Merkmale, Behandlungsempfehlungen und Studien zu zielgerichteten Therapien

Lara Sommer

Obwohl das Karzinosarkom sehr selten ist, weiß man immer mehr über charakteristische Besonderheiten und mögliche Therapieansätze.
Obwohl das Karzinosarkom sehr selten ist, weiß man immer mehr über charakteristische Besonderheiten und mögliche Therapieansätze. © Andrii Yalanskyi – stock.adobe.com

Bekanntermaßen hat das Karzinosarkom eine schlechtere Prognose als klassische gynäkologische Mali­gnome. Weil es so selten ist, schließen Studien oft nur wenige Betroffene ein. Trotzdem weiß man immer mehr über charakteristische Besonderheiten sowie effizientere und potenzielle zielgerichtete Therapien.
 

Über die zwei Phasen, aus denen sich ein Karzinosarkom (CS) zusammensetzt, klärte Dr. ­Ignacio ­Romero, Instituto Valenciano de Oncologia, Valencia, auf. Es finden sich im Malignom eine epitheliale und eine mesen­chymale Komponente gemeinsamen Ursprungs. Der Karzinomanteil bestimmt vorrangig über die Prognose, wobei eine hochgradige Histologie mit einem kürzeren PFS verbunden ist, so der Experte.

Epidemiologie

Uterine CS machen insgesamt weniger als 5 % aller Krebserkrankungen der Gebärmutter aus, verantworten aber über 16 % der Todesfälle. Die Hauptrisikofaktoren Übergewicht, Tamoxifen und Kinderlosigkeit stimmen mit denen des Endometrium­karzinoms überein. Bezüglich der Epidemiologie bereiteten dem Referenten zwei Entwicklungen Sorgen: „Das Alter neu diagnostizierter Patientinnen lag früher jenseits von 70 Jahren. Heute beträgt es 67 Jahre. Die zweite besorgniserregende Entwicklung ist, dass die Inzidenz jedes Jahr um 2,7 % steigt.“

Prognose 

Die Prognose eines uterinen CS hänge vom FIGO-Staging analog zum Endometriumkarzinom ab. Das Fünf-Jahres-Überleben sinkt von 70 % im Stadium I auf 15 % im Stadium IV, vorausgesetzt, der Tumor wurde vollständig entfernt. Verglichen mit Karzinosarkom­patientinnen hätten selbst Erkrankte mit serösen und klarzelligen Tumoren bessere Überlebensaussichten. Als prognostisch ungünstige Faktoren erwiesen sich:

  • Durchmesser ≥ 5 cm
  • Invasion des Myometriums
  • lymphovaskuläre Invasion
  • Lymphknotenmetastasen
  • rhabdomyoblastische Differen­zierung
  • Operationsrest > 1 cm

Defekte in der Mismatchreparatur wirken sich hingegen positiv auf das Outcome aus.

Entstehung und ­Metastasierung

Mittlerweile gilt als erwiesen, dass beide Teile des Tumors von einer gemeinsamen Vorläuferzelle ausgehen, welche später transdifferenziert. „Wir wissen, dass der Sarkomanteil monoklonal ist. Die mesenchymale Komponente teilt mehr als 73 % der Mutationen des epithelialen Anteils“, erläuterte Dr. Romero. 

Als Forschende in 118 Fällen die Streuung des Tumors untersuchten, handelte es sich bei 61,9 % der Metastasen um reine Karzinome, 16,8 % waren reine Sarkome und 21,2 % wiesen eine Mischform auf. „Wenn die Karzinom­komponente dominant ist, wird die Ausbreitung über das lymphatische System erfolgen. Ist es der Sarkomanteil, treten eher lokale Rückfälle auf“, fügte der Referent hinzu.

Klassifikation und Vergleich mit anderen Entitäten 

Grundsätzlich ist es möglich, die molekulare Klassifikation für Endometriumkarzinome auch auf Karzinosarkome anzuwenden. In den Daten des Tissue Cancer Genome Atlas (TCGA) hatten allerdings nur 2 % der untersuchten CS eine ­POLE-Mutation und 4 % wurden als mikrosatelliteninstabil klassifiziert. Gemäß Forschungsergebnissen aus Japan könnten die beiden Merkmale auch bei dieser Entität auf ein besseres PFS hinweisen. 

Mit HGSOC* haben Karzinosarkome vor allem die Rate an p53-Mutationen (91 % vs. 88 %) sowie eine besonders ausgeprägte genomische Instabilität gemeinsam. „Diese ist sogar höher als beim HGSOC, das dabei gemäß TCGA den zweiten Rang einnimmt“, stellte Dr. Romero klar. BRCA-Defekte lägen jedoch wesentlich seltener vor (BRCA2 3,5 %). In beiden Entitäten treten CCNE1-Amplifikationen auf. Für den Einsatz von PARP-Inhibitoren müsse möglicherweise die Gewebsherkunft berücksichtigt werden: Eine HRD-Signatur habe man bei uterinen CS   nur in 25 % der Fälle identifiziert, verglichen mit 60 % aller ovarialen Karzinosarkome.

