
Mehr als Verdoppelung des PFS durch isolierte hepatische Perfusion mit Melphalan

Das Aderhautmelanom ist mit etwa 3 % aller Erkrankungen eine seltene Unterart des schwarzen Hautkrebses. Auch nach radikaler chirurgischer oder strahlentherapeutischer Eradikation des Primärtumors entwickelt etwa jede:r zweite Patient:in Metastasen, die sich in mehr als der Hälfte der Fälle ausschließlich auf die Leber beschränken. Das Ansprechen auf systemische Chemotherapien ist begrenzt und auch Checkpoint-Inhibitoren waren bislang nicht besonders wirksam. Das mediane Überleben von Personen mit Uveamelanom und Lebermetastasen beträgt zehn bis zwölf Monate.
Für Erkrankte mit isolierten Leberfiliae wurden bereits verschiedene lokoregionäre Strategien getestet. In einer Phase-3-Studie verglich das Team um Prof. Dr. Dr. Roger Olofsson Bagge, Sahlgrenska Universitätsklinikum in Göteborg, nun die isolierte hepatische Perfusion (IHP) mit Melphalan mit herkömmlichen Therapien nach Wahl der behandelnden Ärzt:innen. Randomisiert erhielten 43 Personen eine IHP und 44 weitere eine Vergleichsbehandlung etwa zur Hälfte Chemotherapien, zu 39 % CPI und im Übrigen andere lokoregionäre Verfahren.
Vorgehen bei der IHP
Im Zuge der isolierten hepatischen Perfusion wird die Leber vollständig von der systemischen Zirkulation abgekoppelt, um sie einmalig mit hohen Konzentrationen des Zytostatikums fluten zu können. In einer retrospektiven Untersuchung hatte die Anwendung von Melphalan bei Patient:innen mit hepatischen Metastasen eines Uveamelanoms die Überlebenszeit von zwölf Monate auf 26 Monate mehr als verdoppelt.
Vielversprechende Ergebnisse
Die Intention-to-treat-Analyse ergab Ansprechraten in Prüfarm vs. Kontrolle von 40 % versus 4,5 % (p < 0,0001). Das mediane PFS wurde mit 7,4 Monaten versus 3,3 Monate mehr als verdoppelt und das Risiko für Progression oder Tod um fast 80 % reduziert (HR 0,21; 95%-KI 0,12–0,36). Ähnliches galt für das auf die Leber beschränkte PFS mit median 9,1 Monaten vs. 3,3 Monate (p < 0,0001).
Schwere Nebenwirkungen traten mit elf vs. sieben Ereignisse unter der IHP häufiger auf als in der Kontrolle. Im Prüfarm gab es einen Todesfall: Dieser betraf einen stark adipösen Patienten und in der Folge wurde ein Body Mass Index von 35 oder höher als Ausschlusskriterium eingeführt. Vermutlich, so die Autor:innen, ist Übergewicht hier als Risikofaktor für chirurgische Eingriffe generell und nicht speziell für das Verfahren der Leberperfusion zu verstehen.
Verglichen mit den bisherigen Behandlungsmöglichkeiten ist die IHP mit Melphalan bei auf die Leber beschränkter Metastasierung eines Uveamelanoms wirksamer, resümieren die Forschenden. Primärer Endpunkt der Studie ist das Gesamtüberleben, aber dafür ist die erste Analyse erst im Lauf dieses Jahres vorgesehen.
Für die IHP gibt es Hinweise darauf, dass die Überlebenschancen mit der Infiltration von zytotoxischen T-Lymphozyten in den Metastasen und einem aktivierten Immunzellprofil im peripheren Blut zu korrelieren scheinen. Studien, in denen CTLA-4- und PD1-Inhibitoren mit lokoregionären Ansätzen kombiniert werden, laufen daher bereits.
Quelle: Olofsson Bagge R et al. J Clin Oncol 2023, DOI: 10.1200/JCO.22.01705
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).