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Mastektomie und Salpingo-Oophorektomie reduzieren Sterberisiko junger Betroffener

Gesunde Frauen mit gBRCA1/2-Mutationsnachweis haben ein deutlich erhöhtes Brustkrebsrisiko. Ihnen wird eine risikoreduzierende Mastektomie (RRM) und/oder Salpingo-Oophorektomie (RRSO) empfohlen, erläuterte Prof. Dr. Dr. Matteo Lambertini, IRCCS Policlinico San Martino, Universität Genua. Die Eingriffe brächten aber gerade bei jungen Frauen im gebärfähigen Alter zusätzliche Herausforderungen mit sich, da Fertilität und Lebensqualität betroffen sind. Das Rückfallrisiko müsse gegenüber dem Risiko von Zweitneoplasien abgewogen werden und der Einfluss der bilateralen Mastektomie auf das Sterberisiko sei umstritten.
Die Rationale der internationalen retrospektiven Kohortenstudie BRCA BCY Collaboration bestand darin, in dieser Situation für mehr Klarheit zu sorgen. Eingeschlossen wurden mehr als 5.000 gBRCA1/2-Mutationsträger:innen, die jung (≤ 40 Jahre) an einem invasiven Mammakarzinom (Stadium I–III) erkrankt waren. Der Onkologe schilderte: „Wir untersuchten, ob ein Zusammenhang zwischen den operativen Interventionen – RRM und/oder RRSO – und der Überlebenszeit besteht.“ Das OS war auch primärer Studienendpunkt.
Patient:innen blieben länger brustkrebsfrei
Die RRM-Auswertung ergab eine relative Reduktion des Sterberisikos um 35 % (adjustierte HR 0,65) mit konsistenten Ergebnissen in der Subgruppenanalyse – unter anderem unabhängig von der zugrunde liegenden gBRCA1- oder gBRCA2-Mutation und dem Tumortyp. Das relative Risiko für Rezidive und Zweittumoren wurde um 42 % gesenkt (DFS; aHR 0,58) und das brustkrebsfreie Intervall deutlich verlängert (BCFI; aHR 0,55).
Die Analyse ergab hinsichtlich der RRSO eine relative Reduktion des Sterberisikos um 42 % (aHR 0,58) und des Rezidivrisikos um 32 % (DFS; aHR 0,68) bei ebenfalls deutlich verlängertem BCFI (aHR 0,65). Mit Blick auf das Überleben profitierten die Patient:innen mit gBRCA1-Mutation besonders deutlich (aHR 0,44 vs. aHR 0,85 bei gBRCA2-Mutation; p = 0,001). Dies galt auch für jene mit TNBC (aHR 0,44), verglichen mit HR+ Mammakarzinomen (aHR 0,80).
Bei Betroffenen, die beide Eingriffe erhielten, schienen die Effekte von RRM und RRSO auf das Gesamtüberleben unabhängig voneinander. Der Einfluss der RRSO auf das DFS bzw. das BCFI war bei gleichzeitiger RRM allerdings ausgeprägter (p = 0,054 bzw. p = 0,006).
Laut Prof. Lambertini können die Ergebnisse dazu beitragen, die Beratung von jungen gBRCA1/2-Mutationsträger:innen mit Brustkrebsvorerkrankung zu verbessern. Die Daten eigneten sich aber nicht für die Beratung älterer gesunder Frauen mit Mutationsnachweis.
Quelle:
Lambertini M et al. SABCS 2024; Abstract GS1-08
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