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Mit Drainage und Zement

Therapie der Wahl beim thorakalen Chondrosarkom ist die radikale Entfernung des Tumors. Wenn diese gelingt, haben die Patienten nach der Brustwandrekonstruktion eine gute Prognose, so Denis Yang Gersdorf vom Asklepios Klinikum St. Georg in Hamburg und Kollegen.
Zur Stabilisierung des Thorax stehen verschiedene Techniken zur Verfügung. Mit Netzen lässt sich die Wand des Brustkorbs leicht decken. Um einzelne Rippen zu stabilisieren oder komplexere Defekte im Sternumbereich zu versorgen, nutzt man Titanplatten und dazugehörige Systeme. Außerdem gibt es auch humane und porcine Bioprothesen, mit denen die nahezu physiologische Rekonstruktion der Brustwand gelingt. Die neueste Entwicklung: passgenaue Rippenimplantate aus dem 3D-Drucker.
Das ist alles wunderbar, solang die benötigten Materialien pünktlich vor Ort ankommen. Wie man sich behelfen kann, wenn pandemie- oder kriegsbedingt Lieferengpässe herrschen, beschreibt das Hamburger Team am Beispiel eines 72-jährigen Patienten.
Der Mann kam wegen eines 8 cm großen, nicht-verschieblichen, schmerzhaften Tumors oberhalb der rechten Mamille in die Klinik.
Schon in der Bildgebung ließ sich die Destruktion der Rippen 4–6 erkennen, die Biopsie und histologische Aufbereitung ergab ein Chondrosarkom. Das Staging ergab keine Fernmetastasen, weshalb die Ärzte in der Tumorkonferenz für eine primäre operative Entfernung plädierten. Beim ersten Eingriff wurde die Raumforderung unter Einbeziehung der Rippen 4, 5 und 6 und der angrenzenden Pleura parietalis entfernt. Die Stabilisierung erfolgte zunächst provisorisch mit einem Vicrylnetz und anschließender Plattenosteosynthese. In der Histologie fanden sich noch Tumorausläufer im Schnittrand, sodass die Chirurgen nachresezieren mussten.
Die Rekonstruktion des knöchernen Thorax war zunächst mit individuellen Prothesen aus dem 3D-Druckverfahren geplant. Wegen pandemiebedingter Lieferengpässe stand diese Versorgung jedoch nicht zeitnah zur Verfügung. Deshalb entschieden sich die Chirurgen für einen Ersatz der Rippen mit Knochenzement. Bei diesem Eingriff entfernten die Kollegen zuerst den interkostalen Weichteilmantel unterhalb der dritten und oberhalb der siebten Rippe.
Künstliche Rippen wurden passend modelliert
Zur Rekonstruktion des knöchernen Thorax überbrückten sie die resezierten Rippenanteile mit Platten. Als Führung für den Knochen-
zement nutzten sie größenadaptierte Drainagen, die sie über die Platten streiften und mit Knochenzement befüllten. Durch eine Modellierung des noch weichen Materials ließ sich die individuelle Rippenform nachstellen. Abschließend wurden die künstlichen Rippen angebohrt und mittig mit nicht-resorbierbarer Kordel verbunden, um physiologische Atemexkursionen des Brustkorbs zu ermöglichen.
Auch diese OP überstand der Patient komplikationslos, nach zehn Tagen konnte er das Krankenhaus verlassen. Im eingesandten Gewebe fanden sich keine Hinweise auf ein Sarkom, es wurde also ein R0-Status erreicht. Ob sich die ungewöhnliche Thoraxstabilisierung auch dauerhaft bewährt, muss sich allerdings noch zeigen.
Quelle: Yang Gersdorf D. Hamburger Ärzteblatt 2023; 9: 36-37 © Hamburger Ärzteverlag, Hamburg
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