Mechanische Spülung plus Antibiotika senken Komplikationsrate nach Kolektomie nicht

In einer randomisierten Studie untersuchte das Team um die Chirurgin Dr. Laura Koskenvuo vom Universitätsklinikum Helsinki fast 400 Patienten, bei denen eine Kolektomie geplant war. Sie erhielten nach dem Zufallsprinzip am Tag vor der OP entweder eine orale Darmreinigung mit Spülung (2 l Macrogol + 1 l klare Flüssigkeit) plus Antibiotika – oder eben nicht. Bei der Auswertung fanden die Wissenschaftler bis Tag 30 nach dem Eingriff in beiden Gruppen mit 7 % (Vorbereitungsgruppe) bzw. 11 % (Kontrollgruppe) vergleichbar viele Wundinfektionen. Anastomoseninsuffizienzen traten bei jeweils 4 % der Behandelten auf. In der nicht vorbereiteten Gruppe starben zwei Patienten (an einer Pneumonie bzw. einem Myokardinfarkt/Schlaganfall).

Eventuell nur bei manchen Patienten sinnvoll

„Die Darmvorbereitung ist in der Kolonchirurgie unnötig“, titelt daraufhin eine Pressemitteilung der Universität Helsinki. Dieser Schluss könnte allerdings verfrüht sein, warnen Dr. Steven D. Wexner und Dr. Shlomo Yellinek von der Abteilung für Kolorektalchirurgie der Cleveland Clinic Florida in Weston. Auch wenn postoperative Infektionen statistisch ähnlich häufig auftraten, so waren sie doch numerisch seltener in der vorbereiteten Gruppe. Die Teilnehmerzahl sei nicht groß genug gewesen, um kleinere, aber eventuell patientenrelevante Unterschiede aufzudecken oder Subgruppenanalysen zu ermöglichen. Und vor allem Kranke, bei denen eine – besonders infektionsgefährdete – linksseitige kolorektale Anastomose notwendig wird, profitieren möglicherweise von der Vorbereitung.

Die standardmäßige Darmreinigung zu überdenken, könnte sinnvoll sein. Differenzierte Analysen, die die Art der Darm-OP und eventuelle Vorbehandlungen wie eine neoadjuvante Radiochemotherapie berücksichtigen, sind aber dringend geboten. 

Quellen:
1. Koskenvuo L et al. Lancet 2019; DOI: doi.org/10.1016/S0140-6736(19)31269-3
2. Wexner SD, Yellinek S. A.a.O.; DOI: doi.org/10.1016/S0140-6736(19)31897-5
3. Pressemitteilung Universität Helsinki