Die größte Gemeinsamkeit zwischen CS und Endometriumtumoren ist die Rate, mit der Mutationen in ARID1A und KRAS sowie HER2-Amplifikationen auftreten. Ein wesentlicher Unterschied besteht darin, dass MSI bei Karzinosarkomen die Ausnahme darstellt.

Epitheliale Komponente

Mesenchymale Kompoente

low grade

keine Subformen

homolog

uterinen Ursprungs

high grade

endometroid

 

Leiomyosarkom

 

serös

 

endometriales Stromasarkom

 

klarzellig

heterolog

extrauterin

 

undifferenziert

 

Rhabdomyosarkom

 

muzinös

 

Chondrosarkom

 

plattenepithelartig

 

Liposarkom

Aktuelle Versorgung 

Bis vor Kurzem haben keine Konsens-Empfehlungen für dieses Krankheitsbild existiert. „Die Philosophie der Behandlung ist der maximale chirurgische Einsatz“, fasste Dr. Romero zusammen. In frühen Stadien sei eine Lymphadenektomie verpflichtend und die Entfernung von Sentinel-Lymphknoten möglich. Bei fortgeschrittener Erkrankung entferne man alle Lymphknoten, die als vergrößert auffallen.

POLE-mutierte CS in frühen Stadien können die Behandelnden auch zunächst beobachten. Die meisten Erkrankungen fallen jedoch in die Hochrisiko-Kategorie, dies betrifft vor allem p53-mutierte Tumoren. Dort behandele man auch im Frühstadium adjuvant bevorzugt mit Chemotherapie. Bestrahlung spiele im Vergleich eine eher nachrangige Rolle.

Neue Behandlungsansätze

HER2 ist in 9–23 % aller uterinen CS amplifiziert. Präklinische Erhebungen zu T-DXd existierten bereits. „Es gibt auch klinische Daten für dieses Medikament in Karzinosarkomen mit einer Ansprechrate von fast 50 %“, fügte der Experte hinzu. In einer Studie werde gerade geprüft, ob Trastuzumab oder Trastuzumab/Pertuzumab zusätzlich zur Chemotherapie einen Vorteil bei HER2+ endometrialen CS und uterinen serösen Karzinomen bringen.

p53-Defekte und PI3K als mögliche Angriffspunkte

„Der Weg, CCNE1-Amplifikationen auszunutzen, sind CDK-Inhibitoren oder WEE1-Inhibitoren“, adressierte Dr. Romero eine weitere genetische Veränderung, die in 9 % der Fälle auftrat. Für WEE1-Inhibitoren, die auf Zellen ohne intakte p53-Funktion abzielen, gibt es bisher keine Daten in Karzinosarkomen. In serösen uterinen Tumoren hätte diese Substanzklasse eine Ansprechrate von 29 % erreicht. Momentan laufen zwei Studien, die sich mit dieser Fragestellung beschäftigen.

Mikrosatelliteninstabilität tauge in dieser Entität wenig, um Kandidatinnen für Immuntherapien auszuwählen. Man beobachtet im sarkomatösen Abschnitt eine stärkere Infiltration von T-Zellen, wohingegen sich der karzinomatöse Teil häufiger als PD-L1-positiv erweist. In Kohorten mit sehr wenigen CS-Patientinnen hätten die Ansprechraten zwischen 0 und 25 % gelegen. Als zehn Betroffene mit Karzinosarkomen in einem explorativen Studienarm eine Kombination aus Cabozantinib und Nivolumab erhielten, gab es eine partielle Remission und fünf stabile Erkrankungen (RR 10 %). „Dies brachte ins Spiel, eine Kombination aus Cabozantinib, einem Angiogenesehemmer, und Immuntherapie beim Karzino­sarkom anzuwenden“, erläuterte der Referent. Auf Pazopanib alleine habe hingegen in einer anderen Studie keiner von 19 Tumoren angesprochen. 

In die PI3K-Signalkaskade setzte Dr. Romero die größten Hoffnungen. Allein PI3KCA selbst sei in 35 % der CS mutiert. Jedoch ist eine Phase-2-Untersuchung mit dem PI3K-Inhibitor Buparlisib (BKM120) in einer Population, die auch fünf Karzinosarkompatientinnen umfasste, gescheitert. Unklar bleibe, ob dies im Wirkstoff oder der Zielstruktur begründet liege.

* high grade sereous ovarian carcinoma

Quelle:
Romero I. ESMO Gynaecological Cancers Congress 2023; Vortrag „State-of-the-art management in carcinosarkoma – from the biology to treatment“

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Obwohl das Karzinosarkom sehr selten ist, weiß man immer mehr über charakteristische Besonderheiten und mögliche Therapieansätze.
Obwohl das Karzinosarkom sehr selten ist, weiß man immer mehr über charakteristische Besonderheiten und mögliche Therapieansätze. © Andrii Yalanskyi – stock.adobe.com