Mit Pillen gegen Adipositas?

Maria Weiß

Bei Betroffenen mit Adipositas plus Typ-2-Diabetes führen bariatrische Operationen zu einer Lebensverlängerung von durchschnittlich neun Jahren. Bei Betroffenen mit Adipositas plus Typ-2-Diabetes führen bariatrische Operationen zu einer Lebensverlängerung von durchschnittlich neun Jahren. © New Africa – stock.adobe.com

Ob der Patient nun Diabetes hat oder nicht: Bei Adipositas steht die Gewichtsreduktion immer an erster Stelle. Überwichtige mit der Stoffwechselstörung tun sich dabei aber besonders schwer.

Die zurzeit stark beworbenen neuen Medikamente zur Gewichtsabnahme stammen alle aus dem Bereich der Diabetologie. Das kommt nicht von ungefähr, erklärte Prof. Dr. Bernd­ Schultes­ vom Stoffwechselzentrum St. Gallen­: Etwa jeder Vierte mit starker Adipositas hat zusätzlich zum Übergewicht noch Typ-2-Diabetes, so der Diabetologe. Bei diesen Patienten ist im Vergleich zu Fettleibigen ohne Diabetes die Mortalität noch einmal deutlich erhöht.

Bei Betroffenen mit Adipositas plus Typ-2-Diabetes führen bariatrische Operationen zu einer Lebensverlängerung von durchschnittlich neun Jahren. Zur Pharmakotherapie gibt es derartige Daten bislang nicht, sodass man insbesondere bei den Patienten mit Diabetes eine bariatrische Operation erwägen sollte, meinte Prof. Schultes­.

Beseitigt wird die Stoffwechselkrankheit aber auch durch die Operation nicht. Ein Jahr nach dem Eingriff ist die Insulinsensitivität zwar deutlich gebessert, wobei nahezu die Werte von adipösen Nicht-­Diabetikern erreicht werden. Die Insulinsekretion selbst steigt nach oraler Glukose­gabe aber nur geringfügig an, sie erreicht niemals das Ausmaß wie bei Übergewichtigen ohne die Stoffwechselerkrankung. Postoperativ ist aber die Sekretion von GLP1* massiv erhöht, was dazu führt, dass sich der Diabetes abschwächt und es den Patietnen leichter fällt, weniger zu essen.

Daher war es naheliegend, die GLP1-­Rezeptor­agonisten in der Adipositasbehandlung einzusetzen, erläuterte der Referent und verwies darauf, dass Liraglutid­ 3 mg für diese Indikation bereits zugelassen ist. Die entsprechenden Studien hatten adipöse Menschen mit und ohne Diabetes eingeschlossen, beschrieb Prof. Schultes­. In beiden Gruppen hatte der Wirkstoff zur deutlichen Gewichtsabnahme geführt, die aber bei Vorliegen eines Typ-2-Diabetes geringer ausgefallen war. Eine Gewichtsabnahme von mehr als 8 % hatten nur wenige der Teilnehmer mit Diabetes erreicht, bei denjenigen ohne die Stoffwechselstörung oder mit Prä­diabetes fast alle. Ähnliche Daten gibt es für Semaglutid­ 2,4 mg. Aber auch für diesen GLP1-­Rezeptor­agonisten fällt die Gewichtsabnahme bei gleichzeitig bestehendem Diabetes merklich geringer aus.

In Kürze wird für Patienten mit Typ-2-Diabetes auch Tirzepatid­ auf den Markt kommen, kündigte der Referent an. Unter diesem sogenannten Twinkretin­ erreichen zwar auch Menschen mit gestörtem Glukosestoffwechsel häufig eine Gewichtsabnahme von mehr als 10 %. Adipöse Patienten ohne Diabetes verlieren aber auch mit dieser Sustanz mehr Gewicht als die Stoffwechselkranken.

* Glucagon-like peptide-1 

Kongressbericht: Diabetes Herbsttagung 2022

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Bei Betroffenen mit Adipositas plus Typ-2-Diabetes führen bariatrische Operationen zu einer Lebensverlängerung von durchschnittlich neun Jahren. Bei Betroffenen mit Adipositas plus Typ-2-Diabetes führen bariatrische Operationen zu einer Lebensverlängerung von durchschnittlich neun Jahren. © New Africa – stock.adobe.com