Mieses Wetter schlägt auf die Leber

Elisa Sophie Breuer

Eine nicht alkoholische Steatohepatitis mündet
in unter 5 % der Fälle in eine Leberzirrhose, so die derzeitige Annahme. Eine nicht alkoholische Steatohepatitis mündet in unter 5 % der Fälle in eine Leberzirrhose, so die derzeitige Annahme. © thinkstock

Mit jedem Grad Celsius mehr nimmt der Einfluss von Alkohol auf eine Leberzirrhose ab. Patienten im Stadium Child C könnten zudem von einer Langzeitantibiotikagabe profitieren. Die sechs wichtigsten Schlagzeilen vom internationalen Leberkongress.

In Ländern, in denen es meist kalt und dunkel ist, greifen die Einwohner offenbar schneller mal zur Flasche – und entwickeln dadurch öfter einen Leberschaden. Zu diesem Ergebnis kam ein internationales Forscherteam um Dr. Neil D. Shah, Division of Gastroenterology and Hepatology, University of North Carolina at Chapel Hill School of Medicine. Die Forscher analysierten die Daten von 190 Ländern im Hinblick auf die hepatische Vernarbung und Wetter.

Mit jedem Grad Celsius mehr reduzierte sich der Einfluss des Alkohols (alcohol-attributable fraction) auf eine Leberzirrhose um 0,3 %. Die Autoren erklären das Phänomen so: Zum einen "wärmt" Alkohol, zum anderen sind wenige Sonnenstunden mit Depressionen und diese wiederum mit Alkoholabusus assoziiert.

Blutspender auf Hepatitis E testen

In den letzten Jahren kam die Diskussion auf, ob man Spenderblut auch auf RNA des Hepatitis-E-Virus testen sollte. Eine Infektion mit diesem Erreger ist i.d.R. asymptomatisch und persistiert meist nur zwei bis sechs Wochen. Für Personen mit Immunsuppression birgt sie jedoch die Gefahr einer Leberzirrhose oder des Organversagens.

Deshalb testete die Arbeitsgruppe um Dirk Westhölter­, I. Medizinische Klinik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, 13 441 Blutspender auf den Erreger. Und siehe da: Bei 15 Personen fand sich ein positiver Befund (0,11 %), 14 davon waren asymptomatisch. Bisher ging man davon aus, dass weniger Spender das Virus in sich tragen. Bereits neun immunsupprimierte Patienten hatten das Blut eines asymptomatischen Spenders erhalten, bei einem einzigen ließ sich die Virus-RNA im Serum nachweisen. Dieser Patient starb durch Leberversagen nach einer Pseudomonas-Sepsis.

Länger leben Dank Antibiotika bei fortgeschrittener Zirrhose

Eine Antibiotikatherapie bei Patienten mit Leberzirrhose im Stadium Child C reduziert nicht nur das Infektions-, sondern auch das Mortalitätsrisiko. In einer Phase-3-Studie erhielten 291 Patienten täglich entweder 400 mg Norfloxacin oder Placebo über ein halbes Jahr. In diesem Zeitraum starben weniger Leberkranke unter Verum (15,3  vs. 24,5 %). Auch ein halbes Jahr später hielt der Effekt noch an, nach einem Jahr bestand hingegen kein Unterschied mehr. Die Zahl der Infektionen blieb über den kompletten Zeitraum unter dem Antibiotikum reduziert, berichtet die Autorengruppe um Dr. Richard Moreau, Hépatologie, Hôpital Beaujon, Clichy. Komplikationen aufgrund der Lebererkrankung traten in beiden Gruppen ähnlich häufig auf.

Weniger Rezidive nach Stuhltransplantation bei Enzephalopathie

Patienten, die von einer hepatischen Enzephalopathie betroffen sind, könnten künftig von einer fäkalen Mikrobiomtransplantation (FMT) profitieren – so das Studienergebnis einer Arbeitsgruppe um Professor Dr. Jasmohan Bajaj, Department of Internal Medicine, Virginia Commonwealth University, Richmond. 20 Männer mit hepatischer Enzephalopathie erhielten entweder die Standardtherapie mit Laktulose und Rifaximin alleine oder zusätzlich ein Breitbrandantibiotikum für fünf Tage, gefolgt von einer FMT.

Im erweiterten Testarm mussten weniger Patienten nach der Behandlung wieder in eine Klinik eingewiesen werden (2 vs. 11). Insbesondere verringerte sich die Zahl der Hospitalisierungstage wegen der Enzephalopathie (0 vs. 6.) Ein weiterer Vorteil der Übertragung: Die kognitiven Funktionen besserten sich danach signifikant.

Tierisches Eiweiß kann zur Fettleber führen

Wer häufig Fleisch, Fisch oder Käse mit hohem Eiweißanteil isst, hat ein erhöhtes Risiko für eine nicht-alkoholische Fettleber und damit assoziierte Erkrankungen. Dies legen Daten von 3440 Personen der prospektiven Rotterdam Studie im durchschnittlichen Alter von 71 Jahren nahe. 70 % der Teilnehmer waren übergewichtig, 35 % von ihnen wiesen eine Fettleber auf.

Laut den Wissenschaftlern um Dr. Louise­ Alferink­ vom Erasmus Medical Centre in Rotterdam steigerte eine eiweißreiche Ernährungsweise vor allem bei adipösen Personen die Wahrscheinlichkeit einer Fettleber. Und daran hatten tierische Proteine den größten Anteil. Ein weiteres Ergebnis: Fruktose ist nicht – wie bisher vermutet – per se mit der Erkrankung assoziiert.

Albumin reduziert Sterberate bei dekompensierter Leberzirrhose

Humanalbumin verringert die Mortalitätsrate bei Patienten mit dekompensierter Leberzirrhose, erklärten die Forscher um Professor Dr. Mauro Bernardi, Dipartimento di Scienze Mediche e Chirurgiche, Università di Bologna. An der ANSWER­ Studie nahmen 440 Zirrhose-Patienten mit Aszites teil, die entweder ausschließlich Diuretika oder zusätzlich 40 g Human­albumin i.v. erhielten (zweimal pro Woche die ersten beiden Wochen, danach einmal wöchentlich). Die Beigabe senkte das Sterberisiko um 38 %. Zusätzlich verbesserte es das Aszites-Management sowie die Lebensqualität und verringerte das Auftreten von schweren Komplikationen sowie Hospitalisierungen.

Quelle: The International Liver Congress 2017

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Eine nicht alkoholische Steatohepatitis mündet
in unter 5 % der Fälle in eine Leberzirrhose, so die derzeitige Annahme. Eine nicht alkoholische Steatohepatitis mündet in unter 5 % der Fälle in eine Leberzirrhose, so die derzeitige Annahme. © thinkstock