Migräne vorbeugen ohne Medikamente

Dr. Anne Benckendorff

Es gibt neue Leitlinien im Bereich der nichtmedikamentösen Behandlung der Migräne. Es gibt neue Leitlinien im Bereich der nichtmedikamentösen Behandlung der Migräne. © fotolia/Antonioguillem

Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft hat eine neue Leitlinie zur nicht medikamentösen Behandlung vorgelegt. Demnach eignet sich diese vor allem für die Prophylaxe.

Etwa 10 % der Bevölkerung leiden an Migräne, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Die hier vorgestellten Möglichkeiten der nicht medikamentösen Behandlung sind als Ergänzung zu – an anderer Stelle beschriebenen – medikamentösen Therapieansätzen zu verstehen. Die Therapie des individuellen Patienten sollte daher immer beide Bausteine berücksichtigen. Die neue Leitlinie unterteilt die nicht medikamentösen Verfahren zur Prophylaxe von Migräneanfällen in die Beratung der Patienten, Entspannungsverfahren, Ausdauertraining, kognitive Verhaltenstherapie und Biofeedbackverfahren.

Beratung der Patienten

Bereits die Beratung der Patienten kann die Häufigkeit der Kopfschmerzen signifikant verringern. Dabei werden die Patienten mit einem zeitlichen Aufwand von mindestens 30 Minuten darüber informiert, wie sie beispielsweise Kopfschmerzauslöser mithilfe eines Kopfschmerztagebuchs erkennen können, welche körperlichen Übungen gegen Migräne helfen und/oder wie sie ihr Schlafverhalten verbessern können. Einen moderaten positiven Effekt hat die Beratung zudem auf die Lebensqualität. Auch internetbasiert scheint Beratung nach derzeitiger Datenlage effektiv zu sein.

Entspannungsverfahren

Die wichtigsten Entspannungsverfahren sind die progressive Muskelentspannung nach Jacobson (PMR), das autogene Training und die Meditation. Dabei ist vor allem die PMR leicht zu erlernen und unkompliziert überall einsetzbar. Bei regelmäßiger Anwendung lässt sich die Anzahl der Migränetage pro Monat um 35 bis 45 % reduzieren. Voraussetzung ist, dass täglich mindestens 15 bis 20 Minuten geübt wird, und das möglichst auch direkt im Alltag wie beispielsweise am Arbeitsplatz.

Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)

Die KVT wird üblicherweise von approbierten psychologischen Psychotherapeuten durchgeführt und kann stationär oder ambulant erfolgen. Es stehen speziell für Migräne-Patienten konzipierte standardisierte Programme sowohl für die Einzel- als auch für die Gruppentherapie zur Verfügung. Schwerpunkte der Behandlung sind, den Körper in Belas­tungssituationen wahrzunehmen und Zusammenhänge zwischen Gedanken und körperlichen Prozessen zu erkennen. Sodann können Strategien zur Beeinflussung dieser Prozesse erlernt und schließlich ungünstige Einstellungen und Gewohnheiten verändert werden. Eine KVT in Kombination mit medikamentöser Prophylaxe ist beiden jeweiligen Monotherapien überlegen. Der Zeitbedarf beträgt im Mittel etwa zehn bis 25 Stunden. Von der KVT profitieren besonders Patienten mit (zu) hoher Leistungsorientierung.

Biofeedbackverfahren

Zur Prophylaxe von Migräneanfällen werden unterschiedliche Biofeedbackverfahren erfolgreich eingesetzt. Dazu zählen Vasokonstriktionstraining, Temperatur-Biofeedback, Hautleitwert-Biofeedback und elektromyographisches Biofeedback. Dabei werden normalerweise unbewusste Signale des Körpers über Sensoren erfasst und dem Patienten zurückgemeldet. Ziel ist es, diese Prozesse sodann willentlich zu beeinflussen. Wahrscheinlich macht weniger die tatsächliche Symptomkontrolle, sondern eher die Überzeugung einer Symptomkontrolle den Erfolg dieses Behandlungsverfahrens aus. Verschiedene Neurofeedbackverfahren mit EEG befinden sich in der Entwicklung.Auch akuten Anfall mit Biofeedback behandeln?

Ausdauertraining

Schließlich wurde auch der Einfluss von Ausdauertraining auf die Häufigkeit von Migräneattacken untersucht. Allerdings ist die Datenlage hier uneinheitlich und wenig umfangreich. In den wenigen verfügbaren Untersuchungen wurde über eine Verringerung der Anfallshäufigkeit und der Schmerzintensität berichtet.

Nicht medikamentöse Behandlung akuter Anfälle

Neben den beschriebenen umfangreichen Arbeiten zur Anfallsprophylaxe existieren sehr begrenzte Daten zur Anwendung von nicht-medikamentösen Verfahren zur Behandlung akuter Migräneanfälle: Demnach kann die BVP(blood volume pulse)-Biofeedbacktherapie in dieser Situa­tion wirksam sein. Vergleichsdaten zur medikamentösen Therapie liegen nicht vor.

Kropp P et al. Nervenheilkunde 2016; 7-8: 502-515

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Es gibt neue Leitlinien im Bereich der nichtmedikamentösen Behandlung der Migräne. Es gibt neue Leitlinien im Bereich der nichtmedikamentösen Behandlung der Migräne. © fotolia/Antonioguillem