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Die Qual der Antikörperwahl

Hauptziel der medikamentösen Therapie beim Morbus Crohn ist die endoskopische bzw. histologische Heilung der Darmläsionen. Mit Antikörpern, die sich gegen den Tumornekrosefaktorα (TNFα) richten, gelingt sie offenbar besser als mit anderen Biologika, wie Prof. Dr. Neeraj Narula von der McMaster University in Hamilton/Kanada und Kollegen berichten.
Gegenwärtig sind in Kanada, den USA und Europa vier verschiedene monoklonale Antikörper zur Therapie des Morbus Crohn zugelassen: Die TNFα-Hemmer Adalimumab und Infliximab, der Interleukin-12/23-Blocker Ustekinumab sowie der gegen α4β7-Integrin gerichtete Antikörper Vedolizumab, erläutern die Wissenschaftler. Inwiefern sich die einzelnen Wirkstoffe im Hinblick auf die endoskopische Heilungsrate – insgesamt bzw. in den Darmsegmenten Ileum und Kolon – unterscheiden, untersuchten sie anhand gepoolter Daten aus vier verschiedenen klinischen Studien. In die Analyse flossen Informationen zu 299 Patientinnen und Patienten mit mäßigem bis schwerem Morbus Crohn ein: 61 waren mit Adalimumab, 141 mit Infliximab, 41 mit Ustekinumab und 56 mit Vedolizumab behandelt worden.
Die mit rund 28 % höchste endoskopische Heilungsrate nach einem Jahr beobachteten Prof. Narula und Kollegen unter Adalimumab und Infliximab, gefolgt von Ustekinumab (17 %) und Vedolizumab (7 %). Unter Berücksichtigung potenzieller Störvariablen wie Krankheitsdauer, begleitende Kortikosteriodtherapie sowie vorangegangene Anti-TNF-Behandlungen ergaben sich für die beiden TNFα-Inhibitoren im Vergleich zu Vedolizumab nahezu fünf- bzw. sechsfach höhere Heilungschancen. Ustekinumab und Vedolizumab unterschieden sich diesbezüglich dagegen nicht wesentlich.
Old-School-Biologika punkten auch bei großen Läsionen
In der Subgruppe der Biologika-naiven Studienteilnehmer fielen die Ergebnisse ähnlich aus. Bei großen Ulzera (> 0,5 cm) im Ileum erwies sich Infliximab gegenüber Vedolizumab im ersten Jahr als signifikant überlegen, bezüglich der endoskopischen Kolon-Heilung boten sowohl Adalimumab als auch Infliximab gegenüber Ustekinumab einen deutlichen Vorteil im ersten Jahr.
Mit randomisierten kontrollierten Head-To-Head-Studien muss man nun diese Beobachtungen überprüfen, fordern die Forschenden. Zwischenzeitlich halten sie TNFα-Inhibitoren für eine sehr wirksame, wichtige Erstlinientherapie bei Morbus Crohn, auch aufgrund der mittlerweile verfügbaren kostengünstigeren Biosimilars.
Quelle: Narula N et al. Am J Gastroenterol 2022; 117: 1106-1117; DOI: 10.14309/ajg.0000000000001795
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