativ möglichst auf eine Tagesdosis < 10 mg reduziert werden, empfahl er. Bei Infekten (CRP-Erhöhung) kann es helfen, Abszesse präoperativ zu drainieren oder eine Antibiose durchzuführen.
* American Society of Anesthesiologists
Kongressbericht: 48. Deutscher Koloproktologen-Kongress