Achillesferse beim metastasierten Uvea-Melanom entdeckt

Josef Gulden

Das Uvea- oder Aderhaut-Melanom ist ein Tumor, der sich vom kutanen Melanom durch erheblich stärkere Aggressivität unterscheidet. Das Uvea- oder Aderhaut-Melanom ist ein Tumor, der sich vom kutanen Melanom durch erheblich stärkere Aggressivität unterscheidet. © thinkstock

Das metastasierte Uvea-Melanom ist einer der aggressivsten Tumoren. Im Gegensatz zum kutanen Melanom schien es bisher sehr resistent gegen Immuntherapien zu sein. Nun haben Onkologen offenbar eine Schwachstelle aufgetan.

Die Arbeitsgruppe von Dr. Steven Rosenberg, National Institutes of Health in Bethesda hat in präklinischen Untersuchungen herausgefunden, dass tumorinfiltrierende Lymphozyten (TIL) aus frisch resezierten Metastasen von Uvea-Melanomen die Tumorzellen angreifen können.

Bisher liegt das Überleben im metastasierten Stadium bei median 13 Monaten

Daraus entstand eine monozentrische Phase-II-Studie, in der bisher 21 Patienten mit metastasiertem Uvea-Melanom behandelt worden sind. Ihnen wurden zunächst Metastasen entnommen, aus denen die Onkologen TIL isolierten und in Kultur vermehrten. Nachdem die Patienten eine lymphodepletierende Konditionierungstherapie mit Cyclophosphamid und Fludarabin erhalten hatten, wurde ihnen eine einzelne Infusion ihrer autologen TIL zusammen mit hoch dosiertem Interleukin-2 verabreicht.

Erhebliche Toxizität

Die Toxizität der Therapie war erheblich und vor allem auf das Konditionierungsregime zurückzuführen: An Nebenwirkungen vom Grad 3 oder höher wurden bei allen Patienten Zytopenien, bei zwei Dritteln Anämien und bei sechs (29 %) Infektionen registriert. Ein Patient verstarb an Multiorgan-Versagen als Folge einer Sepsis.

Primärer Endpunkt war die objektive Ansprechrate nach RECIST 1.0. Die präsentierte Interimsanalyse von 20 Patienten zeigt Remissionen bei sieben Patienten (35 %). Von sechs partiellen Remission sind zwei anhaltend und hatten ihr maximales Ausmaß noch gar nicht erreicht. Ein weiterer Patient zeigte ein komplettes Ansprechen von vielen seiner Leberfiliae, das bereits 21 Monate lang anhält. Zum Vergleich: Bisher beträgt die mediane Überlebensdauer ab Diagnose eines metastasierten Stadiums etwas über 13 Monate. Drei der in dieser Studie in Remission befindlichen Patienten hatten zuvor bereits Checkpoint-Inhibitoren erhalten und waren dagegen refraktär gewesen. Trotzdem muss man diese Ergebnisse natürlich als vorläufig betrachten. Aber sie stellen auf jeden Fall die Auffassung infrage, dass das Uvea-Melanom generell resistent gegen jede Art von Immuntherapie ist. Nicht klar ist bisher, ob die Tumoren der Patienten, die angesprochen haben, spezielle molekulare Mus­ter aufwiesen – entsprechende Untersuchungen sind jedoch geplant.

Metastasiertes Uvea-Melanom ohne Standardtherapie

Das Uvea- oder Aderhaut-Melanom ist ein Tumor, der sich vom kutanen Melanom durch erheblich stärkere Aggressivität (Metastasierung vor allem in die Leber) und durch ein anderes zytogenetisches Profil unterscheidet. Während die neuen Immuntherapien mit Immuncheckpoint-Inhibitoren beim kutanen Melanom in den letzten Jahren spektakuläre Fortschritte gebracht haben, sind entsprechende Versuche beim metastasierten Uvea-Melanom, für das es bisher keine akzeptierte Therapie gibt, enttäuschend verlaufen. Die dadurch bedingte Annahme, dass dieser Tumor generell resistent gegen immunologische Angriffe sei, scheint aber so allgemein nicht richtig zu sein

Im Übrigen wird die Studie mit weiteren Patienten fortgeführt und längere Nachbeobachtungszeiten werden auch Daten zum progressionsfreien Überleben erbringen, mit denen sich die Wirkung der Therapie dann mit historischen Kontrollen vergleichen lässt. Die ziemlich aggressive Chemotherapie dürfte mit Sicherheit nicht die Ursache für die Remissionen gewesen sein, weil das metastasierte Uvea-Melanom sich bisher komplett chemoresistent gezeigt hat. In der vorliegenden Studie sollte die Chemotherapie lediglich das Anwachsen der TIL im Körper erleichtern.

Chandran SS et al. Lancet Oncol 2017, April 7 [Prepub ahead of print, DOI: 10.1016/S1470-2045(17)30251-6]

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